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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Vorwort
    Geschichte ist viel lebendiger, als man meinen möchte. Das hat nicht nur damit zu tun, dass sie in Film und Fernsehen, auf Jahrmärkten und in Romanen ein ausgesprochen beliebtes Thema ist – ob verruchte Papstdynastie oder mittelalterliche Kurtisane, ob das Grandhotel der Kaiserzeit oder der Bürgerkriegspräsident. Geschichte ist, entgegen aller Vorurteile, auch deshalb lebendig, weil immer wieder vermeintliche historische Tatsachen revidiert werden müssen. Immer wieder nämlich stellen Historiker gewohnte Wahrheiten über vergangene Ereignisse auf den Prüfstand – und das Ergebnis ihrer Forschungen wirft das Bild einer historischen Persönlichkeit, eines Ereignisses oder einer ganzen Epoche komplett über den Haufen. Solche Erkenntnisse haben es aber mitunter schwer, aus dem Elfenbeinturm der Forschung nach außen zu dringen – weil sich Wissenschaftler selten an ein breites Publikum wenden, aber ebenso, weil der Abschied von gewohnten Wahrheiten schwerfällt.
    In zwei Büchern habe ich Irrtümer und Legenden, Fälschungen und Verschwörungstheorien über die Geschichte bereits behandelt – und stieß auf großes Interesse. Vor allem Die 50 größten Lügen und Legenden der Weltgeschichte (Lübbe, 4. Aufl. 2010) erschien in vielen Auflagen und Sprachen und hat breite Resonanz hervorgerufen. Da das Interesse am Thema ungebrochen ist und die Geschichte lebendig bleibt, also immer wieder von Neuem alte Gewissheiten fallen, liegt nun ein drittes Buch vor. Wie immer stützt sich das Buch auf die Forschungsergebnisse von Historikern weltweit, ohne die ein solches Kompendium nicht möglich wäre.
    Ein weiteres Mal geht es quer durch die Epochen, von der Jungsteinzeit bis in die jüngste Vergangenheit, durch viele Länder und Themen, durch ganz unterschiedliche Arten von Irrtümern. Dabei ist nicht nur spannend und lehrreich, wo vermeintliche Wahrheiten verabschiedet werden müssen. Ebenso interessant sind die Einblicke in Ursache und Entstehung der Geschichtsirrtümer und -verfälschungen – für ein besseres Verständnis von Geschichte.
    Bernd Ingmar Gutberlet
    September 2013

In der Frühgeschichte der Menschheit herrschten die Frauen im Matriarchat – IRRTUM!

    Die Geschichte wurde über Jahrhunderte fast ausschließlich von Männern und damit aus deren Perspektive geschrieben. Das ist längst inakzeptabel, und die feministische Geschichtswissenschaft hat wertvolle Impulse geliefert, um die daraus entstandenen Defizite ab- und aufzuarbeiten. Überhaupt leisten neue Zweige der historischen Forschung immer wieder Wertvolles: Sie richten den Fokus auf Übersehenes und stoßen neue Diskurse an, erweitern mit bisher vernachlässigten Perspektiven den Blick, heben unerwartete Schätze aus Archiven und beleben die historische Diskussion. Gift für jede Wissenschaft sind allerdings Ideologie, die sich aus den akademischen Debatten mit dem Ende des Kalten Krieges keineswegs verabschiedet hat, und Wunschdenken, das in rätselhaften Funden willige Objekte mutwilliger Interpretation findet. So manche neue Forschungsrichtung schießt im ideologisierten oder euphorisierten Erkenntniseifer übers Ziel hinaus. So steht es auch mit der Theorie vom Matriarchat. Die besagt, bei wechselnder Zutatenliste und schwankender Akzentsetzung, in vorgeschichtlicher Zeit habe die Menschheit gewaltfrei und klassenlos in einer vom weiblichen Prinzip bestimmten Gesellschaft gelebt, mit einem nie mehr erreichten Maß an emotionaler Kompetenz und dem Kult um eine »Große Göttin« als religiöser Begleitung. Dass eine klare Definition fehlt, macht die Sache gleichzeitig kompliziert und öffnet sie für eine inhaltliche Bestückung je nach Gusto. Umstritten ist beispielsweise die Frage, ob es sich beim Matriarchat um ein Herrschaftssystem gehandelt habe, was der Begriff nahelegt, oder ob es sich um ein herrschaftsfreies, harmonisch wirkendes weibliches Prinzip handelte, dem zumeist die Verwirklichung paradiesischer Zustände zugeschrieben werden. Wie auch immer: Das patriarchalische System, das bis heute die Geschicke der Welt bestimmt, habe sich erst danach entwickelt und der Menschheit mehr Unheil als Gutes gebracht: Hierarchien, Gewalt, Kriege, Unterdrückung, Zerstörung. Den Frauen bescherte das Ende des weiblichen Prinzips als Gesellschaftsform Entwicklungen wie sexuelle Unterdrückung, Hexenverfolgung, verkrüppelte eingebundene Füße oder Genitalverstümmelung und anderes mehr. Meist fällt die Bilanz recht klar aus:
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