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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft
Autoren: Ma2
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1. KAPITEL
Im Dschungel, Peru, 1548
    In der Legende hieß sie El Dorado – die Goldene –, eine vergessene Stadt, in der die Straßen mit Gold gepflastert waren und unvorstellbare Reichtümer nur darauf warteten, geplündert zu werden. Ob die Stadt wirklich existierte, konnte niemand genau sagen. Aber viele Männer versuchten sie zu finden, und manch einer starb dabei. Denn das Leben im undurchdringlichen Regenwald war hart und eine reine Tortur, selbst für Männer, die Strapazen und Entbehrungen gewöhnt waren.
    Es gab Giftpflanzen, die zu einem langsamen, qualvollen Tod führten, wenn man sie berührte. Es gab Moskitos, die sich in Schwärmen auf die Menschen stürzten und sie beim Blutsaugen mit dem gefürchteten tropischen Fieber ansteckten, das Schüttelfröste und qualvolle Delirien verursachte. Gefährliche Raubkatzen mit leuchtenden Augen schlichen auf der Suche nach Beute unhörbar durch das Dunkel des Dschungels. Riesige, durch ihre Tarnfarben schwer erkennbare Schlangen ließen sich von Ästen heruntergleiten, um ihre Opfer langsam zu erdrosseln.
    Aber die Gier der Menschen nach den Reichtümern der vergessenen Stadt El Dorado war größer als ihre Todesangst. Deshalb brachen immer wieder Männer in den Dschungel auf und ließen sich nicht einmal von den gebleichten Skeletten derer abschrecken, die es vor ihnen gewagt hatten.
    Don Santiago Roque y Aviles war so ein Mann. Aber im Unterschied zu allen anderen war er nicht aus Gier nach Reichtümern hinter dem Gold her, sondern aus Liebe. Der gutaussehende Sohn aus einer vornehmen, aber verarmten spanischen Familie hatte sein Herz an Doña Arabela Madrigal y Tarragona verloren. Aber Arabelas Vater hatte die Eheschließung der Liebenden verboten. Santiago war nicht vermögend. Die einzige Tochter des Conde de Quinta konnte keinen armen Mann heiraten, ganz gleich, wie blau das Blut in seinen Adern auch war. Arabela hatte geweint und ihren Vater beschworen, aber er hatte sich nicht erweichen lassen. Schließlich hatte sie sich mit gebrochenem Herzen in ihr Zimmer zurückgezogen und war von Tag zu Tag stiller und schwächer geworden. Der Conde hatte es mit der Angst zu tun bekommen und endlich nachgegeben. Wenn Santiago es in drei Jahren geschafft hätte, den Familienreichtum zurückzuerwerben, dann dürfte er Arabela heiraten.
    Santiago hatte die Legende von der verlorenen Stadt El Dorado gehört und sich nach Südamerika eingeschifft. Er suchte lange und mit aller Kraft nach der vergoldeten Stadt, und vielleicht weil sein Antrieb Liebe und nicht Gier war, fand er sie eines Tages. Auf den goldgepflasterten Straßen sank er auf die Knie und dankte Gott, daß seine Gebete erhört worden waren. Obwohl viel mehr Schätze herumlagen, als er in seinen wildesten Träumen vermutet hätte, nahm er nur soviel wie nötig mit, um den ehemaligen Wohlstand seiner Familie wiederherstellen zu können, und kehrte überglücklich nach Spanien zurück, um endlich Herz und Hand seiner Geliebten von dem gestrengen Vater zu fordern.
    Aber er kam zu spät. Während seiner Abwesenheit war Arabela einer ansteckenden Krankheit erlegen und mit seinem Namen auf den Lippen gestorben.
    Santiago konnte nicht mehr in Spanien leben, wo ihn alles schmerzhaft an seine Geliebte erinnerte, und er ging nach Südamerika zurück. Dort baute er im wilden Dschungel von Peru direkt am Amazonas ein wunderschönes Landhaus aus Marmor, das bis in alle Ewigkeit ein Denkmal für seine geliebte Arabela sein sollte.
    Zuerst wurde er als ein armer Irrer angesehen, und niemand kümmerte sich um ihn. Aber als das große Haus schließlich seiner Vollendung entgegenging und die erlesensten Antiquitäten und Einrichtungsgegenstände von Eingeborenen in Einbäumen den Amazonas hinuntergeschafft und an seinem Bootssteg ausgeladen wurden, dämmerte es den Besitzern der Nachbarfarmen, daß Santiago wirklich ungeheuer reich sein mußte, ob er nun verrückt war oder nicht. Jedermann wunderte sich, warum er sich in den Dschungel zurückgezogen hatte, und man begann aus Neugier, sich für seine Vergangenheit und seine Herkunft zu interessieren. Langsam wurde seine tragische Geschichte bekannt, und man vermutete, daß der Verrückte El Dorado gefunden hatte. Diejenigen, die die Geschichte nur für eine Legende hielten, lachten darüber, daß Santiago die vergoldete Stadt gefunden haben sollte, und kümmerten sich nicht weiter darum. Aber es gab andere – geldgierige – Männer, die die Sache nicht auf die leichte
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