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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell
Autoren: David Eddings
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Bach zurückgezogen. Durniks neue Erhebung zum Jünger hatte ihn zwar auf mancherlei Weise verändert, aber ihm keineswegs die Freude an seiner Lieblingsbeschäftigung geraubt. Es war schon lange nicht mehr nötig, daß er und sein stummer Freund auch nur einen fragenden Blick wechseln mußten. Wann immer sie in der Nähe eines Wasserlaufes oder Sees lagerten, stapften sie wie von selbst los.
    Nach dem Abendessen flog Polgara in den dunklen Wald, fand jedoch keinerlei Hinweise auf das große Tier, vor dem die Wölfin sie gewarnt hatte.
    Am nächsten Morgen war es kalt, und ein Hauch von Frost hing in der Luft. Der Atem der Pferde dampfte in der Bergluft, als sie aufbrachen, und Garion ritt wie alle anderen dicht in seinen Umhang gewickelt.
    Wie Beldin vorhergesagt hatte, erreichten sie am Spätnachmittag die Schneegrenze. In den Wagenfurchen zeichnete sich eine harschige weiße Linie ab und weiter voraus sahen sie vereinzelte Schneewehen. Sie machten ihr Lager unterhalb des Schnees und ritten schon früh am nächsten Morgen weiter. Silk hatte für ein Lastpferd eine Art Joch gebastelt und an Stricken hinter dem Joch ein gutes Dutzend kopfgroße Steine befestigt. Der kleine Mann begutachtete kritisch die Spuren, welche die Steine im Schnee zurückließen, während sie dem Pfad in die Welt des ewigen Weiß folgten. »Gut genug«, lobte er sich.
    »Ich verstehe nicht so recht, was das soll, Fürst Kheldar«, gestand Sadi.
    »Die Steine machen Spuren, ähnlich denen von Wagenrädern«, erklärte Silk. »Nur Pferdefährten würden die Soldaten, die nach uns kommen, mißtrauisch machen. Wagenspuren auf einem Karawanenweg dagegen sind nichts Ungewöhnliches.«
    »Sehr schlau.« Der Eunuch nickte. »Aber warum schneiden wir nicht einfach Büsche ab und ziehen sie hinter uns her?«
    Silk schüttelte den Kopf. »Wenn man alle Spuren im Schnee auswischt, würde es nur noch argwöhnischer machen. Wir befinden uns hier auf einer verhältnismäßig viel benutzten Strecke.« »Ihr denkt wohl an alles, nicht wahr?«
    »Schleichen und Tarnen waren seine Hauptfächer auf der Akademie«, erklärte Sammet, die mit Ce'Nedra und dem Wolfwelpen in dem kleinen Einspänner hinter ihnen saß. »Manchmal schleicht er bloß, um in Übung zu bleiben.«
    »Also das geht zu weit, Liselle«, beschwerte sich der kleine Mann gekränkt. »Tust du es etwa nicht?«
    »Nun ja, aber du mußt doch nicht unbedingt darauf aufmerksam machen – außerdem klingt ›schleichen‹ so – so unfein.«
    »Fällt dir ein feineres Wort dafür ein?«
    »Nun, ›auf leisen Sohlen gehen‹ klingt ein bißchen netter, findest du nicht?«
    »Aber da es das gleiche bedeutet, wollen wir uns doch nicht wegen der Wortwahl streiten, nicht wahr?« Sie lächelte ihn gewinnend an, und niedliche Grübchen bildeten sich in ihren Wangen. »Es ist eine Sache des Stils, Liselle.«
    Der Karawanenweg wurde noch steiler, und an seinen Seiten häufte sich der Schnee zu höheren Wehen. Meilenlange Schneefahnen bliesen von den Berggipfeln, und der zunehmende Wind brachte beißende Kälte mit sich.
    Gegen Mittag verhüllte eine finstere Wolkenbank, die vom Westen herbeigezogen war, die Gipfel vor ihnen, und die Wölfin kam ihnen den Pfad herab entgegen. »Ich rate euch, Schutz für das Rudel und eure Tiere zu suchen!« warnte sie. »Ich werde es dem Rudelführer sagen.«
    »Ja, das gehört sich so.« Sie deutete mit der Schnauze auf Zakath. »Sag ihm, er soll mir folgen. Ein Stück voraus sind Bäume. Er und ich werden ein geeignetes Plätzchen finden.«
    »Sie möchte, daß du sie begleitest«, wandte Garion sich an den Malloreaner. »Es kommt ein Sturm auf, und sie meint, wir sollten Schutz in den Bäumen da oben suchen. Sieh dich nach einem geeigneten Platz um, während ich die anderen warne.« »Ein Blizzard?« fragte Zakath.
    »Ich vermute es. Es muß schon etwas Ernstes sein, wenn das Wetter einem Wolf angst macht.«
    Garion wendete Chretienne aufs neue und ritt zu den anderen zurück, um ihnen Bescheid zu geben. Der steile, eisglatte Pfad erschwerte das Vorankommen, und bis sie das Dickicht erreichten, zu dem die Wölfin Zakath geführt hatte, peitschte sie der Wind schmerzhaft mit Hagelkörnern. Die Bäume waren schlanke Tannenschößlinge, die dicht wuchsen. Vor offenbar noch gar nicht so langer Zeit hatte eine Lawine eine Schneise durch das Dickicht geschnitten und ein Durcheinander von Ästen und geknickten Stämmen gegen eine Steilwand gehäuft. Durnik und Toth machten sich
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