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112 - Magos Höllenschädel

112 - Magos Höllenschädel

Titel: 112 - Magos Höllenschädel
Autoren: A.F.Morland
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Mitten auf der Straße entstand ein feuerroter Lichtkegel, und aus diesem stieg der hagere Dämon, der sein Aussehen diesmal geringfügig verändert hatte, um weniger aufzufallen. Der Feuerschein erlosch hinter ihm, und er stand breitbeinig da, umwallt von einem langen, schwarzen Umhang. In seinen dürren, klauenhaften Händen hielt er einen Totenschädel, den er mit seiner Magie zu einer gefährlichen Waffe gemacht hatte.
    Rick Davenport hob den Kopf, als es wieder grell blitzte. Eine Sekunde danach ließ ein gewaltiger Donner das Haus erbeben, und Davenport kräuselte verdrossen die Nase.
    Er war zwar nicht aus Zucker, aber er liebte es dennoch nicht, auf dem Heimweg naß bis auf die Haut zu werden.
    Es war wieder einmal spät geworden. Jetzt erst wurde sich Davenport dessen bewußt. Wenn er arbeitete, vergaß er die Zeit. Er schaute kaum mal auf die Uhr.
    Der junge schlanke Mann mit dem rotblonden Vollbart hatte keinen alltäglichen Beruf, aber auch diese Arbeit mußte jemand tun.
    Davenport fand nichts dabei, in einem Beerdigungsinstitut beschäftigt zu sein, doch wenn man ihn fragte, womit er sich seinen Lebensunterhalt verdiente, gab er zumeist ausweichende Antworten, weil er die Erfahrung gemacht hatte, daß sich die Leute ängstlich von ihm zurückzogen, sobald sie von seiner Tätigkeit erfuhren.
    In letzter Zeit war die Anzahl der Todesfälle drastisch angestiegen. Zwei Morde, mehrere Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang – und das wechselhafte Wetter hatte einige alte Menschen dahingerafft. Die Toten mußten versorgt werden, und es gab zuwenig Arbeitskräfte im Institut »Seelenfrieden«, wodurch Rick Davenport gezwungen war, Überstunden zu machen.
    Für gewöhnlich unterstützte ihn Oscar Quarshie, der Besitzer des Bestattungsunternehmens, doch heute ließ Mr. Quarshie seinen Gehilfen allein, weil er die längst fällige Wurzelresektion an seinem Schneidezahn nicht länger aufschieben konnte.
    Das Beerdigungsinstitut »Seelenfrieden« war in mehrere Abteilungen gegliedert. Es gab einen Empfangs- und Beratungsraum für Kunden, Oscar Quarshies Büro, einen Schauraum, in dem die unterschiedlichsten Sargmodelle ausgestellt waren, und einen Raum, in dem die Toten kosmetisch behandelt wurden, damit die Angehörigen, die von den Verblichenen Abschied nehmen wollten, keinen Schock bekamen.
    In diesem Kosmetikraum befand sich Rick Davenport. In den Särgen, die er alle geschlossen hatte, leisteten ihm vier Leichen Gesellschaft.
    Er war kein ängstlicher Typ, sonst hätte er hier nicht arbeiten können. Dennoch zuckte er beim nächsten Donner heftig zusammen, denn ihm war, als hätte der Faustschlag eines Riesen das Haus getroffen.
    Das Licht flackerte, und für einen Moment sah es so aus, als würde der Strom ausfallen, aber dann fing sich das Licht, und es blieb hell.
    Davenport begab sich in das winzige Bad und wusch sich die Hände. Er warf dabei einen Blick in den Spiegel und erschrak.
    »Wie ein Gespenst siehst du aus«, murmelte er. »Du arbeitest zuviel und schläfst zuwenig. Lange hältst du das nicht mehr durch, Junge.«
    Er trocknete sich die Hände ab, und plötzlich hatte er das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Ihm war, als würde er von jemandem durchdringend angestarrt.
    Rasch drehte er sich um, doch es war niemand zu sehen. Davenport hängte das Handtuch an den Haken, und zwischen seinen Schulterblättern bildete sich eine unangenehme Gänsehaut.
    Die ersten Regentropfen fielen. Schwer und laut schlugen sie gegen die Fenster.
    »Verdammter Mist!« sagte Rick Davenport ärgerlich, denn er besaß kein Auto, und mit dem Fahrrad konnte er jetzt nicht nach Hause fahren.
    Wieder flammten grell geästelte Blitze auf, und der nächste Donner schien die Lichtleitung entzweigerissen zu haben. Schlagartig war es dunkel im Beerdigungsinstitut.
    Eine unheimliche Finsternis ergriff von allen Räumen Besitz, und Rick Davenport vernahm das leise Wimmern einer Tür, die sich bewegte.
    Er mußte nach dem Rechten sehen. Zögernd setzte er sich in Bewegung, während sich seine Nerven mehr und mehr spannten.
    Waren Einbrecher am Werk? Wer ist schon so verrückt und bricht in ein Beerdigungsinstitut ein? fragte sich Davenport und strich sich mit der Hand unruhig über den Vollbart.
    Er arbeitete seit drei Jahren hier, aber noch nie hatte er sich so unbehaglich gefühlt.
    Davenport näherte sich der Tür. Das Rauschen des Regens wurde stetig lauter, und ein kalter Hauch wehte dem jungen Mann ins
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