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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero
Autoren: Berni Mayer
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was natürlich nur ging, weil der Hanisch als Roadie die Drecksarbeit erledigt hat. Zum Kretschmann hattest du auch am wenigsten Bezug, oder? Den Hanisch hast du vorher natürlich dem Leo als neuen Bühnenarbeiter empfohlen. Aber jetzt fehlten noch die Aufnahmen, von denen du dem Neumann versprochen hast, sie zu löschen, bevor es zu einer Veröffentlichung kommt. Aber der Mandel und ich waren ja eh auf der Suche, und du hast gehofft, dass der treudoofe Sigi dir sicher Bescheid sagt, wenn er sie hat. Aber da hat dir Lana einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt musst du im Nachhinein die Band dazu bringen, die Aufnahmen nie zu veröffentlichen, notfalls wirst du dafür der neue Frontmann bei DEMO , oder du gehst vor Gericht, was den Millionen von Tilmann-Fans allerdings sauer aufstoßen dürfte. Bis gestern hat eigentlich alles super funktioniert. Aber dann hat der Winter gleich die ganze Band festgenommen statt nur den Kretschmann. Dabei war das alles so gut eingefädelt mit der Litauerin vom Kretschmann. Du wusstest wahrscheinlich, dass die scharf auf den Leo war, und hast ihm auch noch so eine Art Freibrief ausgestellt, nach dem Motto: Tob dich ruhig mal aus. Und als der Leo sich genügend ausgetobt hatte, war die Litauerin gekränkt und hat in ihrer Wut alles dem Kretschmann und ihrer Freundin Irina erzählt, die der Winter dann als Zeugin benutzen konnte. Dumm nur, dass ich den Malte Hanisch erkannt habe. Ärgerlich, dass man so Leute wie die Kulturfreunde des Nordens nie von ihren idiotischen Kundgebungen abhalten kann. Die alberne Demonstration in Babelsberg mit dem Hanisch war dir sicher peinlich. Weil ohne die Kundgebung und den Malte Hanisch wäre der Mandel ja gar nicht auf seine Theorie gekommen.«
    »Nicht im Ernst, Sigi, oder?«, sagte die Malleck.
    »Ach so, ja, bleibt die Frage, warum du uns überhaupt diesen Beschattungsauftrag erteilt hast. Der Mandel denkt, dass du so an die Aufnahmen kommen wolltest. Du wusstest ja auch nicht, wer sie hatte, aber dass der Tilmann von irgendjemand eine zweite Meinung beziehungsweise ein Lob für seine gesellschaftliche Großtat brauchte, das war dir klar. Und dass er seinen Frauen unbedingt immer seine Musik vorspielen muss, das kennst du ja auch noch von früher. An Lana hast du gar nicht gedacht, oder? Dass der Urbaniak uns dann auch noch explizit damit beauftragt hat, die Aufnahmen zu suchen, war reiner Zufall, sonst hättest du das früher oder später getan. Aber gottseidank haben wir uns ja eh an dich gewendet, statt für den Urbaniak zu arbeiten. Wie gesagt, jetzt hat der Bartels die Aufnahmen, aber mit dem lässt sich ja sicher reden, oder?«
    »Das ist ein Scherz, oder?«, sagte die Malleck
    »Ja, ja, das ist natürlich nur eine verrückte Spekulation, die der Mandel sich so zusammengereimt hat vorhin, als wir zusammen im Büro saßen. Er ist ja grade erst weg. Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Aber interessant ist es schon, wenn man das mal so durchspielt. Findest du nicht?«
    Die Malleck sah mich an, als würde ich auf dem elektrischen Stuhl sitzen. Mit einer Mischung aus Mitleid und Neugier.
    »Das ist wirklich traurig, dass du so denkst, Sigi.«
    » Ich denk ja nicht so. Der Mandel, wenn dann«, sagte ich.
    Die Malleck, die immer noch in der Tür stand, drehte sich weg und trat aus dem Büro raus ans Nordufer. Ich schaute ihr nicht nach. Ich starrte nur ins Dunkle, auf die Bäume, die den Kanal verdeckten. Irgendwo sprang ein Auto an. Ich nahm meinen Detektivratgeber mit aus dem Büro, löschte das Licht und schloss die Ladentür ab. Die Luft draußen war mild und roch angenehm frisch. Egal, was für Wetter noch kam, den Sommer konnte jetzt niemand mehr verhindern.
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