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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Monument, das als Grab- und Opferstätte sowie Versammlungsort diente. Für die Ausrichtung hatten die Menschen des Neolithikums ebenso religiöse Gründe. Den sichtbaren Himmelskörpern kam in der Vorstellungswelt der Jungsteinzeit besondere Bedeutung zu, weil sie rätselhaft waren und weil sie das Leben strukturierten – allen voran die Sonne, die den Tag und den Jahresablauf bestimmte, aber ebenso der Mond mit seinem Zyklus. Ein vorzeitlicher Computer oder steinzeitlicher Kalender aber ist Stonehenge nicht gewesen. Die britische Archäologin Jacquetta Hawkes fasste 1967 in einer Kritik an den Thesen Hawkins’ zusammen: »Jedes Zeitalter hat das Stonehenge, das es verdient – oder begehrt.«

König Kroisos war der reichste Mann seiner Zeit – IRRTUM!
    Reich wie Krösus – das ist noch heute ein sprichwörtlicher Ausdruck für Geld im Überfluss, für sagenhaften Reichtum. Zweieinhalb Jahrtausende nach dem Leben und Wirken des Mannes, auf den der Vergleich zurückgeht, weiß noch immer jeder, was damit gemeint ist, denn in vielen Sprachen hat es der antike König ins Vokabular geschafft. Aber schon bei der Zuordnung des Namens hapert es, denn mehr als das Etikett, der reichste Mann seiner Zeit gewesen zu sein, ist selten bekannt. Und war Kroisos, der lydische König des 6. vorchristlichen Jahrhunderts, wirklich reicher als alle anderen?
    Die historische Landschaft Lydien liegt in Kleinasien am östlichen Mittelmeer, im Westen der heutigen Türkei. Zur kurzen Zeit seiner größten Ausdehnung reichte das lydische Imperium von der Ägäis bis an die Westgrenze des Perserreiches (östlich von Ankara), vom Marmara- und Schwarzen Meer im Norden bis zur Mittelmeerküste im Süden beim heutigen Antalya. Vermutlich war die Entwicklung ähnlich der in Griechenland: Kleinere Herrschaftszentren bildeten sich heraus, aus denen die Siedlung Sardes (östlich des heutigen Izmir) hervorstach und eine Vormachtstellung in Lydien errang. Mit dem lydischen König Gyges im 7. Jahrhundert v. Chr. geht die Geschichte vom Vagen und Legendenhaften ins Handfestere, Nachweisbare über. Gyges errang mit gewaltsamen Methoden, die Umstände sind nicht ganz klar, den Thron und regierte mehrere Jahrzehnte lang. Er begründete die dritte und letzte lydische Herrscherdynastie der Mermnaden, die ihr Land zwischen der griechischen Welt im Westen sowie Assyrern und Persern im Osten zu positionieren suchten. Zahlreiche Erwähnungen der Geschichtsquellen umliegender Regionen belegen, wie die Mermnaden durch diplomatische und militärische Aktionen von sich reden machten.
    Seine Blüte erlebte das Königreich Lydien unter König Alyattes (ca. 610–560 v. Chr.) und seinem Sohn Kroisos (ca. 560–541 v. Chr.), die sich als Herren über das westliche Kleinasien durchsetzten. Verbunden damit war eine Ausdehnung des Reiches, das nun ungefähr sechsmal größer war als Attika, das Herrschaftsgebiet des Stadtstaates Athen. Sardes scheint in dieser Zeit einen Zustrom von Menschen erlebt zu haben, die Hauptstadt wurde massiv befestigt, internationaler Handel florierte wie nie zuvor. Lydien profitierte dabei nicht zuletzt von seiner günstigen Lage an wichtigen Handelsrouten und vom natürlichen Goldreichtum des Landes. Berühmt und bei gegnerischen Heeren ungeheuer gefürchtet war die lydische Kavallerie. Auch die Kunst erlebte einen Aufschwung, aus ihr spricht der rege kulturelle Austausch eines kosmopolitischen Reiches mit Griechenland, Ägypten oder den Assyrern. Insbesondere bei den Griechen waren die Lyder für Musik und Tanz beliebt und geschätzt. Die große Zeit endete jedoch bereits mit Kroisos, der als erfolgsverwöhnter Eroberer den Bogen überspannte und an seinem Übermut kläglich scheiterte. Zunächst gelang ihm, was seine Vorgänger mit Ausnahme seines Vaters Alyattes nicht vermocht hatten: Er zwang die griechischen Städte der kleinasiatischen Mittelmeerküste dauerhaft zu Tributzahlungen.
    Dass Kroisos es so überaus dauerhaft zum Status des sprichwörtlich reichsten Mannes überhaupt gebracht hat, verdient jedoch genauere Betrachtung. Wie andere antike Herrscher war der Lyder durchaus sehr reich, zumal er davon profitierte, dass sein Land viel Gold aus Flüssen (vor allem aus dem Paktolos, heute Sart Çayı) und in Bergwerken förderte. Auch die Siege über die kleinasiatischen Griechenstädte und die daraus erwachsenden Tributzahlungen und Steuerleistungen sowie erfolgreiche Feldzüge nach Osten zur Ausdehnung des Reiches bis zur
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