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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch
Autoren: Michael Ridpath
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bist.«
    Magnus lächelte. »Ich bin froh, dass du mich gefragt hast.« »Ich dachte, du wärst vielleicht schon zurück in Amerika.« »Morgen. Obwohl alle im Polizeipräsidium glauben, ich wäre schon weg.«
    »Wo wohnst du denn?«, fragte Ingileif.
    »Darf ich nicht sagen.«
    Ingileif runzelte die Stirn. »Ich hätte gedacht, dass du mir in zwischen vertraust.«
    »Ach, Quatsch. Daran liegt es nicht. Sagen wir einfach, ich musste auf die harte Tour lernen, dass es besser ist, wenn so wenig Personen wie möglich wissen, wo ich bin.«
    Es bestand die – wenn auch geringe – Möglichkeit, dass Soto einen Ersatzmann für den Killer schickte, der auf Árni geschossen hatte. Deshalb hatte der Polizeichef beschlossen, alle in dem Glauben zu lassen, Magnus sei bereits nach Boston abgereist. Tatsächlich wohnte Magnus beim Bruder des Polizeichefs auf einem Bauernhof anderthalb Stunden nördlich von Reykjavík. Es war eine hübsche Gegend am Rand eines Fjords, mit umwerfendem Ausblick. Und der Bruder des Polizeichefs und seine Familie waren sehr gastfreundlich.
    Niemand hatte etwas von Colby gehört. Das war ein gutes Zeichen. Sie musste nur noch ein paar Tage unentdeckt bleiben.
    »Und? Was machen wir jetzt?«, fragte Magnus und schaute hin auf zur Hekla hoch über ihnen.
    »Hochklettern natürlich.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Was bist du eigentlich für ein Isländer?«, sagte Ingileif. »Es ist ein schöner Tag, da steigen wir halt auf einen Berg. Willst du etwa nicht?«
    »Doch, warum nicht?«, sagte Magnus. »Ist es anstrengend?« Er hatte sich vom Bauern Wanderschuhe ausgeliehen und war mehr oder weniger passend für das Vorhaben gekleidet.
    »Im Sommer ist es leicht. Jetzt ist es etwas schwieriger. So früh im Mai liegt noch viel Schnee, aber wir schaffen das schon. Los geht’s!«
    Und so stiegen sie den Vulkan hinauf. Es war ein herrlicher Tag, der Himmel war klar und kalt, und schon jetzt erstreckte sich unter ihnen eine beeindruckende Landschaft. Der Schnee, der auf Lava und Bimsstein lag, fühlte sich unter ihren Füßen sogar an genehmer an als der schwarze Fels und die Steine. Magnus ging es gut. Die Luft war frisch, die Anstrengung belebend, und es war schön, Ingileif an seiner Seite zu haben. Oder besser vor sich. Sie legte einen flotten Schritt vor, dem Magnus nur zu gern folgte.
    »Wie geht’s denn deinem Freund?«, fragte sie, als sie kurz inne hielten, um Luft zu holen und den Ausblick zu genießen. »Der, auf den geschossen wurde.«
    »Árni geht’s gut, Gott sei Dank. Die Ärzte sagen, er wird wieder ganz gesund.«
    »Das freut mich«, sagte Ingileif. Vor ihnen lag das schwarze Tal der Þjórsá und dahinter die weite Ebene, durch welche die Hvítá floss. Jenseits davon waren noch mehr Berge.
    »Und? Fliegst du morgen?«, wollte Ingileif wissen.
    »Ja.«
    »Kommst du wieder zurück?« Ein leichtes Zögern lag in ihrer Stimme, als sie diese Frage stellte.
    »Ich weiß nicht«, sagte Magnus. »Zuerst wollte ich auf keinen Fall. Aber der Polizeichef hat mich gebeten, länger hierzubleiben. Ich überlege noch.«
    Und er überlegte es sich wirklich. Zum Teil empfand er eine Art Verpflichtung – Dankbarkeit für das, was der Polizeichef und Árni für ihn getan hatten. Doch auch der Zweifel, dessen Samen er selbst drei Tage zuvor auf der Straße durch das Þjórsárdalur in seinen Kopf gepflanzt hatte, nagte an ihm. Der Verdacht, dass die Antwort auf die Frage nach der Ermordung seines Vaters eher in Island als in den Straßen von Boston zu finden sein könnte.
    Wie Magnus befürchtet hatte, schlug dieser Same nun Wurzeln. Er wuchs. Er würde nicht einfach so verschwinden.
    »Falls das was ändert«, sagte Ingileif, »ich würde mich darüber freuen.«
    Sie schaute ihn an und lächelte schüchtern. Magnus grinste unwillkürlich zurück. Er sah die Narbe in ihrer Augenbraue, die ihm bereits so vertraut war. Es war sonderbar, dass er das Gefühl hatte, Ingileif so gut zu kennen. Es kam ihm vor, als wäre es viel länger als zehn Tage her, dass er sie erstmals in ihrer Galerie befragt hatte.
    »Ja, das ändert was.«
    Ingileif trat auf ihn zu, reckte sich und küsste ihn, lang und innig.
    Dann wich sie zurück. »Komm, wir haben noch einen langen Weg vor uns.«
    Je weiter sie hinaufstiegen, desto sonderbarer wurde der Berg. Der Gipfel von Hekla war kein schlichter runder Kegel, sondern bestand aus vielen alten Kratern von früheren Ausbrüchen, die über den Grat verteilt waren. Aus Spalten,
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