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112 - Magos Höllenschädel

112 - Magos Höllenschädel

Titel: 112 - Magos Höllenschädel
Autoren: A.F.Morland
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versicherte der junge Mann seinem Arbeitgeber.
    »Es spukt also. Und wie spukt es?« wollte Oscar Quarshie wissen.
    Sein Angestellter erzählte ihm, was er beobachtet hatte.
    »Wenn ich Sie nicht so gut kennen würde, Davenport, würde ich denken, Sie wollen mich auf den Arm nehmen.«
    »Werden Sie kommen, Mr. Quarshie?«
    Der Bestattungsunternehmer seufzte. »Muß ich wohl. Aber das eine sage ich Ihnen: Sollten Sie mich für nichts und wieder nichts aus dem Haus gelockt haben, können Sie etwas erleben.« Er legte auf.
    Tara Quarshie hatte nicht viel von dem Gespräch mitbekommen.
    Sie wußte nur, daß ihr Mann noch mal das Haus verlassen würde – bei diesem Wetter und in seinem Zustand.
    »Das ist sehr unvernünftig von dir, Oscar«, sagte sie und wiegte den Kopf.
    Ihr Mann hob die Schultern. »Was soll ich denn machen, Tara? Wenn im Institut etwas nicht in Ordnung ist, muß ich mich darum kümmern. Schließlich bin ich der Besitzer.«
    »Das hat bestimmt auch bis morgen Zeit«, sagte Tara Quarshie überzeugt. »Morgen regnet es nicht mehr, und deine Schmerzen haben bestimmt auch bis dahin nachgelassen.«
    »Wenn du Davenports Stimme gehört hättest, wüßtest du, daß die Sache keinen Aufschub duldet, Tara«, sagte der Leichenbestatter. »Und nun halte mich nicht länger auf, ja?«
    Quarshie zog einen knöchellangen Regenmantel an und setzte einen breitkrempigen Hut auf.
    »Was kann mir der Regen jetzt noch anhaben?« sagte er zu seiner Frau. Er betastete vorsichtig seine Oberlippe. »Merkwürdig. Ich habe keine Schmerzen mehr. Ablenkung scheint fast noch besser zu sein als dein Kamillengebräu.«
    Obwohl es nicht weit zum Beerdigungsinstitut »Seelenfrieden«
    war, wollte Oscar Quarshie den Wagen nehmen.
    Als er die Haustür zuklappte, schüttelte Tara Quarshie den Kopf.
    »Warum sind Männer nur immer so schrecklich unvernünftig?«
    seufzte sie. »Konnten die Toten und die Särge denn nicht bis morgen warten?«
    ***
    Der magische Schädel bewegte sich durch die Finsternis, als würde er auf einem Körper sitzen, der ihn trug. In Wahrheit befand sich Magos unsichtbare Magie darunter. Sie ließ den Totenkopf schweben.
    Langsam verließ er den Kosmetikraum. Er schaukelte durch den Ausstellungsraum und näherte sich der Glastür, hinter der sich Rick Davenport befand.
    Der junge Mann sprach noch mit seinem Chef. Jetzt legte er den Hörer auf die Gabel und ließ sich ächzend auf die Schreibtischkante nieder.
    Kalter Schweiß bedeckte seine Stirn. Er hatte zum erstenmal Angst hier drinnen, und er fragte sich, von wem dieser unheimliche Zauber inszeniert worden war – und warum!
    Wenn Quarshie den Wagen nahm – was anzunehmen war –, mußte er in Kürze erscheinen. Inzwischen wollte sich Rick Davenport mit einer Zigarette beruhigen.
    Er würde das Büro seines Chefs erst verlassen, wenn Quarshie eingetroffen war, keineswegs früher. Ein eisiger Schauer durchlief ihn, als er an das Licht dachte, das aus dem Kindersarg gestrahlt hatte – und darüber hatte der Totenschädel geschwebt, als hätte er von dem kleinen weißen Sarg Besitz ergriffen gehabt!
    Er klopfte nervös seine Taschen ab, suchte die Zigaretten, und als er die Packung gefunden hatte, brannte er sich ein Stäbchen an und zog kräftig daran. Er wäre jetzt liebend gern sehr weit von hier weg gewesen.
    Beim nächsten Blitz wurde es wieder für einen Sekundenbruchteil hell – und Davenports Herzschlag setzte für einen Moment aus, denn er hatte den Totenschädel wiedergesehen!
    Die fahle Knochenfratze hing vor der Glastür in der Luft und grinste grausam und feindselig herein.
    Der junge Mann zitterte, riß entsetzt die Augen auf. »Oh, nein«, stöhnte er. »Das… das gibt es doch nicht! Das kann unmöglich wahr sein!«
    Jetzt sah er den Totenschädel auch ohne Blitz. Die bleiche Fratze klebte förmlich an der Scheibe und glotzte ihn mit ihren großen leeren Augenhöhlen an.
    Davenport wollte rasch wieder einen Zug von der Zigarette nehmen, doch das Stäbchen entfiel ihm.
    Er trat auf die Glut und öffnete nervös den Kragen seines Hemds, weil er sich einbildete, nicht mehr genug Luft zu bekommen. Das Büro kam ihm auf einmal klein, eng und stickig vor, und die Wände schienen immer mehr zusammenzurücken.
    Ich komme hier drinnen um! stöhnte Rick Davenport im Geist.
    Ich muß raus!
    Aber es gab nur einen einzigen Fluchtweg, und der wurde von dieser grinsenden Totenfratze bewacht.
    Davenport rann der Schweiß in die Augen. Ich kann nicht bleiben!
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