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Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Titel: Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)
Autoren: Markus Majowski
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Besserung.“
    Was soll ich denn jetzt machen? Was steht sonst noch an? Heute Abend auf die Bühne – ich brauche jetzt meinen Mittagsschlaf! Träumend Struktur ergattern, das ist gut. Um halb fünf klingelt das Telefon wie verrückt. Der Telekom-Mann hat meine komplette Verbindung zur Außenwelt abgeschnitten, nur das Handy hat er verschont. Es ist meine Mutter: „Markus, warum gehst du nicht ans Telefon? Herbert und dein Vater. Von Karajan. Sie sind im Fernsehen. Die ‚Alpensymphonie‘. Neujahrskonzert 1978. Junge! Nie erreicht man dich, wenn es mal was Wichtiges gibt!“
    Zwei Stunden „Kulturzeit“. Danach raus ins Freie, eine Stunde spazieren gehen. Eine Kleinigkeit zur Stärkung. Und dann ab ins Theater. Um 23 Uhr ist nettes Beisammensein mit den Kollegen. Null Uhr: Schicht im Schacht.
    Es gibt aber auch andere Tage! Letzte Woche zum Beispiel habe ich morgens geschlagene drei Stunden gebraucht, um mich zu rasieren. Im Ernst, drei Stunden! Alle haben sie auf einmal angerufen: die ganze Familie, die Freunde, einfach alle. „Was, du bist in Berlin? Warum weiß ich nichts davon?“ „Hm?“ „Wie bitte, du gehst nächste Woche auf Tournee? Das musst du mir unbedingt erzählen. Ich komme vorbei und koche was für dich.“ „Ja, gut“, sage ich, „komm vorbei und koch was für mich.“ „Ich bring auch noch Fabio, Katja, Ann und Enie mit!“ „Ja, mach das. Und alle anderen auch. Ich freu mich. Bis gleich.“
    Ausgerechnet heute! Ich bin doch gerade erst angekommen. Okay, lade ich sie einfach alle ein. Ein toller Plan, dann hab ich’s hinter mir. Ein großes Fest mit zwanzig Leuten, das ist super. Aber bitte nicht jeder einzeln. Ich ertrag das nicht, wenn mich mein Gegenüber beim Essen erwartungsvoll anstarrt, weil er oder sie gerade für mich gekocht hat. Dieser ganz spezielle Blick, kennen Sie den? „Hat’s ihm geschmeckt? Warum sagt er nichts? Guck mal, es hat ihm nicht geschmeckt!“ Ich krieg die Krätze. Daher ist es mir lieber, wenn sie alle kommen. In der Masse kann ich dann öfter mal so tun, als wäre ich nicht gemeint, wenn mich einer durchdringend anstarrt.
    Mich macht das ja schon ganz wuschig, wenn mich mein Hund ständig beim Essen anhimmelt. All diese Energie, all diese Liebe! Klar, ich bin in letzter Zeit wenig zu Hause. „Du willst mich vielleicht nicht aus den Augen lassen, mein kleiner Stinker?“, denke ich liebevoll. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass er fast blind ist. Er ist mittlerweile sechzehn Jahre und starrt mich mit diesem fiesen Röntgenblick an.
    „Du kleiner Fratz. Ich will einfach nur essen! Einfach nur in Ruhe essen. Mich ernähren!“ Meine Privatsphäre beim Essen in den eigenen vier Wänden ist mir heilig. Das liegt daran, dass ich im Restaurant beim Essen immerzu beobachtet werde. Nicht immer angenehm als Prominenter: Beachtung! Aber zu Hause? Vielen Dank! Erklären Sie das mal meinem Hund. Jedes Mal, wenn ich etwas schneide oder zerteile, fängt er an, einen verrückten Stepptanz aufzuführen mit seinen kleinen Pfötchen. Er tippelt von links nach rechts, von rechts nach links, niest und hustet ununterbrochen und strahlt dabei etwas aus von einem übermotivierten Alleinunterhalter. Ja! Er macht einen auf Robbie Williams. Er genießt das Leben. Er ist Mr. Rock ’n Roll. Und ich? Ich gehe wandern. Das ist zwar total unsexy, aber wenigstens finde ich da meine Ruhe. Und dann singe ich:
    Es stürmt und hagelt.
    Guck nach draußen – ist das Herbst?
    Du sitzt im Warmen, während du Gedanken
    In deinem Hirn verfärbst.
    Und faszinierend mit anzusehen
    Ist auch das Drumherum,
    Manche sehen’s gelassen,
    Die anderen fallen vor Kummer um.
    Das Alte weicht und etwas Neues entsteht.
    Du hast die Chance und die Zeit – also nutze, was geht!
    Kehr den Schutt und die Scherben,
    Die tief in deinem Herzen sind.
    Um Glück zu ahnen,
    Lausche dem Pfeifen vom Wind.
    Sei einfach Kind,
    Lass einen Drachen in die Lüfte steigen.
    Doch gib gut acht, sonst hängt er bald im Baum
    Zwischen den Zweigen.
    Komm, lass es raus und
    Lass den Sommer vergehen.
    Frische Luft und statt der Sonne
    Immer mehr kalter Regen.
    Lass Veränderung geschehen,
    Lass es zu und komm mit!
    Wenn du’s genau so siehst wie ich,
    Mensch, mach deinen Song zum Hit.
    Bunte Blätter und Äste tanzen im Takt zur Musik,
    Das durchdringende Rascheln komponiert die Sinfonie.
    Wenn du die Übersicht im Kopf hast, geht’s dir gut,
    Geh gelassen an die Sachen, voller Mut.
    Wenn dir Fehler unterlaufen,
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