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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition)
Autoren: J.M. Soedher
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Gelände wandern; zurzeit waren doch gar keine Hunde hier? Er erinnerte sich an den wilden Mischling, für den sie einmal vier Speere gebraucht hatte und danach ganz erschöpft und ärgerlich war und so gar keine rechte Lust am Spiel mehr hatte. Das war dann auch viel zu schnell beendet gewesen, weil sie so wild und zornig das Pendel bedient hatte. Das Leben, das sie im Parcours laufen hatten, war chancenlos gewesen, denn für diesen Level war es noch nicht ausreichend trainiert.
    Er sah die Chefin noch in der Haltung, die Kriegerinnen einnahmen, wenn sie einen Speer geworfen hatten und ihn bis in sein Ziel verfolgten. In Halbhocke. Sie sah ihn an; Zeigefinger und Mittelfinger ihrer rechten Hand wiesen auf ihn. So folgte sie immer einem Speer, den sie geschleudert hatte.
    Die Spitze durchschlug seinen Kehlkopf, durchtrennte die Halswirbelsäule und schlug mit einem hellen Knall auf das Blech des Mercedes. Es entstand ein hässliches Geräusch, als er niedersank und die blutige Speerspitze über den Lack kratzte.
    »Guter Wurf«, kommentierte Schott lakonisch, »nur leider eine Woche zu spät!«
    Seine Frau ging zu Prack, kniete sich neben ihm nieder und sah ihm ins Gesicht. Gurgelnde Geräusche drangen aus seinem Hals und seine Beine bewegten sich langsam.
    »Er hat die Kleine da drinnen. Verstehst du!? Diese Polizistin, die bei uns war, Lara Saiter!« Sie musste die Hände ballen, um die innere Erregung abzubauen, die sie ergriffen hatte.
    Schott rang mit den Händen. Er hatte das Gefühl nicht mehr Handelnder zu sein, vermied aber jede Andeutung. »Ich schaffe die Autos weg … und den Kerl hier. Manchmal … also manchmal graust es mir vor dir.«
    Sie zog eine spöttische Grimasse, stand auf und lief in Richtung Fabrik davon. In ihr brannte ein freudiges Feuer. Sie spürte Kraft.
    Er rief ihr nach: »Sie werden das schwarze Pantherchen bald vermissen und einige Stunden später die Handydaten ausgewertet haben. Alles werden sie finden, alles hier!«
    Sie ging unbeirrt weiter und er verstand sie nur schlecht, da sie ihre Stimme nicht anhob. »Sicher, sicher. Aber wir haben genügend Zeit unser Spiel zu Ende zu bringen. Danach wird hier nichts mehr zu finden sein. Nur noch Staub und Asche, wie geplant. Beeile dich.«
    Sie verschwand hinter dem Eisentor, nahm mit schnellen katzenhaften Schritten die Wendeltreppe nach oben, immer zwei Stufen auf einmal, und legte am alten Steuerschrank den Hebel um. Beide Hände brauchte sie dazu, so schwergängig lief er im Lager. Sofort ruckte der Hallenkran, als sich der Kettenzug straffte. Ein dumpfes Klirren erfüllte das Gebäude und die Wände zitterten.
    Lara Saiter erstarrte. Eine Erinnerung kam in ihr hoch. Es war die Erinnerung an den Traum, den sie vor Kurzem gehabt hatte. Das Zittern. Das hatte sie auch empfunden. Danach hatte sie diesen Biss an der Schulter gespürt.
    Es machte ihr Angst und sie musste sich zusammenreißen, denn Anne Blohm war voran und rief sie. »Komm! Es geht gleich los!«
    *
    Schott zerrte an der Leiche herum. Einfach so daliegen lassen, das wollte er auch ihn nicht. So dürr der Kerl auch war, verlangte es einige Anstrengung, den Körper in den Kofferraum des Polizeiautos zu bugsieren. Zudem hatte er den Speer nicht herausziehen können, was die Sache komplizierte. Er fuhr hinter die Fabrik, unter das Dach einer windschiefen Halle, wo früher der Metallabfall aufgeschüttet worden war. Von dort rannte er zurück, wollte endlich dabei sein. Zwei Leben im Spiel, zwei giftige Mäuschen im Parcours – das war neu. Darauf konnte man gar nicht kommen. Glückliche Fügung. Er nahm sofort die Position am Pult ein. So viele Schalter. Prack kannte jede ihrer Funktionen. Er selbst nicht. Vergeblich suchte er eine Beschriftung. Er fluchte. Wie sollte er die Schächte öffnen und schließen, den Strom ein- und ausschalten, die Hitze steuern. Martha kam zurück und lachte ihn aus. »Wildcard heute. In der aktuellen Position ist alles ausgeschaltet, wir schalten alles ein.« Schnell sausten die Finger über die Schalter und Knöpfe.
    Anne Blohm hatte auf das Rasseln gewartet, mit dem der Schieber den Gang freimachte. »Wir müssen los! Komm!«, flüsterte sie und nahm Laras Hand kurz in die ihre. Dann krabbelte sie durch den Schacht. Lara folgte. Im ersten Raum blieb Anne Blohm irritiert stehen und sah sich um. Etwas war anders heute. Die Hitze kam schon von hinten durch den Schacht, der Durchgang nach oben war offen und die LED an der Decke leuchtete auch
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