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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition)
Autoren: J.M. Soedher
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prallte gegen die hintere Wand. Lara schoss drei Mal. Der erste Schuss bohrte sich oberhalb der Luke durchs Holz. Das entsetzte Gesicht Martha Schotts tauchte nach links weg und sie ließ zwei Schüsse auf die Holzwand folgen, hinter der sie abgetaucht war. Sie hielt die Luke im Blick, die Waffe im Anschlag und ging seitwärts zum Schachteingang. Sie hörte Anne atmen.
    Das erschrockene »Vorsicht!« vernahm sie noch. Dann traf sie der Schlag. An der rechten Schulter, von wo sich ein unendlicher heißer Schmerz in ihrem Körper ausbreitete. Sie blieb bei Bewusstsein, realisierte am Boden zu liegen, konnte ihn aber nicht fühlen; nur ein Schweben, genau, wie in jenem Traum. Daher glaubte sie nun wieder zu träumen und bemühte sich aus dem Schlaf zu erwachen. Immer wieder legte sie ihre Kraft dahin – und jedes Mal mit der Erkenntnis: Es ist kein Traum. Was hatte sie noch mal geträumt? Ihre Lebensenergie – sie war einfach davongeflossen. Jetzt war es also Wahrheit geworden. Sie fühlte eine unendliche Traurigkeit und ihre Kraft ließ nach. Kein Traum.
    Schott hatte sich von der Galerie nicht mehr heruntergetraut. Jetzt, nach den neuerlichen Schüssen, war es ihm dort zu gefährlich geworden. Er stieg hinunter, linste um die Ecke. Vorne, an die Wand gelehnt, saß Martha am Boden. Sie hielt ihre Schulter. Sollte er zu ihr gehen?
    Er traute sich nicht zu rufen. Einen Moment lang überlegte er, ob er rausgehen sollte, das Auto nehmen und …
    Martha erahnte ihn. Sie wendete sich ihm zu und winkte ihn zu sich. Ihre linke Schulter war getroffen. »Streifschuss«, sagte sie.
    Er klang ängstlich. »Wir müssen etwas tun. Und hier haben wir keine Deckung. Wäre es vielleicht besser …«
    Sie unterbrach ihn streng und sah ihn verächtlich an. »Was machen wir denn gerade, mein lieber Angsthase, was denn? Wir tun doch schon was? Wenn du dich nicht so lange da oben verkrochen hättest, wären wir schon weiter. Bring das Ding zum Kreisen! Sie hat nur noch drei Schuss. Zwei Trommelfüllungen. Hätte ich nicht erwartet.«
    Er hängte sich mit seinem ganzen Gewicht an das Seil. Mit einem schmatzenden Geräusch riss es und er stürzte zu Boden. Schützend hielt er die Hände über den Kopf, nicht wissend, was alles von oben herabfallen würde. Er wusste, wie lächerlich es aussehen musste.
    Sie lachte zynisch.»Mein Held mit dem Geld. Was dachtest du denn, dass das hier sei. Ein Spiel? Dachtest du das wirklich? Mein Gott, es ist sooo ernst und hat nichts, aber auch gar nichts damit zu tun, dass es dich geil macht zu sehen, wie Frauen um ihr Leben kämpfen. Das alles hier ist die Erfüllung meiner Träume und ich hätte nie glauben können, dass es jemals geschehen könnte. Jetzt weiß ich wofür, jetzt weiß ich wofür ich so lange trainiert habe. Für dich war es reine Lust, für mich war es Vorbereitung. Ich werde nicht in einen Sarg gelegt werden, nach einem bedeutungslosen Leben voller Langweile, Überdruss und Abstumpfung. Ich bin glücklich und du! Streng dich an jetzt! Ich liebe diese Frauen, die da drinnen kämpfen und sie wissen … ja, sie fühlen das. Ich widme ihnen mein ganzes Herz und sie widmen sich mir. Mir allein!« Ihre Stimme hatte sich zum Ende hin überschlagen.
    Er rappelte sich auf und suchte den Gang ab. Kein Speer, keine Armbrust. Der Anzug, in dem er steckte – wie hatte er jemals so etwas anziehen können? Lag das daran, dass auf ihn geschossen wurde? Er stellte sich ernstlich die Frage, aus welchem Grund diese Polizistin auf ihn geschossen hatte.
    Anne Blohm presste ihr Weinen aus dem Körper und zerrte Lara quer hinüber zum Vorraum. Das Monster war schon in voller Fahrt. Das Klirren der Kettenglieder und das Brausen waren nun dominant. Der Durchgang bot ein paar sichere Quadratmeter, denn die Heißluft, die im ersten Segment in die Räume geblasen wurde, kam nicht bis hierher, es gab keine Stromfallen. Wieso war ihr das bisher nie so bewusst geworden, wie sicher es dort war? In direkter Nähe des Pendels war der sicherste Ort.
    Sie rüttelte Lara, die sie mit leeren, offenen Augen ansah. Ihre Schulter hatte das Blech berührt, das um die Kante gelegt war. Anne fühlte den Puls. Schwach, dennoch regelmäßig, aber vielleicht fühlte sie auch gar nichts mehr richtig. Sie massierte Laras Arme, die Beine, knetete die Schultern. Ihren Colt hatte sie vom Boden aufgenommen und in den Hosenbund gesteckt. Langsam hatte sie das Gefühl, Lara würde wieder zu sich kommen.
    *
    Zenner fuhr mit
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