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0524 - Er raubte die mordende Göttin

0524 - Er raubte die mordende Göttin

Titel: 0524 - Er raubte die mordende Göttin
Autoren: Jason Dark
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An diesem Ort wurde der Tod zur Gestalt. Hier wehten die Stimmen der Verstorbenen mit dem ewigen Wind durch die Wüste hinein. Hier war die Finsternis besonders intensiv, als würden die Schwingen des Todes selbst die Sterne und das Licht des Mondes verdecken.
    Das alles wußte die schöne Phädra, und sie freute sich trotzdem darauf, in die geheimnisvolle Totenstadt gehen zu können, wo sie ihrem Leben ein Ende setzen wollte.
    So jedenfalls mußte es aussehen…
    Daß ihr die Häscher auf der Spur waren, hatte sie noch rechtzeitig genug erfahren. Jemand hatte es ihr heimlich zugeflüstert, einer, der es gut mit ihr meinte. So hatte sie die Stadt verlassen, um den langen Weg in die Totenstadt einzuschlagen.
    Phädra erreichte sie kurz vor der Tageswende. Am Tage knallte die Sonne erbarmungslos auf die Erde, doch die Nächte waren kalt.
    Da stöhnten und ächzten die tagsüber aufgeheizten Steine unter den extremen Temperaturschwankungen. Möglicherweise waren das die Stimmen der Verstorbenen, die einsame Wanderer oft genug von der Totenstadt her vernommen hatten.
    Phädra war allein unterwegs. Sie bewegte sich sicher zwischen den hohen Grabsteinen, als wäre sie hier aufgewachsen. Zur Feier des Tages hatte sie ihren prächtigen Schmuck angelegt. Ringe und Reifen aus Gold, bestückt mit kostbaren Perlen. Auf dem Kopf trug sie einen Gegenstand, der einer Königinnen-Krone ähnlich sah, ebenfalls aus Gold bestand und ihr tiefschwarzes Haar völlig verdeckte.
    Zum Schutz gegen die Kälte hatte Phädra einen Umhang um die Schultern geschlungen. Das Kleidungsstück schimmerte in einem tiefen Violett.
    Zwei Schalen umrahmten die kleinen Brüste, die durch eine Kette miteinander verbunden waren. Ebenfalls durch eine Kette gehalten wurde das goldfarbene Tuch, das ihre Scham bedeckte. An den Füßen trug sie die flachen Sandalen, die fast bis zu den Knien hoch geschnürt waren.
    Phädra war eine schöne Frau, und sie wußte dies. Auch zahlreiche Männer und Liebhaber hatten dies gewußt, doch es war ihnen schlecht bekommen. Als sie bei einer Wanderung durch die Totenstadt daran dachte, verzog sich ihr geschminktes Gesicht zu einem Lächeln.
    Sie hatte keine Erdfarben aufgelegt, nein, eine Frau wie sie wollte auffallen, deshalb zeigte ihr Gesicht eine starke Schminke, die besonders die Augen betonte, wo die violetten Ovale den gleichen Farbton besaßen wie der lange Umhang.
    Die Felsen wuchsen höher. Manchmal bildeten sie über ihrem Kopf ein schützendes Dach. Dann wieder verbreiterten sich die Wege, die zu einem Gräberfeld führten.
    Als Monumente wuchsen die von Künstlerhand geschaffenen Steine in die Höhe.
    Einige von ihnen besaßen die Umrisse unheimlicher Vögel, Schlangen oder fliegender Drachen. In diesen Friedhof war viel mit hineingebracht worden, was die Phantasie der Menschen stets beflügelt hatte.
    Aber auch der falkenköpfige Totengott Horus war hier und da zu sehen. Der Schädel wuchs dann aus dem Gestein, als wollte er die Stätte des Sterbens überwachen.
    Phädra kannte den Weg genau. Sie duckte sich an einem Grabmal vorbei, und gelangte an einen Platz, der wie die Kante eines Felsplateaus abschloß.
    Nur brauchte sie hier nicht zu springen. Sie konnte über die Stufen gehen, die Sklavenhände in mühevoller Arbeit in den harten Fels hineingeschlagen hatten.
    Ihr Weg führte zum Grabmal, zum Tod, zu ihren Geliebten, zwischen denen sie sich wohl fühlte.
    Um sie herum wehte der Wind. Er fuhr in Spalten und Risse, sang um Ecken und wimmerte manchmal wie eine gepeinigte Kreatur, die dicht vor dem Ende stand.
    Die feinen Sandkörner wehten ihr ins Gesicht. Phädra spürte sie wie Nadelstiche. Die große Grabkammer lag ziemlich ungünstig, denn dort unten fing sich der Wind und ließ all das zurück, was er auf seinem langen Weg von der Wüste her mitgebracht hatte.
    Am Ende der Treppe wuchs vor ihr ein viereckiges, wuchtiges Steinmonument in die Höhe.
    Die Grabkammer!
    Sie war verschlossen, aber nicht für denjenigen, der den Trick mit der Öffnung kannte.
    Phädra war eingeweiht.
    Sie kniete nieder. Ihre schlanken, ebenfalls beringten Finger glitten über das Gestein des Bodens und suchten nach einem entsprechenden Kontakt, den sie schon beim ersten Versuch fand.
    Es war nur eine kleine Platte. Sie unterschied sich in ihrer dreieckigen von den viereckigen Formen der Steine. Mit der rechten Hand drückte Phädra dagegen.
    Hätte der Wind nicht so gejammert, wären ihr sehr wohl die beiden knackenden Laute
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