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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten
Autoren: Peter Tremayne
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H ISTORISCHE V ORBEMERKUNG
    Die Ereignisse, die in diesem Roman geschildert werden, begaben sich während des Konzils von Autun. Die Stadt ist in einer Landschaft Frankreichs gelegen, die heute Burgund genannt wird. Sie war eine bedeutende Festung im römischen Gallien und hieß damals Augustodunum. Das Konzil von Autun war ein wichtiges Konzil der frühen Christenheit, denn es entschied, dass die regula des heiligen Benedikt fortan die Grundregeln des Lebens in allen Klöstern sein sollten. Damit wurden Sitten und Gebräuche verworfen, die sich in den klösterlichen Gemeinschaften im keltischen Gallien herausgebildet hatten. Die Beschlüsse von Autun brachten die keltische Kirche erneut in die Defensive, weil Rom bestrebt war, sie völlig der Papstkirche zu unterwerfen und ihre Riten nicht länger zu dulden. In Autun wurde der Versuch unternommen, die Beschlüsse, die 664 in Whitby gefasst worden waren, verstärkt durchzusetzen. Damals hatte Oswy von Northumbrien das Brauchtum der römischen Kirche für sein Königreich übernommen und sich damit gegen die Auffassungen entschieden, die die irischen Missionare mit dem von ihnen gepredigten Christentum verbreitet hatten. Nach Oswys Entscheidung folgten allmählich alle anderen angelsächsischen Königreiche den Vorschriften Roms.
    Das Konzil von Autun anempfahl auch der gesamten Geistlichkeit, sich das Athanasianische Glaubensbekenntnis zu eigen zu machen. Kardinal Jean Baptiste François Pitra (1812 bis 1889) vertrat in seiner Histoire de Saint Léger (Paris, 1846) die Ansicht, dieser Glaubenskanon habe sich gegen die Vorstellungen des Monotheletismus gewandt, die unter den keltischen Kirchen Galliens an Einfluss gewannen. Der Monotheletismus versuchte zu erklären, wie sich das Menschliche und das Göttliche in der Person Jesu Christi zu einander verhielten. Seiner Lehre nach hatte Jesus zwei Naturen (eine menschliche und eine göttliche), jedoch nur einen göttlichen Willen. In Fidelmas Tagen erfreute sich diese Auffassung einer beträchtlichen Anhängerschaft, wurde aber auf dem Sechsten Ökumenischen Konzil in Konstantinopel unter Papst Agatho 680/81 als Ketzerei verdammt.
    In welchem Jahr das Konzil von Autun wirklich stattgefunden hat, geht aus den Chroniken nicht klar hervor, die meisten bevorzugen das Jahr 670. Dieses Datum habe ich übernommen, da es wahrscheinlicher ist als andere in Vorschlag gebrachte Jahreszahlen. In Chroniken und Annalen finden sich mitunter einander widersprechende Daten, denn die betreffenden Quellen sind nur in Abschriften oder Kompilationen auf uns gekommen, die etliche Jahrhunderte später angefertigt wurden. Ich halte es für gerechtfertigt, mich auf ein von vielen Gelehrten bevorzugtes Datum festgelegt zu haben. Schließlich möchte ich, dass die Geschichten um Schwester Fidelma lediglich als das gelesen werden, was sie sind, nämlich dichterische Erfindungen.
    Leser, die Vorkommnisse wie den von Rom gebilligten Verkauf von Ehefrauen der Priester und Mönche in die Sklaverei bezweifeln, muss ich auf Folgendes verweisen: Während der Regierungszeit von Papst Leo IX. (1049–1054) wurden mit obrigkeitlicher Billigung die Frauen von Priestern zusammengetrieben und dazu verdammt, als Sklavinnen im LateranPalast zu dienen. Urban II. drang während seiner Regierungszeit als Papst (1088–1099) auf die Einhaltung des Zölibats, und das nicht nur mit Dekreten sondern auch mit Gewalt. Während er ein Konzil in Reims besuchte, ermächtigte er den Erzbischof von Reims, den Grafen Robert von Reims zu zwingen, alle Ehefrauen von Geistlichen und Klosterbrüdern zu entführen und als Sklavinnen zu verkaufen. Viele dieser beklagenswerten Frauen verzweifelten und begingen Selbstmord. Andere wehrten sich. So geschah es, dass man die Gattin des schwäbischen Grafen von Veringen vergiftet im Bett fand als Vergeltung dafür, dass ihr Mann im Lande nach Frauen von Geistlichen auf der Jagd war.
    Lesern, die sich auf der Landkarte orientieren, mag der Hinweis helfen, dass der gallische Fluss Liga – der keltische Name bedeutet Schlick oder Sediment und wurde zu Liger latinisiert – heutzutage die stattliche Loire ist; der gallische Fluss Aturavos ist heute der Arroux, und der Strom Rhodanus ist die Rhône. Die Stadt Nebirnum heißt jetzt Nevers, Divio ist Dijon, und aus dem armorikanischen Hafen Naoned wurde die Stadt Nantes.

K APITEL 1
    Die beiden Gestalten mit den Kapuzen waren im dunklen Gemäuer des Mausoleums kaum zu erkennen. Schweigend standen
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