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Marianne & David (German Edition)

Marianne & David (German Edition)

Titel: Marianne & David (German Edition)
Autoren: Reimund J. Dierichs
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Jahren Teil ihrer Erinnerung sein.
    Die Begegnung mit der Schlange war eine davon. Patrick hatte David gebeten, auf seine Schritte zu achten, weil durchaus eine Schlange ihren Weg kreuzen könnte. Er hatte es nicht wie eine gefährliche Warnung klingen lassen, weil er ihnen die Wanderung nicht verderben wollte, sondern eher wie eine Empfehlung mit Rücksicht auf die kriechenden Tieren.
    Die ersten beiden Stunden gingen sie fast ausschließlich einige Meter oberhalb des Bachbettes. In den Lachen, die an sonnengeschützten Stellen im sonst ausgetrockneten Fluss noch übriggeblieben waren, musste es vor Schlangen wimmeln, weil sich hier auch unzählige Frösche tummelten, die ihnen als Nahrung dienten. Zweimal auf der Strecke wurde der Niveauunterschied des Weges mit einer wackeligen Leiter überbrückt. Patrick war bereits nach oben geklettert und wartete darauf, dass David hinterherkam. Als er fast angekommen war -eine Hand hatte er zur Sicherheit um das obere Ende der Leiter gelegt-, kroch die Viper über den Weg. Er konnte sie nicht sehen und hätte auch keine Chance gehabt, wenn sie ihm direkt in den Hals gebissen hätte. Patrick hatte im letzten Moment seinen Wanderschuh in den Nacken der Schlange gedrückt und erst wieder losgelassen, nachdem David sicheren Boden unter den Füßen hatte.
    Der beeindruckendste Teil der Wanderung war wohl die Stelle, an der sich die Felswände so nahe kamen, dass sie nur einen Durchgang von nicht einmal drei Metern übrigließen. Bald darauf traten sie in eine Art Märchenwald mit bemoostem Boden und Rankgewächsen, die sich bis in die Kronen der Bäume empor schlängelten. Und dann, eine Stunde vor dem Aufstieg, weitete sich die Schlucht und gab den Blick frei auf die saftigen Wiesen vor ihnen, auf denen sich eine Gruppe von Pferden vergnügte. Sie waren so fasziniert, dass sie sich des Problems, an ihnen vorbeizumüssen, erst später bewusst wurden.
    „ Glaubst du, dass sie uns angreifen werden“, fragte David, der die Schlangenbegegnung noch nicht ganz überwunden hatte.
    „Wohl kaum“, beruhigte ihn sein Freund. „ Es besteht viel eher die Gefahr, dass wir sie erschrecken und die dann fortlaufen, bevor wir sie aus der Nähe betrachtet haben.“
    Vorsichtig gingen sie am äußersten Rand der Ebene entlang, skeptisch von einem Dutzend Pferdeköpfen beobachtet. Die Tiere schienen nervös zu sein, aber sie blieben, wo sie waren. David war mindestens ebenso nervös, blieb ganz dicht hinter Patrick und klammerte sich in Momenten, die er für brenzlig hielt, an ihn.
    Die dritte Episode war die ungefährlichste. Es war auf dem Weg aus der Schlucht heraus, als David das Wasser entdeckte. Türkisfarben schimmerte es im Sonnenlicht wie ein kostbarer Amethyst. Der Fluss, der im Sommer in der Erde versickerte, kam hier wieder aus der Erde und sammelte sich in einem natürlichen Becken, dessen Boden aus weißen Steinen bestand.
    „Das hast du mir vorenthalten“ , rief David. Er zeigte mit dem Finger nach unten und gab vor, enttäuscht zu sein.
    „Wir können immer noch umkehren“, schlug Patrick vor. „ Ich dachte, die Zeit würde vielleicht nicht ausreichen. Wir brauchen für diesen Abstecher mindestens eine halbe Stunde.“ Er schaute auf seine Uhr. „Halb zwei. Kein Problem. Also los.“
    Das Wasser war kühl, aber erfrischend. Und es lud zu einem Bad ein. David schaute nach oben. Weit über ihnen lagen die Häuser von Vikos. „Glaubst du, die können uns von da aus sehen?“
    „ Du bist aber ein Scherzbold. Da müssten sie schon mit Feldstechern auf der Lauer liegen. Aber glaube mir, die Leute hier haben bestimmt Besseres zu tun.“
    David schien überzeugt. In Windeseile hatte er sich ausge-zogen und schwamm im Wasser. „Herrlich. Noch besser als im Meer. Komm rein.“
    Patrick ließ sich nicht lange bitten. „Ganz schön kalt.“
    „Aber trotzdem...“ David beendete den Satz nicht, drückte sich stattdessen an Patrick, der lachen musste, als ihm etwas hart gegen den Oberschenkel stieß.
    Sie liebten sich auf den Felsen, auf die sie ihre Sachen ausgebreitet hatten. Der Untergrund war hart, weshalb sie besonders geschickt zu Werke gehen mussten. Danach sprangen sie noch einmal ins Wasser.
    „ Ich habe mich in dich verliebt“, sagte Patrick, als sie wieder auf dem Felsen saßen. Er hatte seinen Arm um David ge-schlungen und küsste ihn in den Nacken.
    „Ich...“ David zögerte.
    „ Du brauchst nichts zu erwidern. Ich wollte es dir nur noch einmal gesagt haben.
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