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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition)
Autoren: J.M. Soedher
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konnten, wie schrecklich es gewesen war. Zuerst müsse sie sich mit sich selbst unterhalten. So formulierte sie es: Sie musste sich erst mit sich selbst unterhalten. Bucher kam zu dem Schluss, dass es das einzig Richtige war, was sie vorhatte. Und der Kontakt zu Lara Saiter tat ihr sicher gut, wenngleich seine natürliche Neugier schon gerne befriedigt worden wäre, was den Aufenthalt der beiden anging.
    Sie hatten vereinbart, dass Hartmann sie nach Lindau fahren würde, wo sie ihm genau die Stelle zeigen wollte, an der Andy Prack sie in den Sprinter gelockt hatte – in einem kleinen Waldstück zwischen Weißensberg und Motzach. Von Lindau aus wollte sie dann mit dem Zug nach Frankreich fahren, um von Orléans aus ihren Weg nach Santiago de Compostela fortzusetzen.
    So war er Tage darauf wieder im Wohnzimmer der Blohms gesessen und Anne Blohms Mutter hatte ihm schweigend zugehört, als er ihr ohne Umstände erläutert hatte, dass er weder das Recht noch den Willen hatte, sich in die Angelegenheiten ihrer Tochter einzumischen. Mit verständnislosem Blick hatte sie ihn an der Haustür verabschiedet. Tampa lag im Garten, im Schatten des Jasmins, der längst verblüht war, nagte an einem Knochen und sah kurz auf, als der den Gartenweg entlangging.
    »Das macht die gar nicht falsch«, kommentierte Hartmann, als er, zurück im Büro, von seinem Besuch erzählte.
    Batthuber reckte und streckte sich. »Ahhh, wenigstens haben wir den Scheiß mit der Fabrik vom Hals. Eine elegante Lösung, finde ich. Nicht wahr?«
    Hartmann stimmte ihm zu.
    Im Lauf der letzten Woche hatte sich ein Streit zwischen Stadt und Landkreis München, der Staatsanwaltschaft und der Regierung von Oberbayern aufgetan. Unter allen Umständen wollten die sich als zuständig Fühlenden vermeiden, die alte Fabrik zu einem Treffpunkt für Verrückte werden zu lassen. Die irrwitzige Konstruktion bot nach wie vor ausreichend Möglichkeiten für makabre Zusammenkünfte. Allein über die Kosten des Rückbaus und der Entsorgung konnte keine Einvernahme zwischen den Besorgten hergestellt werden. Alex Hartmann und Babette Mahler hatten zwei frustrierende Ortstermine unter Beteiligung aller Bedenkenträger erleben müssen.
    Dann – am letzten Wochenende, von Samstag auf Sonntag – löste sich das Problem.
    Ein einsamer Autofahrer hatte den Feuerschein gegen zwei Uhr morgens von der Straße aus bemerkt und per Handy den Notruf ausgelöst. Dummerweise war er als anständiger Bürger vor Ort geblieben, um das Eintreffen von Feuerwehr und Polizei abzuwarten. Letztere hatten ihn zu seinem Entsetzen kräftig in den Alkomaten blasen lassen, was ihn für die Dauer von zwei Monate den Führerschein kostete. Verärgert und wütend schwieg er anschließend. Hatte er mit seinem Anruf doch nur seine Bürgerpflicht getan, von der immer alle faselten, und da hätte er doch etwas Nachsicht erwarten dürfen. Jetzt wollte er auch nicht von den vier Gestalten berichten, die ihm einige Hundert Meter zuvor ins Scheinwerferlicht geraten waren. Vier erwachsene Gestalten waren das; eine Frau war ganz sicher dabei, und einer der Männer war der Haltung nach schon älter und hatte stark gehinkt. Sollten die Bullen doch ermitteln, bei wem und wie sie wollten. Er würde keinen Ton mehr sagen und damit unter Umständen Unschuldige in Bedrängnis bringen.
    Vom alten Fabrikgebäude samt Konstruktion blieben nur Bruchstücke brandschwarzer Mauern, ein Skelett aus Eisenträgern und ein Haufen Schutt und Asche. Die Brandermittler kamen schnell zum Ergebnis einer vorsätzlichen Brandstiftung unter Anwendung erheblicher Mengen von Brandbeschleunigern. Einer der Sachverständigen war überzeugt: »Da wollte jemand ganz sichergehen.«
    In einem Telefonat mit Lara Saiter erzählte Bucher ihr von den Geschehnissen und sie entgegnete nur: »Ach … mhm … naja … die Fabrik ist also abgebrannt.« So, als ginge sie das alles nichts mehr an, als würde sie mit dieser Fabrik nicht mehr als nur eine Erinnerung verbinden. Bucher nahm es zur Kenntnis und fragte nicht weiter nach. Wozu auch. Er fragte auch nicht, wo sie sich befand, mit wem, oder aus welchem Grund sie keine Reha oder Kur antrat. Kur? Das Wort allein passte schon nicht zu Lara.
    Einige Tage später, kurz vor Dienstende, tauchte Batthuber in Buchers Büro auf und lieferte einen Stapel Spurenberichte und Analysen ab.
    »Wo ist eigentlich Alex?«, fragte Bucher.
    Batthuber druckste ein wenig herum. »Der … ja, der ist bei
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