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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Machtblöcken eingeklemmt war – die friedlichen Zeiten waren vorbei, man litt darunter, als Pufferzone im Fokus von Politik und militärischen Aktionen zu sein. Im 4. Jahrhundert schließlich machte Alexander der Große der persischen Oberhoheit über Lydien ein Ende und verleibte es seinem Weltreich ein. Der Makedonenkönig erwies sich als bedeutend erfolgreicher als Kroisos, denn ihm gelang die Unterwerfung der Perser und er errichtete ein Imperium, wie es bis dahin noch nie existiert hatte.

In den Perserkriegen siegten die Griechen gegen eine erdrückende Übermacht – IRRTUM!
    Eine bestimmte Frage an die Geschichte verführt mitunter zu mehr oder weniger fundierten Spekulationen, an denen selbst gestandene Historiker Gefallen finden: Was wäre gewesen, wenn? Natürlich bieten vor allem die großen Wendepunkte der Menschheitsgeschichte den Anlass zu fragen, wie es der Welt seither ergangen wäre, wäre ein zentrales Ereignis anders ausgegangen. Zu solchen Schicksalsereignissen gehören naturgemäß solche, in denen eine Bedrohung endgültig abgewehrt werden konnte, ob die durch das faschistische Deutschland im Zweiten Weltkrieg, ob jene durch den napoleonischen Expansionsdrang zu Beginn des 19. Jahrhunderts, ob die durch die Türken Ende des 17. Jahrhunderts – oder jene durch das Perserreich, das im 5. vorchristlichen Jahrhundert die griechische Welt im östlichen Mittelmeerraum zu unterwerfen versuchte. Weil der klassische Gegensatz zwischen dem Wir und den anderen die eigene Wahrnehmung der Wirklichkeit prägt, fließt er mit ein in die konjunktivische Einschätzung – über die Jahrhunderte wurde die Abwehr der persischen Invasoren als grundlegend für die weitere Entwicklung betrachtet, bis hin zur Errettung der westlichen Zivilisation, die ansonsten der persischen Despotie zum Opfer gefallen wäre. Abgesehen davon, dass den Griechen vermutlich der sich anschließende verheerende Bürgerkrieg erspart geblieben wäre, ist aber keineswegs zwingend, dass »der Westen« aufgehört hätte zu existieren, ehe sein Siegeszug so richtig Schwung hätte nehmen können.
    Das riesige Herrschaftsgebiet der Perser, eine der am weitesten entwickelten Kulturen der Alten Welt, bildete das bis dahin größte Reich überhaupt. Es reichte von Ägypten bis Indien, vom südlichen Russland bis zum Indischen Ozean. Im östlichen Mittelmeerraum waren die griechischen Städte an der Küste Kleinasiens und die vorgelagerten Inseln zu Vasallen der Perserkönige geworden. Das stellte nicht unbedingt einen Nachteil dar, denn die unterworfenen Völker genossen weitgehende Freiheiten, kulturell und religiös, und ihre Fürsten besaßen einige Entscheidungsfreiheit. Auch profitierten sie von der bemerkenswerten Infrastruktur des Großreiches, das als Erstes überhaupt ein Postwesen einführte. Dass griechische Autoren einen Gegensatz von griechischer Freiheit und persischem Despotismus beschworen, war ideologischer Bestandteil der Auseinandersetzung – hält sich aber wirkmächtig bis in unsere Tage.
    Wie auch immer, als der Tyrann von Milet sich von den Persern lossagte, begann damit 500 v. Chr. der Ionische Aufstand, den die Athener unterstützten. Zunächst erfolgreich, mussten sich die aufständischen Städte schließlich den Persern geschlagen geben, die Kulturmetropole Milet als Aufrührer wurde 494 v. Chr. völlig zerstört. In einer Vergeltungsaktion schickte sich der persische König Dareios an, die Herrschaftsverhältnisse im östlichen Mittelmeerraum ein für alle Mal zu persischen Gunsten zu klären. 490 v. Chr. zog ein Heer bis nach Attika, konnte aber bei Marathon geschlagen werden – überraschend für alle Seiten, zumal die stärkste Militärmacht Griechenlands, Sparta, gar nicht an der Schlacht beteiligt war. Persien zog sich zurück, rüstete jedoch sogleich wieder auf. Aber erst als 486 v. Chr. Dareios gestorben und sein Sohn Xerxes König geworden war, wurde ein abermaliger Griechenlandfeldzug in Angriff genommen.
    Xerxes hatte nichts weniger im Sinn, als das gesamte Griechenland seinem riesigen Reich einzuverleiben, und ging die Sache planvoll und methodisch an. Zum Beispiel ließ er eigens für den Truppentransport auf der Halbinsel Chalkidiki einen Kanal bauen. Im Sommer 480 v. Chr. überschritt sein Heer auf Pontonbrücken die Dardanellen, die damals Hellespont hießen, seine Flotte folgte entlang der ägäischen Nordküste. Bei den Thermopylen nördlich von Delphi siegte Anfang August in
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