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0524 - Er raubte die mordende Göttin

0524 - Er raubte die mordende Göttin

Titel: 0524 - Er raubte die mordende Göttin
Autoren: Jason Dark
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passieren.
    Ich wandte meinen Blick nicht ab, ich tat etwas anderes und zückte mein Kreuz.
    Noch hielt ich die Faust darum geschlossen, aber ich hob bereits die Hand, um eine gewisse Höhe zu erreichen, die ungemein wichtig war.
    Sie sprach mich an. Flüsternd, siegessicher, und sie holte abermals ihren Obsidiandolch hervor, dessen scharfe Klinge mich ins Jenseits befördern sollte.
    Mein Spiel war riskant. Ich ließ sie kommen, ohne mir selbst einen Schutz zu gewähren. Bis zum letzten Augenblick wollte ich warten, sie dann überraschen.
    Noch hielt sich Phädra im Flur auf. Der nächste Schritt schon brachte sie in den Wohnraum und damit näher an mir heran.
    »John Sinclair – das dritte Opfer auf meiner langen Liste«, flüsterte sie. »Ich freue mich besonders auf dich. Niemand kann mir entfliehen, ich bekomme jeden.« Sie drehte den Dolch so, daß die Klinge zu einem schimmernden Reflex wurde, bevor sie auf mich zeigte.
    Jetzt spürte ich die Macht ihrer Augen. Ich kam mir ebenfalls vor, als würde ich über dem Boden schweben, und sie ging noch einen Schritt auf mich zu.
    »Niemand stoppt mich!« versprach sie mir, »niemand…«
    »Wirklich nicht?« Es fiel mir schwer, die Antwort zu geben und gleichzeitig die Faust zu öffnen, so daß mein Kreuz endlich freilag und sie darauf schauen konnte.
    Phädra blieb stehen.
    Es war für sie ein Schock, ein Schlag ins Gesicht. Sie sah das Kreuz, sie sah das Auge, und sie hörte meine Worte, als ich die Formel sprach. »Terra pestem teneto – Salus hic maneto…«
    Im gleichen Augenblick fühlte ich mich wieder besser. Die Kraft kehrte zurück, ich konnte etwas unternehmen, aber ich wartete vergebens auf das helle Licht, das Strahlen, das sonst entstand, wenn ich die Aktivierungsformel rief.
    Reagierte das Kreuz nicht? Fiel mein großer Plan zusammen wie ein Kartenhaus?
    Doch, es reagierte. Nur nicht an den Enden, wo die Anfangsbuchstaben der vier Haupterzengel eingraviert worden waren.
    Über der Mitte, wo einst wichtige magische Zeichen zu sehen gewesen waren, strahlte etwas in einem hellen, kalten Blau auf: das Allsehende Auge!
    Ein Auge in einem Dreieck – mit der Spitze nach oben zeigend – ein Symbol, das bei den alten Ägyptern als Darstellung des Osiris gebraucht und später von der christlichen Kirche übernommen wurde. Es soll den Menschen an die alle Geheimnisse durchdringende Wachsamkeit Gottes erinnern und das Böse unter der Sonne zerstören.
    Ich bewegte mich nicht. Ich mußte alles dem Allsehenden Auge überlassen, dessen blaues Strahlen für Phädra das reinste Gift war.
    »Nimm es weg!« schrie sie, drehte sich zur Seite und hob beide Arme schützend vor ihr Gesicht.
    »Nein, es bleibt!«
    Und Phädra erlebte die Hölle!
    ***
    Meneris war da. Er wollte Suko töten. Nach all der langen Zeit noch einmal vernichten, wie er es als Krieger gewohnt war.
    Suko erwartete ihn mit der Peitsche, auch die Beretta hielt es schußbereit.
    Beides brauchte er nicht einzusetzen. Plötzlich vernahm er ein Heulen und Knirschen, das allerdings nicht von außen an seine Ohren drang, dafür aus der Gestalt des Meneris/Ramir drang.
    Das gespensterhafte Wesen drehte sich vor Sukos Augen. Innerhalb des Körpers geriet alles in Bewegung, eine Spirale entstand, die so hart und schnell um die eigene Achse wirbelte, daß sie mit ihrer Kraft den Körper zerstörte und als Staubwolke hinwegwehte.
    Es gab keinen Meneris mehr und auch keinen Ramir Ghur. Nur wußte Suko nicht, wie es dazu gekommen war…
    ***
    Der Schrei zitterte durch meine Wohnung. Selbst wenn ich mich in den hintersten Winkel verkrochen hätte, ich hätte ihn überall gehört.
    Phädra hatte ihn ausgestoßen, denn sie erlebte am eigenen Leibe mit, wie das Grauen zerstört wurde.
    Ihre Hände fuhren hoch und schwebten über dem Kopf, als wollte sie mir einen Tempeltanz vorführen.
    Die Obsidianklinge zuckte gegen ihren Kopf, wühlte sich durch die Haarpracht, wurde gedreht und verfing sich in dem kronenartigen Gegenstand auf ihrem Schädel.
    Das war Phädras Ende.
    Was ich nun zu sehen bekam, glich einem fürchterlichen Alptraum. Krone und Dolch verhedderten sich, lösten sich zwar nicht auf, wurden aber zu einer weichen Masse.
    Die Masse rann in ihre schwarze Haarflut, verklebte sie zu dicken Strähnen, die mich an schwarze Schlangen erinnerten. Und die Masse drückte weiter.
    Hinein in den Kopf, das Gesicht, den Körper…
    Ich möchte auf Einzelheiten der Beschreibung verzichten. Was ich zu sehen bekam, war
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