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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell
Autoren: David Eddings
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meisten Schnee aus den Furchen geweht, nur an geschützteren Stellen, wo der Weg um Baumgruppen und Felsvorsprünge bog, lagen hohe Wehen. Auf den freien Strecken kamen sie gut voran, die Wehen hielten sie jedoch auf. Und nun, da der Himmel klar war, schien die Sonne blendend auf den Neuschnee. Obgleich Garion die Augen fast ganz zusammenkniff, bekam er Kopfschmerzen, die immer schlimmer wurden. Silk zügelte sein Pferd. »Ich glaube, es ist Zeit für Vorsichtsmaßnahmen«, sagte er. Er zog einen leichten Schal aus seinem Umhang und band ihn um die Augen. Garion erinnerte sich an Relg und wie der höhlengeborene Zelot sich im Freien immer die Augen verbunden hatte.
    »Eine Augenbinde?« fragte Sadi. »Seid Ihr plötzlich zum Seher geworden, Fürst Kheldar?«
    »Ich bin nicht vom Schlag, der Visionen bekommt, Sadi«, antwortete Silk. »Der Schal ist dünn genug, daß ich hindurchsehen kann. Ich will nur meine Augen vor dem blendenden Sonnenschein auf dem Schnee schützen.«
    »Ja, er ist wirklich sehr hell, nicht wahr?« bestätigte Sadi.
    »Allerdings, und wenn man zu lange darauf starrt, kann man blind werden, zumindest zeitweilig.« Silk zupfte den Schal vor seinen Augen zurecht. »Das ist ein Trick, der den Renhirten im nördlichen Drasnien eingefallen ist. Es hilft wirklich.«
    »Dann wollen wir keine Risiken eingehen«, meinte Belgarath und verband sich die Augen ebenfalls. Er lächelte. »Vielleicht haben die dalasischen Hexer die Grolims auf diese Weise geblendet, als sie nach Kell wollten.«
    »Eine schreckliche Enttäuschung, wenn es wirklich so einfach gewesen wäre«, sagte Sammet und band sich ein dünnes Tuch um die Augen. »Für mich muß Magie unerklärlich sein. Schneeblindheit wäre so prosaisch.«
    Sie pflügten weiter durch den tiefen Schnee und näherten sich einem hohen Paß zwischen zwei turmgleichen Gipfeln. Am Nachmittag erreichten sie ihn. Der Weg wand sich zwischen gewaltigen Felsblöcken hindurch, verlief jedoch an seiner höchsten Stelle gerade. Dort gönnten sie den Pferden Rast und blickten über die gewaltige Wildnis jenseits des Passes.
    Toth nahm die Augenbinde ab und winkte Durnik zu sich. Auch der Schmied löste die schützende Augenbinde, und der Stumme deutete. Ehrfurcht war in Durniks Miene. »Seht doch!« flüsterte er durch die zusammengeschnürte Kehle. Da befreiten auch die anderen die Augen. »Belar!« keuchte Silk. »Nichts kann so groß sein!«
    Die Gipfel rundum, die gewaltig geschienen hatten, schrumpften zur Bedeutungslosigkeit. Ganz allein, in einsamer Pracht, erhob sich ein Berg so gigantisch, daß der Verstand dem Auge nicht glauben wollte. Er war völlig symmetrisch, ein weißer Kegel mit steilen Hängen. Seine Grundfläche war riesig, und sein Gipfel überragte Tausende von Fuß alle anderen Gipfel der Umgebung. Eine absolute Ruhe schien ihn einzuhüllen, als brauchte er, da er alles erreicht hatte, was ein Berg nur erreichen konnte, lediglich zu sein.
    »Das ist der höchste Berg der Welt«, sagte Zakath leise. »Die Gelehrten der Universität von Melcene haben seine Höhe geschätzt und sie mit jener der Gipfel des Westkontinents verglichen. Dieser Berg ist um tausend Fuß höher als der nächsthöchste Berg.« »Bitte, Zakath«, sagte Silk mit gequälter Miene, »sag mir nicht, wie hoch.« Zakath blickte ihn verwirrt an.
    »Wie dir vielleicht aufgefallen ist, bin ich kein sehr groß gewachsener Mensch. Gewaltige Größe bedrückt mich. Ich gebe zu, daß dein Berg größer ist als ich. Aber ich möchte nicht wissen, um wieviel.« Toth gestikulierte, und Durnik übersetzte. »Er sagt, daß Kell im Schatten dieses Berges liegt.«
    »Das ist aber nicht sehr genau«, gab Sadi zu bedenken. »Ich würde meinen, daß der halbe Kontinent im Schatten dieses Giganten liegt.« Beldin kam wieder angebraust. »Groß, nicht wahr?« Er blickte blinzelnd auf den riesigen weißen Gipfel, der in den Himmel ragte. »Ist uns auch aufgefallen«, brummte Belgarath. »Was liegt voraus?«
    »Es geht ziemlich weit bergab – zumindest bis man zu den Hängen dieses Riesen gelangt.« »Das kann ich auch von hier sehen.«
    »Bewundernswert. Ich habe eine Stelle gefunden, wo wir deinen Grolim loswerden können. Mehrere sogar.«
    »Loswerden? Wie meinst du das, Onkel?« fragte Polgara argwöhnisch.
    »Der Weg hinunter führt da und dort dicht an abfallenden Steilwänden entlang«, erklärte er freundlich. »Wie leicht kann da ein Unfall passieren.«
    »Kommt nicht in Frage. Ich habe seine
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