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Malenka

Malenka

Titel: Malenka
Autoren: Irina Korschunow
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Buch
    Malenka, kleines Donnerchen, so wurde Margot Jarosch liebevoll von ihrer Großmutter Anna genannt, nachdem sie 1926 bei einem heftigen Gewitter zur Welt kam. In der damaligen pommerschen Kleinstadt Py-ritz, in einer Stube in der Kleinen Wollweberstraße, wächst die elternlose Malenka wohlbehütet bei ihrer Großmutter auf. Geprägt durch Armut und Demütigung der Kriegszeit und verachtet von Mitschülern aufgrund ihrer nicht makellosen Herkunft, bleiben Malenka einige Tore in die Zukunft verschlossen und auch der Traum zu studieren versagt. Als sie dann in den Wirren des Kriegsendes ihre Freundin Lore Möller tot im Straßengraben auffindet, kann sie der Verlockung nicht widerstehen, ihre so lang ersehnten Ziele doch noch realisieren zu können, und schlüpft in die Identität ihrer Freundin.
    Nicht einmal die Warnung »wer springt auf Pferd von hinten auf, kann fallen in Dreck von vorn«, wie ihre Großmutter mit ihrem großen Repertoire an immerwährenden Empfehlungen oft zu sagen pflegte, konnte sie davon abhalten. Wird Malenka ihre Kindheits- und Jugendjahre in Pommern, ihre Erfahrungen als Malenkajarosch für ein neues Leben als Lore Möller vollkommen vergessen, ja sogar verneinen können? Einfühlsam wird das Schicksal einer Frau erzählt, die sowohl durch ihre Herkunft, Kindheit und Jugend als auch durch die äußeren Umstände des Zweiten Weltkrieges geprägt ist und nun versucht, ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten, um sich so ihrem Lebenstraum zu nähern. In ihrer gewohnt bilderreichen und kraftvollen Sprache erzählt Irina Korschunow wie schon in ihren Romanen »Glück hat seinen Preis« und »Der Eulenruf« das zutiefst menschliche Schicksal einer kleinen Heldin.

    Autorin
    Irina Korschunow, geboren und aufgewachsen in Stendal als Tochter einer deutschen Mutter und eines russischen Vaters, veröffentlichte 1983 den Familienroman »Glück hat seinen Preis«, 1985 »Der Eulenruf«, die beide zum großen Erfolg wurden. Außerdem gehört sie zu den bekanntesten Kinder- und Jugendbuchautoren. Für ihre Bücher, die in mehr als zehn Sprachen übersetzt wurden, erhielt sie viele Preise; sie schrieb Drehbücher zu Fernsehfilmen wie »Der Führerschein«, »Der Urlaub« und »Wie es geschah«. Heute lebt Irina Korschunow in der Nähe von München und ist Mitglied des PEN.

    Als Goldmann-Taschenbuch ist bereits lieferbar:

    Der Eulenruf. Roman (8961)



Der Goldmann Verlag
    ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann

    Made in Germany • 8/91 • 4. Auflage
    Genehmigte Taschenbuchausgabe
    © 1987 by Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg
    Umschlaggestaltung: Design Team München
    Umschlagbild: Artothek/Schiller, Peißenberg
    Satz: IBV Satz- und Datentechnik GmbH, Berlin
    Druck: Elsnerdruck, Berlin
    Verlagsnummer: 9821
    SD • Herstellung: Sebastian Strohmaier/Sc
    ISBN 3-442-09821-1

I m übrigen, wer redet noch von Pyritz. Ehemals pommersche Kreisstadt, so sagt das Lexikon, elftausend Einwohner, im Zweiten Weltkrieg zu neunzig Prozent zerstört, jetzt Pyrzice in der polnischen Woiwodschaft Szczecin, früher Stettin. Ein nüchterner Nachruf. Was darüber hinausgeht, Worte wie Heimat, deutsche Heimat, polnische Heimat, ist ohnehin kein Thema für ein Lexikon, so wenig wie für Margot, die behauptet, Pyritz hinter sich gelassen zu haben, mit Wall und Mauritiuskirche, mit Eulenturm, Bahner Tor, Marktplatz und Mühlengraben und dem Ring aus Weizenfeldern, Kornblumen und Klatschmohn. Heimat? Ich bin dort geboren, sagt sie allenfalls, so, als habe das eine mit dem anderen nichts zu tun.
    Dennoch, Pyritz als Anfang. Achtzehn Jahre wiegen schwer, die ersten achtzehn vor allem, auch dann, wenn man versucht, sie wegzuschieben, und eine andere sein will, als man damals war, nicht mehr Margot, das Mädchen aus der Kleinen Wollweberstraße, ein Name, der ihr ohnehin nie wirklich unter der Haut saß. Andere gebrauchten ihn, Fremde und Freunde, für sie selbst jedoch, in Gedanken, erst recht im Traum, galt Malenka, so, wie ihre polnische Großmutter Anna Jarosch sie genannt hatte, gleich nach der Geburt.
    Grund dafür war das Gewitter, das an diesem Tag im Mai 1926 über Pyritz niederging, mit Getöse, die Scheiben sollen gezittert haben, als der Kopf des Kindes zum Vorschein kam, und die Hebamme sagte: »Dat wart mi mol ’n Dunnermäken.«
    Anna Jaroschs Ohren hatten gelernt, mit dem pommerschen Platt fertig zu werden, der Mund jedoch nicht.
    »Warum Mädchen?« protestierte sie also in ihrem kehligen
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