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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia
Autoren: Catherine Banner
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das?«
    »Als ich noch ziemlich klein war, hast du es dir stä n dig angesehen. Immer wenn du dich unbeobachtet g e fühlt hast. Du hast damals –«
    »Ja. Schon gut«, schnitt ich ihm das Wort ab. »Das ist etwas anderes. Die Goldene Regentschaft ist nur verb o ten. Die Prophezeiung steht auf der Liste Streng Verb o tener Schriften, und das ist eine ernste Sache. Abgesehen davon hat das Buch schon immer mir gehört. Ich habe es nicht gestohlen. Du hast deins …«
    Ich blieb abrupt stehen. Wir hatten eine Straßenkre u zung erreicht und wären um ein Haar mitten in eine Gruppe berittener Soldaten hineingelaufen. Wir stolpe r ten zurück, während sie in raues Gelächter ausbrachen. Das uns am nächsten stehende Pferd schlitterte zur Seite, und der Reiter lenkte es mit den Zügeln in den Kreis z u rück. Wir hetzten am nächsten Häuserblock vorbei. Der Schnee am Boden dämpfte jedes Geräusch, deshalb ha t ten wir sie nicht gehört.
     
    Wir gingen schweigend und ohne uns anzusehen weiter.
    »Meinst du, sie haben uns gehört?«, flüsterte Stirling, sobald er glaubte, dass wir außer Hörweite waren.
    »Natürlich nicht«, beruhigte ich ihn. »Und wenn, ist es auch egal.« Ich hoffte, dass er mein Herz nicht genauso laut pochen hören konnte wie ich. Das Geräusch ärgerte mich. Ich hatte keine Angst vor den Soldaten. Es war nur das plötzliche Aufeinandertreffen, das mich erschreckt hatte.
    »Stirling, sieh mal her.« Ich deutete mit dem Finger auf eine tiefe Schneewehe und schickte einen Sprühregen orangefarbener Funken hinein. Noch so ein Trick. Der Schnee spran g n ach oben und hinterließ dort, wo die Funken gelandet waren, dampfende Pockennarben in der Größe von Einschuss löchern . Es gab einen lauten Knall, dann hörte ich eines der Armeepferde wiehern, vielleicht vor Überraschung. Sie waren offenbar nicht so weit en t fernt, wie ich gedacht hatte. Aber es konnte auch reiner Zufall sein. Schließlich waren sie an Pistolenschüsse g e wöhnt.
    »Mach das nicht, Leo!«, zischte Stirling wütend. »Hör auf anzugeben!«
    »Warum bist du so beunruhigt?«, fragte ich. »Hast du Angst vor den Soldaten, oder was?«
    »Du bist derjenige, der Angst hat, auch wenn du so tust, als wäre es nicht so«, konterte er, ohne zu zögern. »Und das ist die Wahrheit.«
    Ich drehte mich weg und beschleunigte meine Schritte.
    Doch Stirling holte mich sofort ein und griff nach meinem Arm. Er musste dafür nach oben fassen. »Leo?« Ich beachtete ihn nicht. »Leo? Es tut mir leid, dass ich gesagt habe, du hättest Angst vor den Soldaten. Ich weiß, dass das nicht wirklich stimmt.« Ich sagte noch immer nichts. Stirling hasste es, wenn irgendjemand sauer auf ihn war. »Der Trick war wirklich gut, Leo. Es ist nur w e gen der Soldaten. Ich will nicht, dass sie dich ins G e fängnis sperren, weil du Magie ausgeübt hast …« Ich gab nach und wurde langsamer, sodass er neben mir bleiben konnte, ohne rennen zu müssen. »Weißt du was, Leo?« Ich gab immer noch keine Antwort. »Ich glaube«, fuhr er fort, »ich glaube, du könntest eines Tages wie Aldebaran sein.«
    Widerwillen fühlte ich mich geschmeichelt. »Wir k lich?«
    »Ja, wirklich. Es wird innerhalb unserer Familie we i tervererbt, oder? Irgendjemand muss nach ihm die Gabe haben, und bisher hat sie noch niemand.«
    »Aber es sind nur alberne Tricks«, widersprach ich. »Keine echte Magie . «
    »Na ja, aber wenn du übst, glaube ich, dass du wir k lich gut werden könntest. Du könntest die Kunst der M a gie erlernen und ein Erleuchteter werden, der Lord Leo. Wenn du erwachsen bist, meine ich.«
    »Stirling, ich bin erwachsen – und ich werde Soldat.«
    Er sah mich einen Moment lang an und runzelte die Stirn, sodass sich die Sommersprossen auf seiner Nase zu Strichen verzogen. »Aber du willst kein Soldat sein.«
    »Ich weiß.«
    Als wir weitergingen, runzelte er noch immer die Stirn. »Könntest du nicht stattdessen eine Ausbildung in Magie machen? Aldebaran hat es getan.«
    »Das war vor langer Zeit. Vor König Lucien. Du weißt, wie es heutzutage für Kinder mit solchen Fähi g keiten ist. Hochsicherheitsschulen, und sie bringen ihnen eine Menge Blödsinn bei. Sie befürchten, dass diese Ki n der im Falle einer Revolution gegen die Regierung käm p fen könnten – das ist zumindest meine Meinung.«
    »Was ist eine Revolution?«, fragte er. Ich hätte schw ö ren können, dass er das alles längst wusste. Aber es gefiel mir, ihm Dinge zu erklären, über die ich
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