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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch
Autoren: Michael Ridpath
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hinter ihnen her und schmollte. Dann schlug das Wetter um. Kurz zuvor war es noch sonnig gewesen, im nächsten Moment schneite es.
    Ich sah meine Chance. Vater ging vorn, dann kam der Pastor, dann ich. Ich huschte an Hákon vorbei und versuchte, Vater den Ring abzuluchsen; ich wusste, in welche Manteltasche er ihn gesteckt hatte. Ich wollte zurücklaufen und ihn wieder in die Höhle legen. Ich war überzeugt, dass ich bei dem Schnee schneller als die beiden wäre, sodass sie bald aufgeben würden.
    Vater und ich wälzten uns im Schnee, ich stieß ihn von mir, er stürzte und schlug sich den Kopf an einem Stein.« Pétur schluckte. Tränen traten ihm in die Augen. »Ich dachte, er wäre einfach hingefallen, doch er war tot. Einfach so.«
    »Ach, erzähl nicht solchen Blödsinn! Du hast ihn von einem Felsvorsprung gestoßen! Er wurde doch unten gefunden.«
    »Habe ich nicht, das schwöre ich. Er ist nur ein paar Meter tief gefallen. Es lag daran, dass er mit dem Kopf aufschlug. An der Schläfe – hier.« Pétur klopfte auf seinen rasierten Schädel.
    »Und wie willst du das mit dem Felsvorsprung erklären?«
    »Pastor Hákon hatte gesehen, was passiert war. Er übernahm die Initiative. Nachdem mir klar war, was ich getan hatte, war ich am Ende. Mein Kopf war leer. Ich brachte kein Wort mehr heraus, konnte nicht mehr klar denken. Hákon wusste, dass es keine Absicht gewesen war. Er sagte, ich solle abhauen, fortlaufen, so tun, als wäre ich nie dort gewesen. Also lief ich los. Hákon warf Vater herunter. Da war er schon tot, auf jeden Fall. Die Leute von der Rechtsmedizin irrten sich, als sie sagten, er hätte noch einige Minuten gelebt. Aber Hákon deckte mich.«
    Ingileif hielt die Hand vor den Mund und zog die Augenbrauen gequält zusammen. »Das glaube ich nicht«, sagte sie. »Dann warst du also der Elf, den der alte Schafbauer gesehen hat?«
    »Ein Elf?« Pétur runzelte die Stirn.
    »Schon gut.«
    Pétur lächelte seine Schwester an. »Es ist wahr. Ich habe Vater umgebracht. Aber es war keine Absicht. Es war ein furchtbares, grausames Unglück. Wenn Hákon noch leben würde, könnte er das bestätigen.« Pétur machte einen Schritt nach vorn. Nahm die Hände seiner Schwester in seine. Sah ihr in die Augen – erschrocken, bestürzt, verwirrt. »Kannst du mir vergeben, Inga?«
    Perplex stand sie kurz da. Dann trat sie zurück.
    »Das war kein Mord, Inga. Das verstehst du doch, oder?«
    »Und was ist mit Aggi? Und mit dem Pastor? Die hast du doch auch umgebracht, oder?«
    »Verstehst du denn nicht? Das musste ich tun!«
    »Was soll das heißen, du musstest es tun?«
    »Du weißt ja inzwischen, dass Hákon den Ring an sich nahm. Als Agnar ihn besuchen fuhr, ging er davon aus, dass der Ring in Hruni wäre. Er beschuldigte den Pastor, Vater umgebracht und den Ring an sich genommen zu haben. Hákon warf ihn natürlich aus dem Haus, aber dann sprach Agnar Tómas an und versuchte, ihn als Vermittler zu gewinnen. Er versuchte, Hákon über Tómas zu erpressen.«
    »Aber was hast du mit alldem zu tun?«
    »Hákon war gut zu mir gewesen. Er hatte mich völlig aus der polizeilichen Ermittlung herausgehalten. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, was mit dem Ring geschehen war, ich hatte ihn völlig aus meinen Gedanken verdrängt, stellte keine Fragen über ihn. Aber es überraschte mich auch nicht gerade, als ich erfuhr, dass Hákon ihn meinem Vater abgenommen hatte. Irgendwann rief Hákon mich an. Er erklärte mir, was los war, dass es so aussehe, als würde er die Wahrheit über Vaters Tod sagen müssen, wenn ich nichts dagegen unternähme.«
    »Was denn?«
    »Sagte er nicht. Aber wir wussten beide, was er meinte.« »O Gott! Deshalb hast du Aggi umgebracht!«
    »Ich musste es tun. Verstehst du nicht, ich hatte keine andere Wahl!«
    Ingileif schüttelte den Kopf. »Natürlich hattest du eine Wahl. Und dann hast du Hákon ermordet?«
    Pétur nickte. »Ich wusste, dass die Wahrheit herauskommen würde, als sein Sohn im Gefängnis saß und die Polizei Hákon suchte.«
    »Wie konntest du das nur tun?«
    »Was soll das heißen: Wie konntest du das nur tun?«, gab Pétur mit plötzlich aufwallendem Zorn zurück. »Du warst doch diejenige, die Gauks Saga unbedingt zum Verkauf anbieten wollte. Wenn du das nicht getan hättest, wäre alles gut gewesen.«
    »Das ist doch Schwachsinn! Ja, ich habe einen Fehler gemacht. Aber ich hatte keine Ahnung, was geschehen würde. Du bist es doch gewesen! Du hast sie alle umgebracht!«
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