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Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Titel: Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)
Autoren: Markus Majowski
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bin für die Weiterentwicklung von Spracheingabe an Computern im Jahr 2012. Da schreibe ich nämlich dieses Buch, was Sie, werter Leser, werte Leserin, gerade in Händen halten. Ich kann ja ziemlich schusselig sein, aber das funktioniert echt prima. Ich freue mich, dass mein Computer so gut mit mir zusammenarbeitet. Alles, was ich aufgeschrieben habe, kann ich jetzt ganz hervorragend in ihn hinein diktieren. Ich bin begeistert. So, zurück zu 3nach9 und meinem Tagebuch:
    „Ich schaffe das: Mein Roboter wird fahren – oder laufen. Egal, Hauptsache er bewegt sich. Er wird eine Art ‚Zweites Gesicht‘ haben, indem ich ihm meinen SX 45 obendrauf setze in sein Roboterangesicht. Der SX 45 ist ein Smartphone der ersten Generation. Schließlich werde ich den Roboter von meinem Computer fernsteuern und ihm über WLAN den Impuls für das SX 45 zum Singen geben. Dazu muss ich mir aber erst mal eine WLAN-Karte kaufen und noch so ein paar andere Dinge. Das mache ich morgen. Singen wird der Roboter über eine MP3-Datei aus meinem Media-Player, und das Lied wird gregorianisch sein: ‚In Paradisum‘! Sehr schön und angemessen dieser Choral.
    ‚In paradisum deducant te angeli;
    in tuo adventu suscipiant te martyres,
    et perducant te in civitatem sanctam Ierusalem.
    Chorus angelorum te suscipiat,
    et cum Lazaro, quondam paupere,
    aeternam habeas requiem.‘
    ‚Zum Paradies mögen Engel dich geleiten,
    die heiligen Märtyrer dich begrüßen
    und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem.
    Die Chöre der Engel mögen dich empfangen,
    und mit Lazarus, dem einst armen,
    mögest du ewige Ruhe haben.‘
    Den Karajan musste ich gar nicht lange üben, den konnte ich noch aus Kindheitstagen. Für die Sendung habe ich mich dann doch entschieden, von Richard Strauss ‚Eine Alpensymphonie‘ zu dirigieren. Das hat ganz schön Eindruck gemacht, obwohl ich so aufgeregt war wie selten in meinem Leben.
    ‚In Paradisum‘ hab ich live gesungen, quasi als Bonus-Track. Wenn die wüssten, dass ich mich eigentlich nur ablenken wollte von meiner inneren Aufregung!
    Gut, so weit möchte ich jetzt gar nicht ausholen. Unser Julius kam jedenfalls pünktlich zur Welt. Und wenn ich hier schreibe, dass er genau am selben Tag und exakt auf die Minute geboren wurde, in der mein geliebter Vater Heinrich dreizehn Jahre zuvor gestorben war, so ist das die Wahrheit. Als Julius endlich da war, da hatten meine Frau, unser Sohn und ich siebenunddreißig Stunden Geburtsarbeit hinter uns. Meine Nackenstarre war schlagartig verflogen.
    Auf dem Standesamt wurde der Name von unserem neuen Erdenbürger akzeptiert. Er heißt nun Julius Kimo Sylvester Majowski. Kimo ist mein Lieblingsname. Und es tönt der Himmel, wenn ich ihn sage. Warum? Das frage ich nicht, es fühlt sich einfach gut an.“
    So weit mein Tagebuch, geschrieben in einer ganz besonderen Zeit, in der oft nicht an so etwas wie Alltag zu denken war. Aber wissen Sie, wie ein ganz normaler Tag bei mir aussieht?
    So zum Beispiel: Ich bin seit ein paar Tagen in einer fremden Stadt zu einem Gastspiel. Ich habe eine schöne Wohnung mit Garten angemietet. Und ich stehe auf. Also, ich versuche es. Ich versuche, richtig aufzustehen. Das heißt, strukturiert in den Tag zu kommen und nicht verschrumpelt und zerzaust durch den halben Vormittag zu bummeln. Nein, ich mache eines nach dem anderen. Struktur!
    Atmen. Dehnen, strecken. Pantoffeln anziehen, Zähne putzen. Ein kurzes Gebet, Kaffee kochen, Obst schnippeln, gemütlich frühstücken. Etwas lesen, Nachrichten im Radio hören. Eine schöne Musik zum Reinkommen in die guten Gefühle. Zu Hause in Berlin anrufen, meinem Sohn einen schönen Schultag wünschen, ein Schwätzchen mit meiner Frau halten. Dann plötzlich – ich schaue aus dem Fenster in der Küche, draußen der verträumte Garten – entdecke ich einen kleinen zarten Eisstern an der Scheibe. Oder ist es eine Spinnwebe? Egal. Was ich sehe, ist Struktur! Struktur in Reinform.
    „Ja“, denk ich, „ich will auch so ein Eisstern sein oder eine Spinnwebe.“ Ich mache die Terrassentür auf, gehe nach draußen, hole tief Luft. Herrlich! Ich inhaliere Struktur. Draußen ist es kalt. Ein bisschen sehr kalt. Plötzlich läuft meine Nase. Ich suche nach einem Taschentuch. Was finde ich? Die Parkquittung von gestern, Flughafen Nürnberg. „Achtundvierzig Euro für einen Tag!“, denke ich erschreckt. Ich beschließe, mein Auto zu verkaufen. Da stehe ich also und verabschiede mich innerlich von meinem alten
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