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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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einstmals aus dreißig Pfeilersteinen bestand, die mit aufliegenden Tragsteinen verbunden wurden. Reste davon sind noch vorhanden und ermuntern dazu, sich das Originalbauwerk intakt vorzustellen: ein schwebender Kreis, tonnenschwer. Aus einem anderen, bläulichen Stein bestehen die nur rund zwei Meter großen Bauteile des zweiten Kreises, der wiederum ein inneres Hufeisen umschließt, das ursprünglich aus fünf Steinpaaren von bis zu sieben Metern Höhe bestand, die je einen Deckstein trugen. Auch davon sind nur noch Reste erhalten. Sodann gibt es noch mehrere Einzelsteine außerhalb der Kreisformationen, aber noch innerhalb der Wallanlagen, sowie außerhalb den berühmten Heel Stone, über fünf Meter hoch und unbearbeitet.
    Seit mehreren Tausend Jahren existiert Stonehenge, das unter den zahlreichen Zeugnissen der steinzeitlichen Megalithkultur das bei Weitem bekannteste ist. Bevor sich moderne Wissenschaftler daranmachten, Forschungen an- und mehr oder weniger plausible Theorien aufzustellen, beschäftigte der Ursprung des magischen Rundbauwerks die Menschen schon über viele Jahrhunderte. Um 1135 notierte der englische Chronist Geoffrey von Monmouth, Bauherr sei im Jahr 485 der berühmte Zauberer Merlin gewesen – einem Geringeren wollte man die enorme Leistung nicht zutrauen. Zweifel wurden bald geäußert, aber die Geschichte blieb auf lange Zeit im Gespräch. Auch als römischer Tempel wurde Stonehenge angepriesen, außerdem als Krönungsort der dänischen Könige Englands, als phönizisches Bauwerk oder als keltische Kultstätte, in der die Druiden ihre Rituale durchführten. Für die Annahme, Stonehenge könne erheblich älter sein, als diese Vermutungen nahelegen, bedurfte es der Revision der christlichen Zeitvorstellungen vom Alter der Menschheit sowie der entstehenden Wissenschaften, in diesem Fall der Archäologie. Deren Forschungen ergaben, dass die Steinkreise über lange Zeit genutzt, wieder aufgegeben oder zumindest vernachlässigt wurden, um dann wieder in veränderter Form in Gebrauch genommen zu werden.
    Abgesehen von drei Holzpfählen, die möglicherweise zu rituellen Zwecken bereits vor bis zu 10000 Jahren ein Stück entfernt aufgestellt wurden, begannen die Arbeiten an Stonehenge um 3000 v. Chr. mit der Aufschüttung eines Walls mit einem Radius von 55 Metern – leuchtend weiß dank des hiesigen Kreidebodens und damit weithin sichtbar. Innerhalb des Kreisrunds stellte man vermutlich Holzpfähle auf. Um 2500 v. Chr. wechselte das Baumaterial von Holz zu Stein, außerdem wurde die Anlage nunmehr in nordöstlicher Richtung auf den Sonnenaufgang der Sommersonnwende ausgerichtet, wenn der längste Tag des Sonnenjahres beginnt. Dafür wurden etwa 85 jeweils rund vier Tonnen schwere Blausteine aus Westwales herbeigeschafft – über eine Strecke von knochenbrecherischen 250 Kilometern. Wie genau das vonstattenging, ist nicht bekannt, aber vermutlich nutzte man Wasserwege, wo es ging, und bewältigte den Rest wie im Fall der ägyptischen Pyramiden auf Schlitten, die man über Holzpfähle als Transportwalzen zog.
    Ungefähr ein Jahrhundert später, noch bevor die Blausteine der Planung entsprechend aufgestellt waren, ergänzte man abermals mit neuem Baumaterial und errichtete den Kreis der Vier-Meter-Steine mitsamt Abdeckung sowie das innere Hufeisen. Auch da ist unklar, wie die Decksteine in die Höhe gelangten, vermutlich mittels eines in die Höhe wachsenden Holzgerüsts unter dem Bauelement. Die Blausteine erhielten ihre endgültige, heute in Resten erhaltene Formation als Kreis und Hufeisen schließlich um 2000 v. Chr.
    Was hat es mit diesem rätselhaften Bauwerk auf sich? Wer entschloss sich vor Tausenden von Jahren zur aufwendigen, Generationen dauernden Errichtung dieser Steinkreise, für die man in großer Entfernung das Material beschaffen musste? Und wozu diente das Ensemble den Steinzeitmenschen, die doch ansonsten – so will es zumindest das Klischee – in Höhlen ums Feuer saßen und sich mit Fellen dürftig bedeckten? In den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts machte das Buch eines Astronomen Furore, der das Rätsel Stonehenge entschlüsselt haben wollte. Gerald Hawkins diagnostizierte mithilfe von Berechnungen, die er auf seinem IBM-Computer anstellte, einen prähistorischen Kalender, der die Menschen von Stonehenge zu steinzeitlichen Vorfahren moderner Astronomen machen würde, ja eine steinzeitliche Rechenmaschine zur Voraussage von Mondfinsternissen, also ein
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