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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition)
Autoren: J.M. Soedher
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der Seitenwand des Transporters gefunden hat?«
    Hartmann kramte einen Bericht hervor und notierte etwas. »Das müssen wir noch zusammenführen. Der Tobias Siebl ist in dem Karren erschlagen worden … hier ist es … schau. Im Werkzeugkasten des Sprinters haben wir den Radschlüssel gefunden, kein Radkreuz, sondern ein langes, gerades Ding. Sein Kumpel, der Andy Prack, er hat ihn wohl in den Laderaum gelockt, der erste Schlag kam von hinten auf den Schädel. Dabei entstanden die Blutspritzer.«
    »Aber wieso hat er ihn erschlagen?«
    »Wir vermuten, dass der Siebl da nicht mehr mitmachen wollte, aus welchem Grund auch immer. Außerdem haben die Schotts ja gemerkt, dass es Siebl war, der unsere Ermittlungen in ihre Richtung lenkte. Verrückte Bande eben. Von Schotts Sekretärin haben wir erfahren, dass dieser Andy Prack der Frau gegenüber geradezu hörig gewesen ist. Ganz seltsame Beziehung, zwischen den beiden … Mutter, Geliebte, Freundin, irgendwie so was.«
    »Und sie war es, die ihn mit dem Speer erledigt hat?«
    »Ja. Wir haben nur Spuren von ihr darauf gefunden. Vielleicht wacht sie irgendwann einmal auf und erzählt uns alles.« Hartmann lachte böse. »Das Gericht hat inzwischen einen Betreuer für sie bestellt.«
    Bucher erzählte von seinem Besuch beim Ehepaar Blohm. Frau Blohm war außer sich gewesen und hatte sich von ihm Unterstützung darin erhofft, ihrer Tochter ein Vorhaben auszureden. Ein Ansinnen, welchem er nicht nachkommen konnte und wollte.
    Anne Blohm war nach ihrer Befreiung aus der Fabrik zunächst einige Tage im Krankenhaus zur Beobachtung geblieben und hatte anschließend zwei Tage im elterlichen Haus verbracht, wo sie es allerdings nicht aushielt und etwas überstürzt in ein Hotel ausgewichen war. Bucher wusste nur: Lara Saiter hatte sie von dort abgeholt und war mit ihr an einen Ort gefahren, den sie selbst ihm nicht preisgeben wollte. Sie hatte ihm gegenüber nur gesagt, dass ihnen dieser Ort guttäte, woraus er schloss, dass sie sich zusammen dort aufhielten. Vor drei Tagen war Anne Blohm im Büro aufgetaucht und hatte ihn darüber informiert, ihre Pilgerreise fortsetzen zu wollen. Sie fragte, ob sie ihre Ansichtskarte haben könne, was er verneinen musste, ihr aber eine Kopie in der Kriminaltechnik anfertigen ließ. Bis das erledigt war, hatte er zusammen mit Hartmann ihre Anwesenheit genutzt, um sie eingehend zu befragen. Auch sie machte keine Angaben über ihren Aufenthaltsort und meinte nur, dass es ihr gut gehe. Ihr Äußeres bestätigte das auch. Die lange Zeit und die Qualen während der Gefangenschaft waren ihr nicht mehr anzusehen. Bucher und Hartmann ließen sie zunächst erzählen, so, wie ihr die Dinge in den Sinn kamen, und zeichneten das Gespräch auf. Erst dann stellten sie konkrete Fragen, sofern diese sich zuvor noch nicht beantwortet hatten. Zum Schluss hin, als sie von ihrer Stabilität vollends überzeugt waren, zeigten sie ihr schließlich die Fotos von Kara Schieg und Nora Bender. Anne Blohm sah sich die Fotos lange an. Kara Schieg hatte sie nie getroffen. Bei Nora Bender war es anders. Die hatte sie ein- oder zweimal gesehen, draußen, auf dem Gelände der Fabrik, wo sie mit den Hunden eine Art Ausbildung oder Kurs machen mussten, bevor sie sie mitnehmen konnten. Andy Prack hatte diese Kennenlernkurse geleitet; sehr gut, wie Anne Blohm bemerkte, und diese Stunden draußen an der Fabrik hatten ihr Vertrauen in BlogDogs durchaus gestärkt. Tobias Siebl war bei ihrem letzten Termin dort aufgetaucht, was ihr wegen der Vorgeschichte unangenehm gewesen war, zumal er ihr dabei ein Kuvert mit Fotos zugesteckt hatte – die Fotos aus dem Gewölbe. Vielleicht glaubte er, sie mit diesen Aufnahmen doch noch für sich interessieren zu können. Es war das letzte Mal, dass sie ihn gesehen hatte. In der Fabrik war immer nur Andy Prack.
    Während ihres Gesprächs fragte sich Bucher, ob es gut sei, was Anne Blohm da vorhatte – ihre Pilgerreise fortzusetzen. War das nach allem, was geschehen war, nicht verrückt? Doch – was sollte sie sonst tun? Im Haus ihrer Eltern leben, wo sie die Fürsorge und Angst ihrer Mutter erstickte? Sollte sie sich einen neuen Job suchen? Den kanadischen Professor aus ihrer Wohnung komplementieren, oder eine Therapie beginnen, wie es ihr vielfältig geraten worden war? Ohne, dass er es angesprochen hätte, schnitt sie selbst das Thema an und erklärte, sie könne nicht mit Menschen über ihre Erlebnisse sprechen, die nicht nachvollziehen
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