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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero
Autoren: Berni Mayer
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Sein Gesicht war blau. Von dem Bühnenlicht. Er zählte bis vier, und die Band fing an. Der Bartels fing an zu singen. Das machte er gar nicht schlecht:
    Dein Geheimnis
    Dein dunkles Geheimnis
    Du bist die Antwort auf die Fragen
    Die sich keiner stellen traut
    Bist die Plage aller Plagen
    Deine Haut auf meiner Haut
    Dein Geheimnis
    Dein dunkles Geheimnis
    Ich bring Licht in deine Wände
    Ich schrei deine Stille nieder
    Ich breche deine Widerstände
    Doch ich frag mich immer wieder
    Was ist dein Geheimnis
    Dein dunkles Geheimnis
    Die Leute sangen jedes einzelne Wort mit. Es war beeindruckend, das kann ich bei aller Verachtung für Musik und Text nicht abstreiten. Und ich muss zugeben, dass der Moment etwas Erhabenes hatte mit dem Hintergrund, dass der Tilmann nicht mehr am Leben war.
    »Darf es noch etwas zu trinken sein?«, schrie mir jemand ins Ohr. Ich drehte mich erschrocken zur Seite, und da stand eine junge Frau in einer weißen Schürze und einem Tablett in der Hand. Der Mandel winkte dankend ab, obwohl ich gerne ein Weizenbier bestellt hätte.
    Was ist dein Geheimnis, dein dunkles Geheimnis, sang der Kai Bartels.
    »Ich hätte gerne ein Weizen«, sagte ich zum Mandel.
    »Keine Zeit, wir müssen mit dem Winter reden wegen dem Roadie.«
    Wir trafen den Winter vor dem Eingang zur VIP -Lounge. Der Mandel hatte ihn auf dem Weg nach draußen zu uns gewunken.
    »Was ist denn jetzt schon wieder, Mandel? Machen Sie es kurz, ich will die Show sehen«, sagte der Winter.
    Der Mandel erzählte dem Winter von dem Roadie. Der Winter sah sauer aus.
    »Ihre große Erkenntnis tut leider nichts mehr zur Sache, Herr Mandel. Wir haben im Kopf vom Tilmann Holzfasern gefunden. Das Labor hat bestätigt, dass es sich dabei um Reste eines Gitarrenkorpus handelt. Daraufhin wurden alle Instrumente der Band konfisziert. Die Mikro-Splitter gehören zu einer Gitarre aus dem Besitz von Lars Kretschmann. Auf der wiederum haben wir dann Blutspuren vom Tilmann gefunden. Also erzählen Sie mir nichts von irgendeinem Bühnenarbeiter«, sagte der Winter.
    »Mit der Gitarre. Fast, wie ich gesagt habe«, sagte ich.
    »Und wo ist das Motiv?«, fragte der Mandel.
    »Leo Tilmann unterhielt eine Affäre mit der Freundin von Lars Kretschmann. Einer Russin.«
    »Litauerin. Sie ist Litauerin«, sagte der Mandel. Keine Ahnung, woher er das wusste.
    »Ja? Ist das bewiesen?«, fragte ich.
    »Steht vermutlich in ihrem Pass«, sagte der Mandel.
    »Nein, ich meine die Affäre.«
    »Ja«, sagte der Winter.
    »Und wie?«, frage der Mandel.
    »Eine Aussage dieser Frau. Sie ist mit der Ehefrau von dem Schlagzeuger befreundet und hat sich bei ihr ausgeheult. Unter anderem, weil Herr Kretschmann sie regelmäßig verprügelt hat.«
    »Hmm«, machte der Mandel.
    »Aber Sie können nicht diesen Roadie ignorieren.«
    »Jetzt gehen Sie mir nicht auf die Nerven, Herr Mandel.«
    »Aber zumindest verhören können Sie ihn.«
    »Lehnen Sie sich zurück, genießen Sie die Show«, sagte der Winter und ging wieder auf seinen Platz.
    Dem Mandel und mir blieb nichts anderes übrig, als weiter das Konzert zu schauen. Verschiedene Gastsänger aus anderen Bands kamen auf die Bühne. Sogar eine Rap-Version von »Totengräber« spielten sie. Mit den Leuten von Derbes Brett. Komisch, wie sich immer alle untereinander kannten. Wo blieb Xavier Naidoo?
    Wenn es wirklich stimmte, dass der Tilmann Sex mit der Freundin vom Kretschmann gehabt hat, dann hätten wir das früher oder später für die Malleck herausgefunden. Auch keine schöne Aufgabe, die Vielweiberei vom Tilmann gegenüber der Ehefrau zu enthüllen. Man kann am Ende ja fast froh sein, dass uns die Ermordung vom Tilmann dazwischengekommen ist. Detektivbüro, was für eine Idee. Ein Leben lang Leute beim Fremdgehen ertappen, vielen Dank.
    Das Grande Finale vom angeblich letzten DEMO -Konzert aller Zeiten hatte angefangen, als die Bedienung mir das dritte Weizenbier an den Platz brachte. Wegen mir könnte es bei jedem Konzert die VIP -Lounge sein, ich muss mich nicht zwingend mit dreißig verschwitzten Idioten an einer Theke aufreihen und hoffen, dass mich der Barkeeper sieht. Um dann, wenn er mich gesehen hat, vier Euro Extrapfand auf einen Plastikbecher zu zahlen, den ich nie zurückgebe, und selbst wenn ich ihn zurückgeben wollte, würde ich die Pfandmarke nicht mehr finden.
    Das Licht auf der Bühne war jetzt aus, und ein weiteres Foto wurde hinter dem Schlagzeug auf der Videowand gezeigt. Diesmal war es der Tilmann mit der
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