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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten
Autoren: Peter Tremayne
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verinnerlichen und uns der Regeln anzunehmen, die in jeder Glaubensgemeinschaft in unseren Ländern befolgt werden sollen. Seine Heiligkeit hat Nuntius Peregrinus entsandt, auf dass er Zeuge unserer Debatten sei. Das sind die Dinge, denen unsere Aufmerksamkeit zu gelten hat. Nur diesen und nichts anderem.«
Abt Dabhóc stand auf. »Brüder, die Stimmung zwischen uns ist von Zorn und Schuldzuweisungen belastet. Ich schlage vor, die Eröffnung des Konzils um einen Tag und eine Nacht zu verschieben. Wir haben weder Schreiber noch Berater bei uns, so wird der hier ausgebrochene Streit in keinem Dokument festgehalten werden. Lasst uns auseinandergehen und in Ruhe überdenken, weswegen wir hier sind.«
Bischof Leodegar schien ein wenig erleichtert. »Ein glänzender Vorschlag«, lobte er.
»Ein schändlicher Vorschlag«, kam es bissig von Bischof Ordgar. »Du, Leodegar, ein Franke, solltest dich schämen, diesen Welschen Vorschub zu leisten. Die sind ebenso Feinde deines Volkes, wie sie Feinde meines Volkes sind.«
»Eine Schande, so zu reden«, klang es entrüstet von vielen.
»Wir sind alle vereint in Christus« erklärte Abt Dabhóc, »oder willst du, Bischof Ordgar, das etwa leugnen? Wenn dem so ist, dann bestätigst du, was Abt Cadfan dir vorgehalten hat, und kannst nicht am Konzil teilnehmen.«
»Ich habe meine Vollmacht von Theodor von Canterbury erhalten, und der ist unmittelbar vom Heiligen Vater in Rom ernannt worden. Wer aber hat dir die Vollmacht erteilt, du Barbar?« Bischof Ordgar zog drohend die Augenbrauen zusammen.
»Meine Vollmacht ist die Kirche, der ich diene«, begann der Abt. »Und …«
Noch einmal stieß Bischof Leodegar mit seinem Bischofsstab heftig auf den Boden. Er warf dem Nuntius einen fragenden Blick zu, der zuckte die Achseln und nickte dann. Leodegar nahm das als Einverständnis, erhob sich und wandte sich an die Delegierten.
»Hiermit schließe ich unsere heutige Zusammenkunft. Einen Tag und eine Nacht lang werden wir beten und darüber nachdenken, zu welchem Behufe wir uns versammelt haben. Wenn wir uns hier wieder einfinden, werden wir unsere Schreiber und unsere Ratgeber mitbringen und werden Streitigkeiten, wie eben gehabt, unterlassen. Sollte jemand versuchen, den Streit fortzusetzen, wird er von den Beratungen des Konzils ausgeschlossen, ganz gleich, aus welchem Winkel der Welt er kommen mag. Meine Brüder, lasst euch diesen Rat ans Herz legen: In medio tutissimus ibis – wählt den sicheren Mittelweg. Geht nun auseinander und ziehet hin in Frieden im Namen des Allerheiligsten, unter dessen strengem und wachsamem Auge wir zusammenkommen, um ihn zu ehren.«
Die Äbte und Bischöfe standen auf und empfingen fast widerstrebend den Segen Bischof Leodegars – und erst recht grollten ihm die Hauptgegner.
Als sich die Versammlung auflöste, ging Abt Ségdae auf Abt Dabhóc zu. »Da haben wir nun die lange Reise unternommen, nur um dem Streit der Britannier mit den Sachsen beizuwohnen.«
Abt Dabhóc hob die Schultern. »Ich habe Mitgefühl mit den Britanniern, denn es stimmt, was Cadfan sagt. Sowohl die Angeln als auch die Sachsen greifen ständig die Königreiche der Britannier an.«
»Ich hätte mir gewünscht, Cadfan und Ordgar als Männer der Kirche hätten sich diplomatischer verhalten und sich den Fragen zugewandt, die hier zu lösen sind.«
Die beiden Geistlichen waren aus der Kapelle in einen Innenhof getreten, der von hohen Gebäuden mit römischen Säulen gesäumt war. Inmitten gärtnerischer Anlagen mit duftenden Gewächsen sprudelte eine Fontäne.
Abt Dabhóc blieb stehen und betrachtete wohlgefällig das sich ihm bietende Bild. »Die lange Reise hat sich schon gelohnt, wenn wir so Wundersames wie dieses erblicken. Die von den Römern erbauten Städte ähneln so gar nicht denen von Éireann.«
Außerhalb der Abtei gab es in Autun eine Vielzahl romanischer Bauten, die schon vor Jahrhunderten errichtet wurden, nachdem die Römer in Gallien eingedrungen waren und die keltischen Heere des Vercingetorix besiegt hatten. Sie hatten am Ufer eines Flusses eine Stadt erbaut und sie Augustodunum genannt. Als nach langer Zeit die Gallier und Römer vor den einfallenden Burgunden zurückwichen und sich später mit ihnen vermischten, erhielt der Ort den Namen Autun. Er wurde einer der frühchristlichen Zentren in dem Teil Galliens, der nun Burgundia hieß. Auf dem Abteigelände waren etliche der alten römischen Bauwerke erhalten geblieben. Paläste und Tempel hatte man dem Christengott und
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