Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition)
Autoren: J.M. Soedher
Vom Netzwerk:
kriechen durch den Schacht, er ist nicht lang, zwei Meter vielleicht. Komm mit!«
    *
    Andy Prack stand vor Lara Saiters Auto, als die Chefs kamen. Den Mercedes hatte er nach hinten zur Halle fahren wollen, wo man ihn nicht sehen konnte. In der Handtasche, die auf dem Beifahrersitz lag, hatte er nichts Bedeutsames finden können. Irgendwo musste sie ihre Knarre versteckt haben. Am Körper hatte sie keine getragen. Das Handy war in der Handtasche. Simkarte und Akku lagen schon im Fußraum. Er würde das Ding abfackeln, mit dem ganzen Auto. Die Batterie musste er noch abklemmen.
    Er verstand die Aufregung nicht. Es war doch alles gut gelaufen und er hatte die Bullentusse eingesperrt. Nichts konnte passieren. Nichts war passiert bisher. Das Spiel konnte beginnen und es war noch herausfordernder als alle zuvor. Er freute sich darauf.
    Nein, er verstand das Geschrei nicht. Speichel flog dem Chef von den Lippen, als er schrie: »Was ist das für ein Wagen!? Was ist das für ein Wagen!?« Er hatte den Kampfanzug schon an.
    Sie hingegen stieg ganz gelassen aus dem Wagen. Das enge Zeug stand ihr einfach und ließ sie geil aussehen.
    Sie schob den Chef sanft beiseite und fragte: »Was ist los hier, Andy?«
    »Er macht nur noch Fehler, dein Hofnarr, nur noch Fehler!?«, schrie der Chef.
    Andy Prack erzählte, was geschehen war. Die Polizistin war mit dem Auto in den Hof gefahren. Er hatte sie kommen sehen, die andere schnell gepackt und in die große Kammer geschleppt, wo sie schreien konnte wie sie wollte. Dann hatte er alles vorbereitet und die Schwarzhaarige in die kleine Kammer gelockt, wo sie jetzt hockte. Ihr Handy hatte er stumm gemacht und das Auto wollte er hinten an der Halle von der Batterie nehmen und verbrennen. Es war so einfach. Er lachte sie an. Dafür sollte er einen Extrabonus bekommen. Vielleicht durfte er heute einmal in den Gang.
    Sie hatte aufmerksam zugehört.
    »Woher weißt du, dass es eine Polizistin ist?«
    »Hat sie selbst gesagt. Im Auto ist ein Funkgerät und ihr Dienstausweis, Lara Saiter heißt sie.«
    »Ahh … Lara Saiter. Schau an, schau an. Sie ist also in der kleinen Kammer und in der großen Kammer ist die andere.«
    »Ja.«
    »Und wenn die beiden zusammenkommen, dann wäre das nicht gut, oder?«
    »Ja wie denn? Dann müssten sie doch voneinander wissen.«
    Sie sah ihn abschätzig an und entgegnete nichts. Ihr Gesichtsausdruck gefiel ihm nicht. Er drehte schnell den Kopf und sah nach hinten, wo der Chef immer noch nervös auf und ab lief. Weshalb nur?
    Ihre Frage klang streng. »Hat sie eine Waffe dabei?«
    »Nein. Am Körper hat sie ganz sicher keine getragen und im Auto habe ich noch nichts gefunden. Muss irgendwo versteckt sein, in einer Ablage, oder so. Das ist bei den Bullen so.«
    Sie lächelte ihn an. »Gut so weit, Andy. Und drinnen ist alles vorbereitet?«
    Er nickte freudig. »Ja, alles. Generator, Strom, das Gebläse, neue Gasflasche am Brenner, alle Züge geölt und geschmiert und der Kran läuft nun wieder in alle Richtungen. Ich habe es heute Nacht repariert.«
    Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. »Super. Dann können wir ja loslegen, ja.«
    In Richtung Chef rief sie: »Alles in Ordnung. Beruhige dich wieder. Fangen wir an. Das Panterchen ist drinnen.«
    Andy Prack drehte sich um und nickte dem Chef zu. Alles in Ordnung, es war alles in Ordnung. Die Chefin war eben aus einem ganz anderen Holz. Eine echte Kriegerin war sie.
    Sie war schon wieder hinten am Kombi und holte eine Angeltasche aus dem Kofferraum. Der Reißverschluss des Dings hakte und sie nestelte daran herum.
    Der Chef winkte ärgerlich ab. Offensichtlich fand er immer noch nicht alles in Ordnung. Was war bloß mit ihm los. Diese Nervosität kannte er nicht.
    Andy Prack wartete auf weitere Instruktionen.
    Sie hatte einen Stapel Speere aus der Angeltasche geholt und hielt einen prüfend in der Hand, tarierte ihn auf der Handkante des Zeigefingers aus. Er lag gut und vermittelte auf dem Quadratzentimeter, den er auf der Haut auflag, alle Kraft und Schnelligkeit und Energie, die ihm inne war. Feine Arbeit.
    Andy Prack schloss den Kofferraum des Mercedes und drehte sich um, als sie ihn rief: »Ach, Andy …?«
    Die Sonne blendete ihn, als er sich umdrehte, und er führte die Hand zur Stirn, um mehr als nur die Umrisse von Schatten zu sehen.
    Er lächelte und hörte das helle Zischen. Hatte sie wieder einen der Speere ausprobiert? So wie sie das immer tat, bevor das Spiel begann. Seine Augen wollten über das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher