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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben
Autoren: Beate Sommer
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»Grandios. Und was machen wir jetzt?«
    »Wir zahlen und gehen.«
    Sophie überlegte, dann schüttelte sie den Kopf. »Fahr du zu deinem Einsatz, ich bleibe hier. Ich habe mich die ganze Woche schon auf den Restaurantbesuch gefreut, jetzt will ich das Essen auch probieren. Und deine Portion kann ich mir ja einpacken lassen«, fügte sie mit einem fröhlichen Grinsen hinzu. Ganz so, als wäre es ihr gerade eben erst eingefallen.
    Hackenholt fuhr Richtung Rehhof, bog vorher am Mögeldorfer Plärrer jedoch in die Schmausenbuckstraße ab, durchquerte die Unterführung und hielt dann auf der schnurgeraden Straße auf den Tiergarten zu. Unmittelbar vor dem Eingang teilte sich die Straße. Rechts ging es zu weiteren Parkplätzen und dem Wohnstift am Tiergarten in der Bingstraße. Hackenholt hielt sich links und folgte dem Weg in den Wald. Nach hundert Metern gabelte sich die Straße erneut: Rechts führte sie zum Hochbehälter Schmausenbuck, doch Mur hatte ihm eingeschärft, auf dem unteren, schmaleren Weg zu bleiben und immer weiter geradeaus zu fahren. An einen Baum genagelt entdeckte er schließlich auch das beschriebene hölzerne Straßenschild, das dem Waldweg den Namen »Sandweg« gab. Lange Zeit erstreckte sich rechter Hand ein alter Holzzaun. Überrascht las Hackenholt an einer Tafel neben einer Einfahrt, dass das Areal zum Naturkindergarten »Waldwichtel e. V.« gehörte. Der Mischwald war an dieser Stelle dicht gewachsen, sodass das Licht schummrig wurde, obwohl über den Wipfeln die Sonne von einem tiefblauen Himmel lachte. Hackenholt schaltete das Licht seines Autos ein. Endlich, auch wenn es objektiv nur wenige Minuten gewesen sein konnten, endete der Teerweg, und der Hauptkommissar erreichte eine Schneise im Wald, in der die Hochspannungsleitungen zum Umspannwerk in Rehhof verliefen, dann ging es wieder in den Wald. Hackenholt war schon an zwei Wegkreuzungen vorbeigekommen, bevor er an der nächsten den lang erwarteten Streifenwagen und die Fahrzeuge der Spurensicherung erblickte. Er parkte und stieg aus. Hatte er erwartet, die beiden im Streifenwagen sitzenden uniformierten Kollegen würden es ihm gleichtun, wurde er enttäuscht. Der Beifahrer ließ lediglich das Fenster hinunter und wies Hackenholt nach einer äußerst knappen Begrüßung an, immer geradeaus in das Dickicht zu gehen. Nach rund hundert Metern würde er an den Ort kommen, an dem der Spaziergänger die Leiche gefunden hatte.
    »Und wer kümmert sich um den Mann?«, fragte Hackenholt irritiert. Das lethargische Verhalten des Kollegen ärgerte ihn.
    Der junge Streifenbeamte zuckte nur mit den Schultern. »Ich nehme an, die von der Spurensicherung.«
    »Ich meine nicht den Toten, sondern den Spaziergänger! Wer kümmert sich um den? Das ist wohl kaum Aufgabe der Spurensicherung!«, fauchte Hackenholt. »Vielleicht hätten Sie jetzt endlich die Güte auszusteigen, Herr Kollege, und mich zum Fundort zu bringen. Und Sie«, wandte er sich an den im Fahrersitz lümmelnden zweiten Beamten, »kümmern sich schleunigst um den Zeugen, den Sie bislang so sträflich vernachlässigt haben!«
    Unbewusst war er dazu übergegangen, die Kollegen zu siezen. Nun trat er einen Schritt vom Auto zurück und sah die beiden auffordernd an, weshalb ihm auch nicht der vielsagende Blick entging, den sie sich gegenseitig zuwarfen, wobei der Jüngere entnervt die Augen verdrehte. Hackenholt beschloss, es dieses Mal nicht auf sich beruhen zu lassen, sondern eine offizielle Beschwerde zu schreiben. Immer wieder gab es mit den Kollegen von der PI Ost Probleme. Stand die PI West im Ruf, äußerst gewissenhaft und exakt zu arbeiten, stand die PI Ost im genau gegenteiligen. Nein, das stimmte so nun auch wieder nicht. Er durfte nicht anfangen zu verallgemeinern. Es gab nur ein paar einzelne Beamte, die immer wieder Sand ins Getriebe streuten und damit ihre gesamte Dienststelle, wenn nicht sogar den Polizeiapparat als solchen, in Misskredit brachten. Ein paar wenige, die die ganze gute Arbeit und die Bemühungen aller anderen Kollegen mit einem Schlag zunichtemachten, da sich das menschliche Gehirn in der Regel lieber an Pannen erinnert als an die Fälle, in denen alles glattgelaufen ist.
    Hackenholt ließ den Kollegen den Vortritt. Obwohl sich mittlerweile vom häufigen Hin- und Herlaufen so etwas wie ein schmaler Trampelpfad gebildet hatte, war das Gestrüpp am Waldboden dicht. Die Streifenbeamten hatten ihre dicken Lederhandschuhe angezogen, um sich vor Kratzern an den Händen
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