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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero
Autoren: Berni Mayer
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zugleich. Und zusammen mit dem auf der Holy Diver auch der beste Gesang von Ronnie James Dio.
    Oh no, here it comes again
    Can’t remember when
    We came so close to love before
    Hold on, good things never last
    Nothing’s in the past
    It always seems to come again
    Again and again and again
    »Hat der Winter grad die ganze Band verhaftet?«, fragte ich den Mandel, während Tony Iommi solierte.
    »Sieht so aus.«
    »So ein Fanatiker.«
    Vor der Halle hatte sich schon jede Menge Presse und Polizei versammelt. Die Leute wurden beim Verlassen der Halle überwacht, damit keine Panik ausbrach. Da hatte der Winter immerhin vorgesorgt. Der Mandel und ich nahmen schleunigst ein Taxi zum Harry Wagner. Von da aus versuchte ich, Lana zu erreichen, aber sie ging nicht ans Telefon. Wir saßen noch eine Weile mit dem Harry Wagner in seiner Küche und tranken tschechisches Bier. Der Mandel und der Harry Wagner sprachen über Wishbone Ash. Der Harry Wagner behauptete, alles, was Wishbone Ash vor der Argus rausgebracht haben, hätte noch nicht diese Tiefe gehabt. Erst mit dem Argus -Konzept, wenn auch penetrant, weil biblisch, hatten sie eine Mystik in die Songs gebracht, die sie von den ganzen Bluesbrüdern damals abhob. Der Mandel stimmte zu, dass die Argus das Opus Magnum war, aber er fand die beiden Alben davor auch gut. Gerade auf dem Debüt war doch mit »Errors Of My Way« schon ein wegweisender Twilight-Rock-Klassiker, und die zweistimmigen Gitarrenlinien gab es auch schon. Aber dann sind auf der ersten Platte so überflüssige Default-Rocknummern wie »Blind Eye«, die es zu der Zeit im Dutzend billiger gab, warf der Harry Wagner ein, und der Mandel konnte nicht widersprechen. Nach der Argus ist es aber endgültig bergab in Richtung Bluesrock gegangen, einigten sich der Mandel und der Harry Wagner. Ob der Mandel wüsste, dass Wishbone Ash ein großer Einfluss für Iron Maiden waren wegen der zweistimmigen Gitarren. Klar, sagte der Mandel fast abfällig, als wäre es unverschämt, so etwas überhaupt noch zu erwähnen. Bei zweistimmigen Leadgitarren würde man übrigens zu Unrecht immer die Allman Brothers vergessen, sagte der Harry Wagner. Klar, sagte der Mandel. Völlig zu Unrecht.
    Ich dachte indessen an die Malleck. Dieses Bild von der Malleck in dem gleißenden Licht, alleine vor fünfzehntausend Leuten, das ging mir nicht aus dem Kopf. Später konnte ich nicht schlafen wegen dem Bild. Und wegen den Schmerzen in meiner Bauchdecke. Ich stand auf und nahm fünf Ibuprofen aus der Medizinschublade vom Harry Wagner.
    Am nächsten Morgen stieg ich mit dem Mandel in den Zug nach Rügen. Die Fahrt dauerte ewig, und es gab nichts mehr zu reden. Ich versuchte, Lana zu erreichen, aber ihr Telefon war ausgeschaltet. In Binz holten wir das Fahrschulauto. Niemand hatte es abgeschleppt. Niemand hatte die Reifen aufgeschlitzt oder die Windschutzscheibe zerschlagen. Es stand immer noch auf dieser Einkaufsstraße nahe der Promenade. Drei Strafzettel. Und dann noch einmal dreieinhalb Stunden Fahrt, was für eine Heimreise. Den ganzen Tag auf der Straße, und ich wäre einfach nur gerne ins Bett gegangen und hätte vier Wochen durchgeschlafen. Und dann aufwachen, und die Verhältnisse hätten sich in meiner Abwesenheit von selbst neu geordnet.
    Irgendwann während der Fahrt zog der Mandel aus seiner Innentasche die CD heraus.
    »Hey, die haben wir jetzt gar nicht abgegeben«, sagte ich.
    Der Mandel legte sie ins CD -Fach. Die CD begann mit einer Sprachaufnahme mit der Stimme vom Neumann, die Hintergrundgeräusche ließen auf eine Versammlung schließen.
    » Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Merkt euch das, Fratzen der Demokratie. Ein Sturm wird schon bald über dieses Land kommen, und danach wird das deutsche Volk wieder zu alter Stärke zurückfinden. Und jetzt, Volk, steh auf, und Sturm, brich los!«
    Ich kicherte. Der Mandel gähnte. Danach drei Akkorde auf der akustischen Gitarre, und der Tilmann nölte los, als hätte er verlernt zu singen.
    Ich bin allein. Ich bin ich selbst.
    Die Freiheit nur zu tun, was mir gefällt.
    Es ist die Zeit, es ist der Ort
    Es ist Deutschland, es ist Mord
    Ihr könnt euch horten
    Ihr könnt laut schreien
    Ihr könnt heut immer noch von gestern sein.
    Ihr brecht uns nicht
    Habt kein Gewicht
    Ihr bleibt in eurem Menschenhass allein
    »Ui, ui, ui«, sagte ich.
    »Hmm«, machte der Mandel und drückte ein paar Nummern weiter. Bald hatten wir den epischen Song über den Neumann gefunden, den Lana gemeint
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