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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition)
Autoren: J.M. Soedher
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Hosentasche, lud die zwei restlichen Patronen nach und drehte die Trommel, um die Patrone vor den Lauf zu positionieren.
    Anne Blohm hatte vor dem Durchgang gewartet.
    »Der Strom ist weg. Sie sind hier drinnen.« Sie bewegte ihren Kiefer und fuhr mit der Zunge über die Schleimhäute, um Speichel zu produzieren, denn ihr Mund fühlte sich so trocken an. »Extrabonus«, sagte sie.
    Lara verstand nicht.
    Schott legte die Armbrust auf den Holzboden, kletterte nach, nahm die Waffe wieder auf und wollte in Richtung Galerie eilen.
    Bucher sah ihn und rief nur einmal: »Polizei!«
    Schott nahm die Hände hoch. Es sah aus, als wollte er die Armbrust ansetzen. Bucher feuerte zwei Mal kurz hintereinander, eine Dublette. Der erste Schuss traf Schott in der Leiste und sein Körper sackte nach rechts weg. Er schrie auf. Der zweite Schuss blieb irgendwo im Schulterbereich stecken. Er stöhnte einmal laut auf, schaffte es im gleichen Augenblick aber in den Treppenschacht zurückzukriechen, den er mehr hinabfiel, als dass er kletterte. Er wollte aufgeben. Jetzt wollte er aufgeben. Doch ihm fehlte die Fähigkeit zu rufen, zu reden. Sein Mund war wie verklebt. Im Raum lag ein Speer am Boden, den er aufnahm, weil er sich damit besser aufrecht halten konnte. Er lief auf die Luke zu. Er würde sich den Polizisten ergeben, wollte doch nicht mit ihnen kämpfen, wo es doch völlig aussichtslos war. Er sah eine Gestalt an der Luke vorbeirennen. Im Sonnenlicht, das durch die Fenster fiel, war die Uniform erkennbar. Er blieb stehen und hob die Rechte, mit dem Speer, um sich zu erkennen zu geben. Seine Stimme versagte wieder.
    Zenner, der an der Luke vorbeigerannt war, hatte beim Kontrollblick nach links die Gestalt erkannt, auch wie sie die Hand mit dem Speer hob. In seinen Gedanken blitzte der Anblick der Leiche auf, die er in Laras Wagen entdeckt hatte. Es war kein Spiel hier und was kam, vollzog sich automatisch, geübt, trainiert. Der Feuerstoß aus der MP streifte Schotts linke Seite und drückte ihn gegen die Wand. Vom Oberschenkel bis zur Brust fünf Treffer.
    Martha Schott hatte das Rattern der MP gehört. Sie stellte die Armbrust ab und schlüpfte über einen Quergang in den Tunnel. Mit dem Speer im Anschlag sauste sie nach hinten. Geduckt, federnd – wie eine Kriegerin. Die Schüsse waren von der Luke hergekommen. Vor dem Eingang in den Raum stoppte sie. Von der Luke her drohte ihr keine Gefahr. Ihr Held mit dem Geld war an der Wand zusammengesackt. Sie sah ihn für einige Sekunden an, den Feigling. Er stöhnte und hatte die Augen auf sie gerichtet. Ein Schritt nach vorne reichte, um den Speer mit Wucht zu werfen.
    Zenner hatte nach den Schüssen gewartet und hob den Kopf für einen Kontrollblick in die Luke. Er wähnte sich in einem schlechten Traum, als er einen Mann an der Wand liegen sah, mit Speer in der Brust. Verrückt. War das vielleicht Lara gewesen? Aber sie hätte sich doch zu erkennen gegeben. Er traute sich nicht durch die Holzwand zu schießen und schrie: »Lara! Lara!«
    Bucher, der vom Eingang her angerannt kam, stimmte ein: »Lara, Lara! Bist du hier?«
    Martha Schott war zurückgehastet, im Zickzack dem Tunnel folgend, der ihre Idee gewesen war. Sie hatte eine schnelle Komponente haben wollen. Nicht immer nur kriechen, klettern und so. Ein von Hindernissen freier Raum sollte es sein, der Tempo in die Sache brachte. Sie nahm die Armbrust wieder auf.
    Lara hatte die Rufe der anderen gehört und trat einen Schritt in den Zwischenraum, um zu antworten. »Hier! Hier sind wir, hier!« Sie freute sich und wendete sich wieder Anne Blohm um. »Sie sind hier …«
    Die stand mit der Armbrust im Anschlag da, zielte auf sie und drückte ab. Der Bolzen flog an ihrem Kopf vorbei und sie vermisste das Geräusch, das entstand, wenn er in das Holz schlug und sich in die Materie hineinbohrte. Es hatte anders geklungen – weicher. Lara verstand nicht.
    Sie drehte sich um und sah einen Körper, der sich am Boden wälzte. Martha Schott.
    Der Bolzen steckte unterhalb ihrer Nase und hatte den Oberkiefer zerschmettert.
    Sie ging langsam auf die Gestalt zu, die sich am Boden wälzte. Mit den Füßen stieß sie die Armbrust zur Seite, hielt den Colt auf Martha Schotts Kopf und drückte ab. Das Projektil schlug wenige Zentimeter neben dem Ohr in den Boden ein.
    Dreizehn.

Akten
    Es kamen unschuldige Tage, in denen der Sommer die Menschen mit seiner Wärme und seinen Farben und Düften gefangen nahm. Bucher sah diese Pracht verwundert,
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