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Manche moegen's Kowalski

Manche moegen's Kowalski

Titel: Manche moegen's Kowalski
Autoren: Shannon Stacey
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die klassische „Kowalski-Nase“. Allen gemeinsam war das strahlende Blau der Augen ihres Vaters. Diese faszinierenden Augen waren es, die, sofern es sich um die männlichen Kowalskis handelte, besonders die Frauen zweimal hinschauen ließ.
    In seinem gegenwärtigen Zustand jedoch wäre Josh wohl kaum eines zweiten Blickes gewürdigt worden, es sei denn, um sich zu vergewissern, dass dieses Gesicht nicht auch auf einem der Steckbriefe prangte, die in der Post hingen. Sein Haar wirkte ungepflegt, und er sah aus, als hätte er sich schon seit mehreren Tagen nicht mehr rasiert. Er trug eine ausgeleierte Jogginghose, deren eines Bein in Höhe des Knies abgeschnitten war, damit Josh es bequemer über den Gips streifen konnte. Das dezente Muster auf dem T-Shirt entpuppte sich bei näherem Hinsehen als Spaghettisoße.
    „Sehe ich aus wie ein Babysitter?“ Mitch trank einen großen Schluck aus seiner Bierdose und überlegte, wie er sein Erscheinen erklären sollte, ohne seinen Bruder allzu sehr vor den Kopf zu stoßen. „Ich habe läuten gehört, es gibt eine Neue im Diner, von der jeder schwärmt. Die wollte ich mir mal anschauen.“

    Josh fiel nicht darauf herein. „Ja, ja, ich weiß. Hat Rosie dich angerufen, dass du kommen sollst?“
    „Natürlich. Dein Gips war vermutlich noch nicht trocken, da hat bei mir schon das Telefon geklingelt. Wann warst du zuletzt unter der Dusche?“
    Josh winkte ab. „Duschen kann ich vergessen. Ich muss in die Wanne steigen – nach Hausfrauenart“, fügte er in verächtlichem Ton hinzu. „Damit ich dieses Bein raushängen lassen kann.“
    „Ist doch schön so ein Schaumbad.“
    „Ach, leck mich … Wie lange bleibst du denn dieses Mal? Drei Tage oder eine ganze Woche?“
    Müde sah sein kleiner Bruder aus, müde und ausgebrannt. Rundheraus gesagt: richtig fertig. Mitch begann, sich ernsthaft zu sorgen. „Rosie meinte, du wolltest die große Eiche vor dem Haus beschneiden und bist runtergefallen.“
    „Nicht ganz. Die Leiter ist weggerutscht.“ Josh zuckte die Achseln und nippte an seinem Bier.
    „Lass mich raten. Du hast die Leiter auf deine Werkzeugkiste gestellt, die auf der Ladefläche deines Pick-ups stand.“
    „Ja und? Die Leiter war nicht lang genug, und eine andere hatte ich nicht.“
    „Und warum hast du nicht eine Firma angerufen, die so etwas macht?“
    „Meine Güte, ja, Mr Allwissend mit Baumdoktordiplom. Wie konnte ich nur?“
    Mitch dachte nicht daran, sich auf eine Debatte in diesem Ton einzulassen. Er trank von seinem Bier und wartete darauf, dass Josh selbst auffiel, dass er ein Esel war. Schließlich war Mitch es nicht gewesen, der auf die bescheuerte Idee gekommen war, eine Leiter auf eine Ladefläche zu stellen, anstatt sich Hilfe zu holen. Deshalb musste er sich von seinem Bruder auch nicht so einen Mist anhören.
    „Na schön, ich hätte diese Baumfritzen anrufen sollen und hab es nicht getan. Und nun ist mein Bein im Arsch. Zufrieden?“
    „Führ dich nicht so idiotisch auf.“ Mitch leerte seine Bierdose und warf sie in einen Papierkorb, den jemand – vermutlich Rose – für Joshs Leergutsammlung neben dem Sofa bereitgestellt hatte. „Wie viele von denen hattest du heute schon?“, fragte Mitch, als es im Papierkorb schepperte.
    „Nicht genug.“ Auch Josh kippte seinen Rest Bier in sich hinein, bevor er die leere Dose zu den anderen warf.
    Mitch war sich nicht sicher, mit welchem Problem Josh sich herumschlug, doch ganz bestimmt war es nicht sein gebrochenes Bein. Jedes Mal, wenn Mitch heimkam, was zugegebenermaßen seltener passierte, als es sollte, war Josh ein Stück weiter heruntergekommen.
    „Warum wäschst du dich morgen früh nicht mal, und ich nehme dich zum Frühstück mit in den Diner? Wir könnten da sitzen und die neue Kellnerin betrachten.“
    „Paige? Sie ist nicht die Kellnerin. Ihr gehört der Laden jetzt. Und sie ist nicht interessiert.“
    „Sie war interessiert.“
    „Jeder Mann in Whitford hat es bei ihr probiert, und ich sage dir, sie ist nicht interessiert. Sie ist seit rund zwei Jahren hier und hat in der ganzen Zeit nicht eine einzige Verabredung gehabt, von der jemand wüsste. Und wenn sie eine gehabt hätte, hätte jemand in dieser Stadt davon erfahren.“
    Mitch dachte daran, wie sie errötet und beinahe ängstlich seinem Blick ausgewichen war, und zog den Schluss, dass sie wahrscheinlich nur auf den Richtigen wartete. An Interesse fehlte es auf seiner Seite nicht, und er war gern bereit, sie von ihrem
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