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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels
Autoren: Bert Saurbier
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Vormittag fand, wie ich kurzfristig erfahren konnte, an der Uni Köln eine Gastvorlesung statt. Ein Professor Alberto Trentino sprach über das Thema: ‚Vertrags- und Kündigungsrecht‘. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen und ich habe diesen Besuch nicht bereut. Dieser Mann erwies sich als Spezialist für Vertragsstreitigkeiten in äußerst komplizierten Fällen. Ach, was soll ich drum herum reden. Ich habe diesen Trentino einfach direkt nach der Vorlesung angesprochen. Zu meiner Überraschung bot er mir an, in der Cafeteria mit ihm einen Cappuccino zu trinken.“
    „Kein Wunder“, hänselte D’Aubert, „bei einer so attraktiven Frau. Aber, was wolltest du mit ihm besprechen?“
    „Na, ist doch klar. Ich wollte wissen, was er von der eidesstattlichen Erklärung hält, die du der katholischen Kirche abgeben musstest. Und nun, mein Zukünftiger, höre genau zu. Für ihn wäre es nicht mehr als eine einfache Lockerungsübung, diesen Vertrag als null und nichtig zu entkräften. Hat er wortwörtlich gesagt. Erstens sei eine schwere Form von Erpressung im Spiel gewesen, zweitens würde die Kirche schon bei der Androhung eines Prozesses zur Vermeidung von öffentlichem Schaden einen Rückzieher machen. Darüber hinaus hat er mir, das heißt uns, seine anwältliche Hilfe angeboten.“ Maria nahm eine kerzengrade Haltung an und schaute ihrem künftigen Ehemann stolz, herausfordernd und erwartungsvoll ins Gesicht. Doch statt zu antworten, nahm er sein Phone, sagte ein flüchtiges Pardon und wählte. „Ja, Moment, ich gehe eben nach draußen, hier ist der Empfang zu schlecht.“
    „Entschuldige bitte“, meinte D’Aubert bei seiner Rückkehr und versuchte sein plötzliches Telefonat zu erklären. „Tut mir echt leid, aber ich bin in letzter Zeit derart misstrauisch geworden. Nimm es mir nicht übel. Natürlich respektiere ich deine Kenntnisse als Absolventin der Rechtwissenschaften, aber ich wollte auch die Meinung von Manfred, einem erfahrenen Juristen, hören.“
    „Okay, ich bin neugierig. Was hat er gesagt?“
    „Typisch, für diesen Lausebengel. Er nannte dich ‚wunderbare Maria‘ und empfahl mir, dir zwei Extraküsse zu geben. Aber er war auch ein wenig pikiert, warum ich mich nicht direkt an ihn gewandt hätte.“
    D’Aubert zog, als sie den Nachtisch genossen hatten, ein einseitig beschriebenes, zusammen gefaltetes DINA 4-Blatt aus der Jackentasche. Er legte es vor Maria, ließ aber seine Hand noch darauf liegen. „Ich bin dir zu ewigem Dank verpflichtet“, sagte er etwas pathetisch. „Dein Mitwirken hat entscheidend dazu beigetragen, dass ich meinen und damit auch unseren gemeinsamen Weg gefunden habe. Als erstes werden wir so bald wie möglich auf Aufhebung der eidesstattlichen Erklärung klagen. Ich bin überzeugt, dass wir mit Unterstützung von deinem Herrn Trentino gute Chancen haben, diesen Prozess zu gewinnen. Und zweitens werden wir sobald wie möglich heiraten. Ich hoffe“, lächelte er verschmitzt, „dass ich auch hierbei gute Chancen haben werde.“ D’Aubert gab jetzt den Brief frei. „Drittens: Bitte schau dir das genau an. Wie stehen hier unsere Chancen?“ Seine Augen tasteten Marias Gesicht ab, als könne er bereits darin ihre Einschätzung ablesen.
    Es verging eine gefühlte Ewigkeit. Endlich legte Maria das Schreiben mit einer bedächtigen Bewegung auf den Tisch zurück. Dann hob sie den Blick und ihre Augen strahlten ihren Helden an. „Davon hast du mir bisher nichts erzählt. Herzlichen Glückwunsch. Das ist ja ein überwältigendes Angebot. Ein Ruf an die weltberühmte University of California Santa Barbara.
    „Direkt an der Pazifikküste gelegen. Ein Lehrstuhl für naturwissenschaftliche Aspekte der Theologie. Hört sich verlockend an.“
    „Und das Gehalt ist es auch.“ Jetzt nahm sie seine Hand und drückte sie fest: „Ich könnte mich schon daran gewöhnen, wenn unsere Kinder auf amerikanische Vornamen hören würden.“
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