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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben
Autoren: Beate Sommer
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man bei jedem erwarten, der sich hier durch das Dickicht gekämpft hat. Alles Weitere kann ich erst nach der Obduktion sagen. Woran er gestorben ist. Und auch wann«, fügte er schnell hinzu, als er sah, dass Hackenholt zu einer weiteren Frage ansetzen wollte.
    »Ein bisschen mehr wirst du uns doch auch jetzt schon verraten können, Maurice. Was ist beispielsweise mit der Wunde an der Stirn?«
    Der Mediziner seufzte. »Gerade die muss ich mir unter dem Mikroskop ganz genau anschauen, bevor ich sagen kann, ob er auf einen sehr harten Gegenstand gestürzt ist oder absichtlich niedergeschlagen wurde. Der Schädelknochen ist jedenfalls gebrochen. Habt ihr vielleicht einen Stein gefunden, auf den er aufgeschlagen sein könnte?« Puellen sah Hackenholt und Mur fragend an.
    Die Leiterin der Spurensicherung starrte aus zusammengekniffenen Augen zurück und wies dann wortlos auf mehrere unmittelbar neben dem Mediziner halb aus dem Waldboden herausragende Felsblöcke.
    »Und der ungefähre Zeitpunkt des Todes?«, fragte Hackenholt schnell nach, da er befürchtete, Mur würde sich bei Puellen doch noch erkundigen, ob er eigentlich Augen im Kopf hatte.
    »Wenn er die ganze Zeit hier draußen gelegen hat, können es ein bis zwei Wochen gewesen sein. In einer geheizten Wohnung wären es dagegen wohl nur ein paar Tage.« Damit erhob sich der Rechtsmediziner endlich wieder, zupfte einige Kletten von seinen Hosenbeinen ab und legte die kleine Picknickdecke zusammen, bevor er sie in seinem Arztkoffer verstaute. Dann sah er sich suchend um. »Und wie komme ich jetzt von hier zum Auto zurück?«
    Hackenholt lächelte. »Komm, ich begleite dich. Ich muss sowieso noch mit dem Spaziergänger reden, der den Toten gefunden hat.«
    Bei den Fahrzeugen verabschiedete Hackenholt Dr. Puellen und sah sich suchend nach den zwei Streifenbeamten um. Sie waren mit ihrem Auto verschwunden, nur der Zeuge wartete mit seinem Hund noch geduldig neben Hackenholts Wagen.
    »Falls Sie die beiden Polizisten suchen, die mussten dringend weg. Ich soll Ihnen ausrichten, dass sie Ihnen ihr Protokoll zusenden werden.«
    Hackenholt sah auf die Uhr. Dreiviertel drei. Das konnte nur eins bedeuten: Die Kollegen hatten Frühschicht und wollten sich vor ihrem am gleichen Abend beginnenden Nachtdienst lieber eine Runde aufs Ohr hauen, statt noch Überstunden zu schieben. Während Hackenholt mit sich rang, ob er die beiden über die Einsatzzentrale zurückbeordern lassen sollte, kam ein weiterer Streifenwagen mit alten Bekannten den Waldweg entlanggeholpert: Christian Berger und seine Kollegin. Hatte der Einsatz mit den beiden unwilligsten Streifendienstlern der PI Ost begonnen, so wurden diese jetzt durch zwei äußerst engagierte und fähige Kollegen abgelöst. Mit einem Schlag verbesserte sich Hackenholts Laune um ein Vielfaches.
    »Tut mir leid, dass wir nicht nahtlos an unsere Vorgänger anknüpfen konnten«, entschuldigte sich Berger zur Begrüßung, »aber wir wurden auf dem Weg durch einen Unfall aufgehalten.«
    Hackenholt setzte die beiden grob über das Geschehene ins Bild und bat sie, zu Christine Mur in den Wald zu gehen. Schließlich musste die nähere Umgebung noch nach den Plastiktüten des Obdachlosen abgesucht werden. Dann wandte sich der Hauptkommissar endlich dem noch immer geduldig wartenden Hundebesitzer zu.
    »Kommen Sie, setzen wir uns in mein Auto, dort tue ich mich mit dem Schreiben leichter. Und dann erzählen Sie mir mal, wie es kam, dass Sie den Mann gefunden haben.«
    »Ich war mit Niko, meinem Hund, unterwegs«, erklärte der Rentner. »Seit ich in Pension bin, machen wir oft lange Spaziergänge. Und bevor Sie fragen: Niko war nicht angeleint. Er ist ein braves Tier, tut keiner Menschenseele was zuleide – und auch keinem Eichhörnchen. Außerdem hört er eigentlich immer aufs Wort. Aber heute ist Niko plötzlich ins Dickicht gerannt und hat ganz schauerlich zu bellen und winseln angefangen. Also bin ich hinterher, und da lag der Tote. Ich habe ihn natürlich nicht angefasst, sondern Niko schnell angeleint und auf den Weg zurückgezerrt. Anschließend habe ich mit meinem Handy den Notruf gewählt. Es war gar nicht einfach zu beschreiben, wo genau ich mich im Wald befand. Der Mann am Telefon hat sich nicht besonders gut ausgekannt und musste ewig in seinem Computer suchen. Na, und dann hat die Warterei begonnen, bis alle nacheinander eingetrudelt sind.«
    »Kommen Sie öfter hier vorbei?«
    Der Mann nickte. »Das ist quasi unsere Hausstrecke.
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