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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition)
Autoren: J.M. Soedher
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denn das Leben funktionierte wie ehedem, unbeeindruckt von den Ereignissen, in die er verwickelt worden war. Dieses frohe Gefühl, das so überraschend in der Welt war, zeigte ihm den Zwiespalt auf, den er lebte: einerseits das Brodeln der Stadt und die Aufgeregtheiten seines Berufes, im Gegensatz dazu die von ihm gewählte und von Miriam geteilte Einsamkeit im alten Haus über dem Lech. Er brauchte eine Weile, um Abstand zu gewinnen und seine Seele wieder zu nivellieren.
    Auf der Dienststelle gingen sie ihrer Arbeit nach, ohne einander mit Fragen oder Gerede zu behelligen. Eine Woche war vergangen, seit jenem Geschehen in der Fabrik, und er saß in seinem Büro und starrte auf die Akten, die auf dem Schreibtisch verstreut lagen und darauf warteten, mit den abschließenden Berichten, Bildtafeln und Notizen versehen zu werden, so, wie es die Staatsanwaltschaft erwartete. Lara Saiter war gerade zu Besuch da gewesen. Sie hatte Kuchen mitgebracht. Hans Weiss war herübergekommen und sie erlebten ein träges von Floskeln und Phrasen geprägtes Gespräch, das keiner zu einer Diskussion führen wollte. Lara ging es gut. Das genügte fürs Erste.
    Buchers Bürotür war entgegen der Gewohnheit geschlossen, was nicht Hartmann oder Batthuber galt, sondern allen anderen, die den Gang aufsuchten, und ihnen signalisieren sollte, dass er ungestört sein wollte. So saß er ganz für sich allein und kam mit dem, was er sich vorgenommen hatte zu erledigen, nicht recht vom Fleck. Seine Gedanken wanderten, sprangen – unkontrolliert.
    Martha Schott lag noch immer im Koma, ihr Mann in einem Kühlfach der Rechtsmedizin. Von den beiden ließ er schnell ab. Ein anderes Bild kam ihm immer wieder vor Augen. Es war die Szene im Haus der Blohms, als Andy Prack den Hund Tampa gebracht, und sie sich zur Begrüßung die Hand gegeben sowie ein paar Worte gewechselt hatten. Unfassbar. Niemals wäre er auf die Idee gekommen, dass dieser windige Kerl etwas mit dem Verschwinden von Anne Blohm zu tun haben könnte. Unfassbar auch die Gefühllosigkeit den Eltern gegenüber, ihnen derart kaltblütig zu begegnen. Ihm fiel wieder ein, wie sie seine Leiche aus dem Kofferraum des Mercedes gezerrt hatten, was sich wegen des Speers, der dem Kerl im Halse steckte, beschwerlich gestaltet hatte; da war er kurz von Mitgefühl für das schlaffe Bündel heimgesucht worden. Dieses Mitgefühl war ihm inzwischen abhandengekommen.
    Verhaltenes Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Batthuber öffnete die Tür vorsichtig einen Spalt und sah herein. Buchers Blick signalisierte ihm, dass er eintreten konnte.
    In Batthubers Augen blitzte es. »Voll der Abstieg«, sagte er lauernd.
    »Was meinst du mit … Abstieg?«
    »Na Lara.«
    Bucher sah verdutzt auf. »Lara? Was soll mit ihr sein? Ihr geht’s doch gut, wie wir vorhin gesehen haben.«
    Eine Weile würde es noch dauern, bis sie wieder ganz fit war. Zwei Tage und zwei Nächte hatte sie im Krankenhaus verbringen müssen. Von welchem Abstieg sprach Batthuber da?
    »Ich bin vorhin mit ihr runtergegangen und habe gesehen, wer da auf sie gewartet hat.«
    »Ja – und wer hat da gewartet – King Kong vielleicht?«
    »Nicht ganz, aber fast. Ein Typ mit nem Opel Omega, Kombi, in Grün. Stell dir das mal vor!? Opel Omega! Nix mehr Porsche Cabrio.«
    Bucher zuckte gelangweilt mit den Schultern.
    Batthuber war enttäuscht. Vielleicht zeigte Bucher mehr Interesse an der nächsten Neuigkeit. »Babette hat angerufen. Sie ist aus dem Urlaub zurück und will ein paar Tage eher anfangen und uns beim Aufarbeiten helfen. Geht doch in Ordnung, oder?«
    Bucher nickte. »Gute Nachricht.«
    *
    Eine Woche später saß er mit Hartmann und Batthuber und Babette Mahler im Besprechungsraum. Ihre glatten braunen Haare hoben sich hell von ihrem Teint ab, so braun war sie im Süden geworden.
    Ihre Unterhaltung fand in leisem Ton statt. Es gab keinen Grund mehr die Stimmen zu heben, eine Meinung mit Nachdruck zu vertreten, um die Verfolgung einer Spur zu kämpfen, die man für wichtig hielt. Der Fall war abgeschlossen, wenngleich sich noch einiges ereignet hatte, im Verlauf der zwei Wochen, seit dem Zugriff in der alten Fabrik an der Isar.
    Babette Mahler war die Akten zwar vollständig durchgegangen, um sich mit den Geschehnissen vertraut zu machen, trotzdem hatte sie immer wieder Fragen. Aus dem Spurenbericht des Transporters war sie nicht recht schlau geworden. »Was soll das mit den Spritzspuren von Tobias Siebls Blut, die man an
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