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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell
Autoren: David Eddings
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sofort ans Werk, während der Wind an Heftigkeit zunahm und das Schneegestöber dichter wurde. Garion und die übrigen halfen mit, und so hatten sie in Kürze einen gitterartigen Rahmen zusammengesteckt, den sie schräg an die Felswand lehnten. Sie überzogen ihn mit Zelttuch, das sie daran festbanden, und beschwerten ihn mit Stämmen. Dann erst räumten sie das Innere frei, und gerade, als sie die Pferde im niedrigeren Teil dieses Unterschlupfs untergebracht hatten, schlug der Sturm mit voller Kraft zu.
    Der Wind kreischte wie besessen, und das Dickicht schien im wirbelnden Schnee zu verschwinden.
    »Wird Beldin auch nichts zustoßen?« fragte Durnik besorgt.
    »Seinetwegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, beruhigte ihn Belgarath. »Es wäre nicht der erste Sturm, mit dem er geritten ist. Er wird entweder über ihm fliegen oder sich zurückverwandeln und in einer Schneewehe vergraben, bis er vorüber ist.« »Er wird erfrieren!« rief Ce'Nedra entsetzt.
    »Nicht unter dem Schnee«, versicherte ihr Belgarath. »Beldin schert sich kaum um das Wetter.« Er blickte auf die Wölfin, die an der Öffnung ihres Unterschlupfs saß und in das Schneegestöber blickte. »Wir sind dankbar für deine Warnung, kleine Schwester«, sagte er höflich.
    »Ich gehöre jetzt zu deinem Rudel, hochverehrter Führer«, entgegnete sie ebenso höflich. »Das Wohlergehen aller ist die Verantwortung jedes einzelnen.« »Sehr weise, kleine Schwester.«
    Sie wedelte mit dem Schwanz, sagte jedoch nichts mehr.
    Der Blizzard dauerte den Rest des Tages und bis spät in die Nacht hinein, während Garion und die übrigen um das Feuer saßen, das Durnik gemacht hatte. Gegen Mitternacht erstarb der Sturm so schnell, wie er gekommen war. Schnee fiel jedoch bis zum Morgen, dann hörte es auch zu schneien auf. Aber der Schnee vor ihrem Unterschlupf reichte bis über Garions Knie. »Wir werden uns einen Weg bahnen müssen, fürchte ich«, sagte Durnik ernst. »Zum Karawanenweg zurück ist es eine Viertelmeile, und unter dem Schnee ist alles mögliche verborgen. Es wäre kein guter Zeitpunkt, vom Ort ganz zu schweigen, wenn sich die Pferde jetzt die Beine brächen.« »Was ist mit meinem Wagen?« fragte Ce'Nedra ihn.
    »Ich fürchte, wir werden ihn hierlassen müssen. Der Schnee ist zu tief. Selbst wenn wir ihn bis zum Weg schaffen könnten, wäre es dem Pferd unmöglich, ihn durch die Wehen zu ziehen.«
    Sie seufzte. »Es war so ein nettes Wägelchen.« Dann blickte sie Silk an und sagte, ohne die Miene zu verziehen: »Kheldar, ich danke dir, daß du es mir geliehen hast. Nun brauche ich es nicht mehr, und du kannst es zurückhaben.«
    Toth stampfte einen Weg für sie den steilen Hang empor zum Karawanenweg. Die Männer folgten ihm, trampelten den Pfad breiter und suchten mit den Füßen nach geknickten Stämmen und Ästen unter dem Schnee. Sie benötigten fast zwei Stunden, bis sie wieder auf dem Karawanenweg waren, und alle keuchten von der Anstrengung in dieser Höhe.
    Dann kehrten sie zu ihrem Unterschlupf zurück, wo die Damen mit den Pferden warteten. Etwa auf halbem Weg legte die Wölfin plötzlich die Ohren zurück und knurrte. »Was ist los?« erkundigte sich Garion. »Das Wesen«, knurrte sie. »Es jagt.«
    »Macht euch bereit«, rief Garion den anderen zu. »Dieses Tier ist in der Nähe.« Er langte über die Schulter und zog Eisenfausts Schwert.
    Auf der anderen Seite der Lawinenfährte kam es aus einem Dickicht. An seinem zotteligen Fell klebten Schneeklümpchen, und es schlurfte halbgeduckt herbei. Sein Gesicht war auf erschreckende Weise vertraut. Es hatte tiefliegende Schweinsäuglein unter vorstehenden Brauen. Sein Unterkiefer ragte vor, und zwei mächtige, gelb verfärbte Stoßzähne bogen sich die Wangen hinauf. Es öffnete das Maul, brüllte, richtete sich zu seiner vollen Höhe von fast acht Fuß auf und trommelte mit den Fäusten auf die Brust. »Das ist unmöglich!« entfuhr es Belgarath. »Was ist das?« fragte Sadi.
    »Ein Eldrak«, antwortete Belgarath, »und Eldrakyn gibt es nur im Ulgoland.«
    »Ich fürchte, da täuscht Ihr Euch, Belgarath«, widersprach Zakath. »Wir nennen es Affenbär, und ein paar davon leben in diesen Bergen.«
    »Meine Herren, wäre es möglich, daß wir uns über seine Gattung später einig zu werden versuchen?« warf Silk ein. »Wichtiger ist momentan, kämpfen wir oder laufen wir?«
    »In diesem Schnee können wir nicht laufen«, entgegnete Garion grimmig. »Wir werden wohl kämpfen müssen.«
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