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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels
Autoren: Bert Saurbier
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Hupen wie aus tausend Alphörnern. Entsetzt schaute Leano in den Rückspiegel. Was er dort sah, ließ das Blut in seinen Adern gefrieren.
    Die riesige Schnauze eines typischen US-Trucks hatte sich Stoßstange an Stoßstange an den Ferrari heran geschoben und versetzte ihm soeben einen kräftigen Stoß. Leano trat mit aller Kraft das Gaspedal durch.
    Mein Gott! Er kam nicht weg! Das Monster ließ sich nicht abschütteln.
    Leano drehte den Kopf und blickte in ein höhnisch grinsendes Gesicht.
    Doch was war das? Wieder lautes Hupen, doch diesmal von vorne. Ein gewaltiger Laster mit einem mächtigen verchromten Schutzgrill vor der Motorhaube nahm die gesamte Straßenbreite ein und raste geradewegs auf ihn zu.
    Leano rammte seinen Fuß auf das Bremspedal, riss das Lenkrad herum. Sein Wagen schoss nach rechts über den Straßenrand hinaus in die Tiefe.
    Er hörte noch die Stimme von einem Trucker: „Viele Grüße von Vittorio. Versager müssen bestraft werden. Guten Flug direkt in die Hölle! War ja nur ein Unfall.“
    „He, Leano! Leano! Was ist los mit dir? Hattest du einen Albtraum?“ Doro musste schon kräftig an Leanos Schulter rütteln, ehe der Junge die Augen öffnete. „Du hast gestöhnt, gejammert und mit Armen und Beinen gezuckt. Komm zu dir! Wir sind gleich da.“
    Leano öffnete die verschlafenen Augen und schaute sich um. Jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und eine Zentnerlast vom Herzen.
    „Du hast recht Doro, habe einen total verrückten Traum gehabt.“ Er saß neben Doro. Der Chauffeur hatte ihn auf dem Aeroporto dello Stretto in Reggio di Calabria abgeholt.
    Sein Heimflug war stressfrei verlaufen, aber bei der Landung ließ sich seine Laune mit einem Schlechtwetter-Tief vergleichen. Sein erster Einsatz war ein totaler Flop gewesen. Wie gerne hätte er persönlich seinem großen Gönner, Vittorio Barbaro, das geforderte, kostbare Manuskript überreicht. Nun würde er ihm mit völlig leeren Händen gegenübertreten müssen.
    Darüber hinaus musste er dem mächtigen Boss der Bosse berichten, dass zwei `Ndrangheta-Spezialisten von einem Unbekannten ausgeschaltet worden waren.
    „Sag mal, Doro“, fragte Leano, „hat dir der Chef den Auftrag, mich abzuholen, eigentlich persönlich erteilt?“
    „Ja, weshalb fragst du?“
    „Welchen Eindruck hattest du? War Vittorio schlecht gelaunt?“
    „Wie kommst du denn darauf?“, entrüstete sich der Fahrer, „ganz im Gegenteil. Er schien sich auf deine Rückkehr zu freuen.“
    „Mensch Doro, ich glaub, ich bin mit den Nerven am Ende. Die letzten Tage waren anstrengend. Ich habe was total Verrücktes erlebt und geträumt. Wie lange habe ich denn geschlafen? Wir sind ja schon in der Nähe von San Luca.“
    Er richtete sich auf, wischte sich erneut über beide Augen: „Hey Doro! Das war die Abzweigung nach San Luca, du hättest abbiegen müssen.“
    „Alles in Ordnung“, beschwichtigte Doro. „Der Chef hat mich beauftragt, dich nach Hause zu bringen und er meinte damit sein Domizil in Plati.“
    „Jetzt verstehe ich die Welt nicht mehr. Meine Mutter wird sich Sorgen machen, wenn ich nicht zur angekündigten Zeit zu Hause bin. Und nun soll ich einen unendlich langen Umweg über Plati in Kauf nehmen.“
    „Nimm es nicht so tragisch. Vittorio weiß schon, was er tut. Du wirst es erleben.“
    Die beiden prächtigen Flügel des schmiedeeisernen Tores schwangen zurück. Geräuschlos glitt der Mercedes über das marmorähnliche Pflaster des Vorplatzes und hielt vor dem Entrée der Luxusvilla.
    Leano stieg aus.
    „Ich kümmere mich um dein Gepäck. Mach‘s gut, mein Junge.“

57
    Leano hatte keine Zeit darüber nachzudenken, welche Schelte er vom großen Boss zu erwarten hatte, denn Vittorio kam mit ausgestreckten Armen und einem wohlwollenden, strahlenden Lächeln auf ihn zu, umarmte ihn und drückte ihn fest an sich.
    „Bin ich froh, dass du unbeschadet zurück bist. Ich habe mir schon Vorwürfe gemacht, dich ins kalte Wasser geworfen zu haben. Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass es Komplikationen geben würde. Komm rein! Der Tisch ist gedeckt und es wartet jemand auf dich.“
    Sie betraten einen Raum mit einer für drei Personen festlich gedeckten Tafel. Zwei junge Damen in schwarzen Kleidern und weißen Schürzen standen aufmerksam im Hintergrund und warteten auf ihren Serviceeinsatz.
    „Nimm Platz, mein Junge. Ich habe ein paar Worte zu sagen. Besser ausgedrückt, ich habe etwas auf dem Herzen, das ich seit vielen Jahren wie eine Zentnerlast
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