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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels
Autoren: Bert Saurbier
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nahmen hocherfreut an.
    Sie saßen an einem lauen hochsommerlichen Sonntagabend auf der mit bunten Blumen dekorierten Dachterrasse des edlen Bellevue-Restaurants in der fünften Etage des Kölner Maritim-Hotels.
    Das vorgegebene Motto dieses vielversprechenden lukullischen Events konnte nicht treffender formuliert werden: ‚Skyline-Exclusiv-Grill‘.
    Maria stand auf und trat an die Brüstung der Hochterrasse, um den herrlichen Panoramablick über Köln zu genießen. „Das ist überwältigend. Ich kann mich gar nicht satt sehen.“
    Die anderen fünf folgten ihr. Hinweg über die Dächer der Altstadt flogen die Blicke zum berühmten Weltkulturerbe der Stadt, zum mächtigen, prunkhaften und trotzdem filigranen und eleganten Wahrzeichen dieser Stadt, dem Kölner Dom. Ihre Augen wanderten weiter, vorbei an den Türmen der zwölf großen romanischen Kirchen in der Innenstadt und legten einen Stopp ein an der Basilika Groß St. Martin mit ihrem quadratischen Vierungsturm mit seinen vier Ecktürmchen. Bewundert wurden die zahlreichen in allen Farben strahlenden Fassaden der auffallend schmalen Häuschen mit ihren kurzen Giebeln, die die Ostseite des Heumarktes und des Alten Marktes säumten. Schließlich wurden ihre Blicke eingefangen von dem gemächlich dahingleitenden, sagenumwobenen Vater Rhein.
    Erst als nach einer geraumen Zeit eine aufmerksame Bedienung fragte, ob sie die Bestellung aufnehmen könne, erinnerten sich die sechs Freunde wieder an den Genuss versprechenden Anlass ihres Hierseins.
    Als sie am Tisch saßen, flüsterte Manfred D’Aubert zu: „Weißt du eigentlich, mein Freund, welch unverschämtes Glück du hast, mit so einer bezaubernden Frau wie Maria verlobt zu sein?“ Und dann wandte er sich mit erhobener Stimme an beide. „Wie ist es eigentlich bei euch? Wann gebt ihr euch endlich das Ja-Wort?“ Manfred zwinkerte spitzbübisch seinem Freund Stephan zu. Die Tischrunde applaudierte.

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    „Neugierig bist du ja gar nicht“, konterte Maria. „Vielleicht“, lächelte sie ihren Stephan an, „ist das genau jetzt der richtige Moment. Gestern haben wir mit unseren Eltern darüber gesprochen. Also“, betonte sie verheißungsvoll, „Freitag in genau zwei Monaten ist standesamtliche Trauung, am Tag darauf kirchliche Hochzeit. So jetzt ist es raus. Der Termin steht. Es sei denn“, Maria lächelte Manfred zu, „eine russische FSB-Geheimwaffe bringt diesen Don Juan hier an meiner Seite vorher zur Strecke.“
    Jochens Frau Heidi schien ihre Neugier nicht mehr bändigen zu können, beugte sich weit über den Tisch zu Maria und flüsterte ihr so laut zu, dass alle die geheime Frage hören konnten: „Was hast du dir von deinem Herzallerliebsten als Hochzeitsgeschenk gewünscht?“ Wieder Applaus.
    Maria lächelte verständnisvoll: „Ihr wollt ja heute wirklich alles wissen.“ Sie setzte eine traurige Miene auf und meinte gespielt schluchzend: „Es gibt tatsächlich etwas, das ich mir von ganzem Herzen wünsche. Aber stellt euch vor: Dieser Grobian hier hat abgelehnt. Er weigert sich, mir zu meiner Hochzeit diese Freude zu bereiten.“ Sie streichelte D’Aubert zart über die Wange.
    Die Tischrunde schaute sich, begleitet von einem dezenten Aufstöhnen, bestürzt an. Jochen druckste ein wenig herum, bis er sich zu der alle interessierenden Bemerkung durchringen konnte. „Jetzt sag schon, was es ist!“
    „Geht euch eigentlich gar nichts an“, ging D’Aubert dazwischen und schaute Maria gönnerhaft an. „Du weißt ja, wie unangenehm mir die Sache ist. Aber wenn du meinst.“
    Vier Augenpaare hingen süchtig an Marias Lippen.
    „Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, meine Lieben. Es handelt sich bei dem, was ich und auch mein Vater sich von ganzem Herzen gewünscht haben, nicht um ein Geschenk im üblichen Sinne. Nein, es geht um folgendes: Ihr wisst, dass Stephan regelmäßig am Nahkampftraining der GSG 9-Gruppe in St. Augustin teilnimmt. In den letzten Monaten hat er keinen Trainingskampf verloren. Die Jungs von der Spezialeinheit sind begeistert. Nun stellt euch vor: Vorgestern war eine Abordnung des DSB dort, sogar mit dem Nationaltrainer. Sie interessierten sich für Stephans Trainingsleistungen und schauten sich einen seiner Trainingskämpfe an. Und jetzt kommt’s: Sie wollten Stephan überreden, Mitglied des Judo-Olympia-Kaders zu werden. Die Experten waren der Meinung, er habe die größten Chancen, im nächsten Jahr Olympiasieger zu werden.“
    Wie auf Kommando ruckten ihre
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