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0524 - Er raubte die mordende Göttin

0524 - Er raubte die mordende Göttin

Titel: 0524 - Er raubte die mordende Göttin
Autoren: Jason Dark
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aufgefallen. Der große viereckige Felsenstein wich vor ihr zur Seite.
    Jetzt lag das Grab offen vor ihr!
    Phädra betrat es noch nicht. Sie wartete ab, bis der Stein seinen neuen Platz eingenommen hatte. So lange starrte sie in die absolute Finsternis, aus der ihr etwas entgegenwehte. Es war ein widerlicher Geruch, eine Mischung aus Moder und Blut…
    Der Geruch des Todes…
    Sie atmete ihn ein. Ihre Nasenflügel bebten dabei, in die dunklen Augen trat ein hartes Leuchten, denn sie wußte nun, daß sie sich endgültig am Ziel befand.
    Phädra übertrat die Schwelle. Sie glitt hinein in das zwischen den Wänden lauernde Grauen der alten Totenkammer, und sie schmeckte dabei abermals den widerlichen Geruch auf den Lippen, der sie überhaupt nicht irritierte.
    So schritt sie vor, drehte sich nach rechts und griff wie eine Blinde, aber dennoch zielsicher dorthin, wo die Fackel in einer Spalte in der Wand steckte.
    Darunter, auf dem Boden, stand eine kleine Schale. Und neben ihr lagen zwei sehr wichtige Gegenstände. Die beiden Steine, aus denen sie Feuer schlagen konnte.
    Phädra bückte sich und bekam die Steine sofort zu fassen. Über der mit leicht brennbarem Pulver gefüllten Schale rieb sie die Steine gegeneinander, so daß Funken entstanden, die auch auf das Pulver schlugen. Nach einer Weile setzten sie das Pulver mit einem puffenden Geräusch in Brand.
    Die Frau zuckte zurück. Wie eine gierige Tatze war die Flamme an ihrem Gesicht vorbeigehuscht, in der Schale zischte und knisterte es noch, und Phädra blies vorsichtig hinein, denn das Feuer durfte nicht verlöschen. Es bereitete einfach zuviel Mühe, es wieder von neuem zu entfachen.
    Sie griff zur Fackel, deren oberes Ende ebenfalls mit einem leicht brennbaren Material getränkt und bestrichen worden war. Schon bald leckten die Flammen aus der Schale daran hoch, und allmählich wurde die Dunkelheit der unheimlichen Grabkammer aufgerissen.
    Wenn sie sonst hergekommen war und einen Toten mit sich geschleift hatte, war der Eingang stets von ihr verschlossen worden. In dieser Nacht nicht mehr, denn es sollte ihr letzter Besuch an der Stätte des Todes werden.
    Sie hielt die Fackel hoch, damit das Licht ein entsprechendes Spiel bekam, und schritt tiefer in die Grabkammer hinein. Das Spiel aus Licht und Schatten hüllte sie ein, es zuckte auch vor, bis fast gegen die hohe Decke und tanzte als gespenstische Farce über die Steinwände der Grabkammer.
    Nur ihre Schritte und das leise Fauchen der Flamme waren zu vernehmen. Der Boden bestand ebenfalls aus Stein. Im Gegensatz zu den Wänden wirkte er wie gefegt oder blankgeputzt.
    Je tiefer Phädra in die große Grabkammer hineinschritt, um so intensiver nahm sie den widerlichen Geruch war. Er strömte ihr vom Boden her entgegen, wo diejenigen im Kreis lagen, denen ihr nächtlicher Besuch galt.
    Es waren die Toten, die Ermordeten, die von ihr umgebrachten Liebhaber.
    Sie lagen nebeneinander, wie aufgereiht. Von links nach rechts.
    Denn mit dem ganz links Liegenden hatte sie begonnen, und sie hatte immer wieder das gleiche getan. Ihnen mit dem Obsidiandolch die Kehlen aufgeschnitten.
    In der Grabkammer hatten sie ihre letzten Ruhestätten gefunden.
    Sie sahen verschieden aus, die ältesten fast verwest, der ganz rechts liegende Tote kaum verändert. Nur an der Nasenspitze fehlte bereits ein Stück Haut.
    Über den Toten erhob sich die Wand. In ihr befand sich eine Lücke, ein Viereck, in dem sie den Trank verwahrte, den sie sich bis zu dieser düsteren Nacht aufgehoben hatte. Die Fackel klemmte sie in einem Spalt fest, griff mit beiden Händen in die Öffnung und entnahm ihr ein Gefäß, das durch einen runden Deckel verschlossen war.
    Sie lächelte, als sie auf den Deckel schaute, und das Lächeln wirkte im Licht so verzerrt wie das Grinsen einer Teufelin.
    Neun Liebhaber hatte sie besessen, neun Tote lagen vor ihren Füßen. Sie würde bald als zehnte vor ihnen liegen und war den Foltern der Soldaten damit entkommen.
    Mit spitzen Fingern nahm Phädra den Deckel ab und stellte ihn in das Viereck. Dann drehte sie sich herum und schaute auf den Eingang des finsteren Grabes.
    Die Schale hatte sie mit beiden Händen umfaßt. Noch einmal reckte sie sich und fühlte sich in diesen Momenten als Königin über Leben und Sterben.
    Sie schaute auf die dunkle Flüssigkeit in der Schale, die eigentlich eine grüne Farbe besaß, in dieser Umgebung aber nicht hervortrat.
    Dann führte sie die Schale langsam zum Mund.
    Und eine Stimme
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