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Manche moegen's Kowalski

Manche moegen's Kowalski

Titel: Manche moegen's Kowalski
Autoren: Shannon Stacey
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immer konsequent einen Bogen gemacht. Allerdings war die Versuchung, damit zu brechen, noch nie so groß gewesen wie bei Mitch Kowalski.
    Mit verschränkten Armen stand Mitch neben seiner Harley. Die Freude über seine Heimkehr war arg getrübt, als er bemerkte, in welchem Zustand sich die Northern Star Lodge befand. Wie hatte es damit in nur drei Jahren derart bergab gehen können? Die Vorderfront des Hauses sah, soweit man das im Schein der Gartenlaternen erkennen konnte, noch nicht ganz heruntergekommen, aber schon recht schäbig aus. Von der Veranda blätterte die Farbe ab. Um die Hecken herum wucherte das Unkraut. Am Treppengeländer fehlte eine Stange. Mitch wollte sich gar nicht ausmalen, welchen Eindruck das Haus im hellen Tageslicht machen würde.
    Sein Urgroßvater hatte die Lodge als Landsitz für die Familie bauen lassen, damals schwammen die Kowalskis noch in Geld. In seinen Anfängen war es ein stattliches Haus gewesen, wie es für New England typisch war – mit einer breiten Landhausveranda und dem traditionellen weißen Anstrich. Die ursprünglich schwarzen Fensterläden hatte Mitchs Mutter später dunkelgrün gestrichen, um das recht streng wirkende Äußere des Hauses ein wenig heiterer erscheinen zu lassen. Während Mitch jetzt einen Blick auf die Fensterläden warf, musste er feststellen, dass einer ganz fehlte und etliche schief in den Angeln hingen. Und auch hier war ein frischer Anstrich vonnöten.
    Irgendwann hatte sein Urgroßvater nach hinten hin noch einen ähnlich großen Anbau hinzugefügt, sodass das ganze Gebäude eine L-Form bekam. In dem hinteren Trakt befanden sich unten eine große Küche und ein Speisesaal und im Obergeschoss Zimmer für die Dienstboten.

    Der Sohn des Erbauers, Grandpa Kowalski, hatte mit wenig Glück an der Börse spekuliert. Er liebte das Risiko, war jedoch alles andere als ein guter Geschäftsmann gewesen. Nachdem das Familienerbe aufgebraucht war und auch die große Villa in der Stadt hatte verkauft werden müssen, verwandelte er den Landsitz der Familie kurzerhand in einen exklusiven Jagdclub. Aus den Dienstbotenunterkünften wurden Gästezimmer, und damit war die Northern Star Lodge geboren. In den folgenden Generationen verlagerte sich das Gastgewerbe dann von den Jagdgesellschaften auf die Wintersportler, und jetzt waren es hauptsächlich Motorschlittenfahrer, die hierherkamen. Josh führte das Haus, das jedoch allen fünf Kindern zu gleichen Teilen gehörte.
    Die Bretter knarrten unter Mitchs Schritten, während er die Stufen hinauf zur schweren eichenen Haustür stieg, die leise quietschte. Hier schien tatsächlich alles den Bach hinunterzugehen.
    Der große Salon war hell erleuchtet, und dort lümmelte Mitchs jüngster Bruder auf einem der schweren braunen Ledersofas. Das eine Bein steckte vom Knie abwärts in einem soliden schneeweißen Gips. Vor ihm am Sofa lehnte ein Paar Krücken. Josh hielt ein Bier in der Hand. Eine weitere Dose stand ungeöffnet am Ende des Tischs, wo sich Mitchs Lieblingssessel befand.
    Mitch ließ sich dort hineinfallen und machte den Verschluss der Bierdose auf. „Woher wusstest du, dass ich dich besuche?“
    „Mike Crenshaw hat dich gesehen, wie du in den Diner gegangen bist, als er von seinem Veteranentreffen kam. Der hat es seiner Frau erzählt, die hat Jeanine Sharp angerufen, die hat Rosie beim Bingo antelefoniert, und die hat dann mir Bescheid gesagt.“
    Rose Davis war die Haushälterin in der Northern Star Lodge, gleichzeitig aber vor allem Ersatzmutter für die Kinder gewesen und hatte diese Doppelrolle innegehabt, seitdem Sarah Kowalski an einem Aneurysma gestorben war, als Mitch zwölf Jahre alt war.
    „Bist du hier, um den Babysitter für mich zu spielen?“
    Wenn man Josh, das „Baby“ unter den Brüdern, betrachtete, konnte man den Eindruck gewinnen, dass er ein Kindermädchen gebrauchen könnte. Und eine gründliche Dusche obendrein.
    Alle Geschwister hatten das Aussehen im Wesentlichen vom Vater geerbt. Alle waren sie schlank und über einen Meter achtzig groß, selbst Liz. Dennoch gab es Unterschiede in ihrer Erscheinung. Josh hatte die Nase von seiner Mutter, und sein Gesicht hatte eher weichere Züge, während die Gesichter von Ryan und Sean schärfer geschnitten waren. Diese beiden hatten dasselbe Profil wie ihr Großvater. Josh und Mitch hatten dunkles Haar wie der Vater, die anderen kamen in der Haarfarbe mit ihrem Dunkelblond mehr nach der Mutter. Mitch hatte die markantesten Züge und einwandfrei
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