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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell
Autoren: David Eddings
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schlängelnden Pfad, und der Duft der sonnenwarmen Nadelbäume vermischte sich mit dem flüchtigeren der Wildblumen, die dicht wie ein Teppich die Bergwiesen überzogen. Dann und wann hallte der wilde, schrille Ruf eines Adlers von den Felswänden wider. »Hast du je daran gedacht, deine Hauptstadt zu verlegen?« fragte Garion den Kaiser von Mallorea, der neben ihm ritt, mit gedämpfter Stimme; lauter zu sprechen wäre hier eine Entweihung gewesen.
    »Nein, nicht ernsthaft, Garion«, erwiderte Zakath. »Meine Regierung würde hier nicht funktionieren. Die Bürokratie ist zum größten Teil melcenisch. Man könnte meinen, daß Melcener reine Verstandesmenschen sind, doch der Schein trügt. Ich fürchte, meine Beamten würden hier die Hälfte ihrer Zeit damit verbringen, die Aussicht zu bewundern, und die andere Hälfte damit, schwülstige Gedichte zu schreiben. Zum Arbeiten käme keiner. Außerdem kannst du dir gar nicht vorstellen, wie es hier im Winter aussieht.« »Schnee?«
    Zakath nickte. »Die Leute hier messen ihn nicht in Zoll, sondern in Fuß.«
    »Gibt es hier überhaupt Menschen? Ich habe noch keine gesehen.« »Ein paar – Trapper, Goldsucher und ihresgleichen.« Zakath lächelte. »Das ist jedoch nur eine Ausrede, glaube ich. Manche Menschen lieben eben die Einsamkeit.« »Da sind sie hier genau richtig.«
    Der Kaiser von Mallorea hatte sich verändert, seit sie Atescas Fort am Ufer des Magan verlassen hatten. Er war jetzt magerer, und die Leblosigkeit war aus seinen Augen geschwunden. Wie Garion und die übrigen ritt er wachsam, mit offenen Augen und gespitzten Ohren. Doch es war nicht so sehr seine äußere Erscheinung, die diese Veränderung ausdrückte. Zakath war immer nachdenklicher, ja schwermütiger Natur gewesen, häufig von schwärzestem Trübsinn gequält und doch gleichzeitig von kaltem Ehrgeiz erfüllt. Garion hatte oft das Gefühl gehabt, daß dieser Ehrgeiz des Malloreaners und sein Machthunger nicht so sehr ein unbeherrschbarer Drang war, sondern eher eine Art ständiger Selbsterprobung, und daß es vielleicht unbewußt durch den Wunsch verursacht wurde, sich selbst zu zerstören. Es hatte wahrhaftig beinahe so ausgesehen, als hätte Zakath sich und alles, was sein Reich zu geben hatte, in unbegreifliche Kriege gestürzt, nur in der heimlichen Hoffnung, daß er einmal auf jemanden stoßen würde, der stark genug war, ihn zu töten, und ihn dadurch von der Last eines Lebens befreite, das schier unerträglich für ihn war.
    Doch das war jetzt durchaus nicht mehr der Fall. Seine Begegnung mit Cyradis am Magan hatte ihn für alle Zeit verändert. Eine Welt, die bisher immer schal für ihn gewesen, war nun von wundervollem Reiz für ihn. Garion vermeinte manchmal sogar eine Spur Hoffnung im Gesicht seines Freundes zu lesen, und Hoffnung war etwas, dem Zakath sich nie hingegeben hatte.
    Als sie um eine weite Biegung des Pfades kamen, sah Garion die Wölfin, die sie in dem toten Wald in Darshiva gefunden und mitgenommen hatten. Ihr Benehmen erschien ihm zusehends rätselhafter. Seit ihre verwundete Pfote geheilt war, unternahm sie gelegentliche Streifzüge durch die Wälder ringsum auf Suche nach ihrem Rudel, doch immer kehrte sie zurück, und es schien ihr offenbar nichts auszumachen, daß sie es nicht fand. Es hatte jedenfalls den Anschein, als wäre sie durchaus zufrieden, als Angehörige ihres außergewöhnlichen Rudels bei ihnen zu bleiben. Solange sie sich in Wäldern und unbewohnten Berggegenden aufhielten, verursachte das keine Probleme, aber sie würden nicht immer in der Wildnis bleiben, und eine ungezähmte und wahrscheinlich rastlose Wölfin auf den belebten Straßen einer größeren Stadt würde im besten Fall Aufmerksamkeit erregen.
    »Wie geht es dir, kleine Schwester?« fragte er sie höflich in der Sprache der Wölfe. »Gut«, antwortete sie.
    »Hast du irgendwelche Spuren deines Rudels gefunden?«
    »Es gibt viele andere Wölfe in der Gegend, doch sie sind nicht von meiner Sippe. Ich werde noch eine Weile länger bei euch bleiben.
    Wo ist der Kleine?«
    Garion blickte über die Schulter auf den zweirädrigen Einspänner, der hinter ihnen herholperte. »Er sitzt neben meiner Gefährtin in dem Ding mit den runden Füßen.«
    Die Wölfin seufzte. »Wenn er noch viel länger nur herumsitzt, wird er nicht mehr imstande sein, zu laufen und zu jagen«, sagte sie mißbilligend. »Und wenn deine Gefährtin ihn weiterhin so vollstopft, wird sich sein Magen dehnen, und er wird eine magere
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