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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten
Autoren: Peter Tremayne
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Wulfhere nennt, mit seinen Horden in Gwynedd eingefallen und hat unsere Abtei bei Benchoer niedergebrannt und bis auf die Grundfesten zerstört. Über tausend unserer Glaubensbrüder wurden mit dem Schwert erschlagen. Ist eine solche Tat eines christlichen Herrschers würdig?« »Über tausend Brüder?«, hauchte einer der gallischen Delegierten entsetzt.
Abt Ségdae von Imleach hatte sich den Streit bisher schweigend angehört. Er war der oberste Bischof des Königreichs Muman, des größten unter den fünf Königreichen Éireanns. Jetzt beugte er sich vor und schaute Bischof Ordgar eindringlich an.
»Ist das wahr, Bischof Ordgar?«, fragte er leise. »Wulfhere ist der Bretwalda und …«
»Bretwalda? Was ist das?«, unterbrach ihn Abt Ségdae. »Das ist ein Titel, der Wulfhere als Oberherr der Welschen wie auch der Königreiche der Angeln und der Sachsen zuerkannt wurde.«
»Von wem zuerkannt?«, höhnte Abt Cadfan. »Von den Britanniern bestimmt nicht. Bei uns gilt so ein Titel nicht. Wir wollen keinen ›Beherrscher der Britannier‹, das steckt doch in dem Titel, es sei denn, wir hätten ihn einem Britannier zuerkannt. Weder einen Sachsen …«, er machte eine Pause, »noch einen Angeln« fügte er mit Nachdruck hinzu, »erkennen wir als Herrn über uns an. Gewiss würden wir keinem Barbaren ein solches Recht einräumen. Außerdem haben wir erfahren, dass Wulfhere nicht einmal von den anderen sächsischen Königen als Oberherr anerkannt wird.«
Gereizt rollte Bischof Ordgar die Augen. »Eorcenbehrt von Kent, und in dem Königreich liegt das Erzbistum Canterbury, hat ihn als Oberherrn anerkannt und ihm seine Tochter zur Frau gegeben.«
»Heißt das, Theodor, dein Erzbischof von Canterbury, billigt ihm ein solches Amt zu?«, wollte Abt Goelo wissen.
»Theodor ist zu uns von Rom entsandt worden, und Vitalianus hat ihn als obersten Bischof aller westlich gelegenen Inseln eingesetzt.«
»Er hat kein Recht, diese Stellung auch nur in einem der fünf Königreiche von Éireann zu beanspruchen«, mischte sich Abt Dabhóc sofort ein.
Abt Ségdae nickte zustimmend, schaute kurz zu Bischof Leodegar, wandte sich dann aber an alle Versammelten.
»Ich bin in das altehrwürdige Autun gekommen, um über Vorstellungen zu debattieren, die Rom uns nahelegt. Die Reise hierher war lang und beschwerlich und barg mancherlei Gefahren. Ich vertrete die Kirchen von Muman, während mein Mitbruder Abt Dabhóc in Vertretung von Bischof Ségdae von Ard Macha anwesend ist. Der Streitpunkt, um den es eben ging, hat nicht ursächlich mit den Fragen zu tun, deretwegen wir hier sind. Die Vorkommnisse, über die hier gestritten wurde, so unerhört sie sind und so dringend sie zwischen den Britanniern und den Sachsen beigelegt werden müssen, haben keinen unmittelbaren Bezug zu den Angelegenheiten, über die wir zu befinden haben.«
Abt Dabhóc schüttelte den Kopf. »Dem widerspreche ich. Werfen nicht gerade die erwähnten Vorkommnisse die Frage auf, ob Bischof Ordgar geeignet ist, unter uns auf diesem Konzil zu weilen? Billigt er das Massaker, welches Krieger seines Volkes unter den Klosterleuten angerichtet haben? Es hat den Anschein, dass er das tut. Ich meine, darüber sollten wir weiter reden. Lasst uns hören, was die Vertreter der Kirchen der Franken und der Gallier sowie der Kirchen im Lande Kernow und in den Königreichen von Armorica dazu zu sagen haben.« »Es wäre nur recht und billig, dass auch wir gehört werden«, äußerte ein älterer Bischof. »Ich bin Herenal von Bro Erch aus dem Reich Armorica. Was ich bislang von Bischof Ordgar erfahren habe, kündet keinesfalls davon, dass er sich berufen fühlen darf, als Mann des Friedens zu wirken.« »Pah!«, erscholl es und klang, als ob jemand verächtlich ausspuckte. Es war Bischof Ordgar, der vor Wut schäumte. »Diese Armoricaner, Gallier, Welschen aus Kernow, die sind alle ein und dasselbe Pack. Die stecken unter einer Decke. Wir würden unsere Zeit verschwenden, denen Gehör zu schenken. Ich bin hier auf Einladung meiner Brüder, der Franken, um Fragen des Glaubens zu erörtern, nicht um mir das Gejammere von Barbaren anzuhören.«
Sofort ließ sich ein Chor aufgebrachter Stimmen vernehmen, und Bischof Leodegar hob die Hände und rief streng: »Brüder in Christo! Seid eingedenk des Zwecks, dessentwegen wir uns aus unseren verschiedenen Ländern hier eingefunden haben. Seine Heiligkeit Vitalianus hat uns beauftragt, unser Bekenntnis zu dem auf Christus gegründeten Glauben zu
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