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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch
Autoren: Michael Ridpath
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Ding hier verrät uns, wo Ingileif ist.«
    »Super!«, sagte Magnus. Er legte einen Gang ein und bog nach links ab, in Richtung Reykjavík. Das war die weitaus wahrscheinlichste Richtung; er wollte etwas Zeit aufholen. »Wo sind Ihre Freunde?«
    »Diese Spackos!«, brummte Jubb und tippte auf dem Computer herum. Magnus wusste nicht ganz genau, was Spackos waren, aber glaubte Jubb nur zu gern. »Danke, dass Sie mir hinterhergefahren sind.«
    »Ich hätte eben schon den Mund aufmachen sollen«, sagte Jubb.
    »Hätte alles sagen sollen, als ich verhaftet wurde.« Er drückte auf verschiedene Tasten. »Na, komm schon ...«, murmelte er. »Sie haben ihr Auto also verwanzt?«
    Jubb brummte nur und tippte weiter auf der Tastatur herum. »Da wären wir. Sie ist nördlich von uns. Ein ganzes Stück. Sie müssen drehen.«
    »Ganz bestimmt?«
    »Ja, sicher! Sehen Sie doch selbst!«
    Magnus bremste und spähte auf den Bildschirm auf Jubbs Schoß. Er zeigte eine Karte von Südwestisland, auf der sich ein Kreis auf einer Straße oberhalb von Fluðir nach Norden bewegte.
    »Wo will sie bloß hin?«, fragte Magnus. »Da oben ist doch nichts, oder? Schauen Sie doch mal auf die Karte! Im Handschuhfach liegt eine.«
    Jubb holte sie hervor. »Sie haben recht, nördlich von hier ist fast nichts mehr. Ein paar Gletscher sind da, glaub ich. Die Straße führt einfach mitten durch die Landschaft.«
    »Zu dieser Jahreszeit wird sie gesperrt sein«, sagte Magnus. »Moment mal! Hier ist was. Gullfoss? Wissen Sie, was das ist?« »Ein Wasserfall«, sagte Magnus. »Ein gewaltiger Wasserfall.«

    Pétur fuhr auf den großen Parkplatz. So früh im Jahr und bei diesem Wetter war er fast leer, abgesehen von einem Reisebus.
    Er stieg aus seinem BMW. Der riesige Wasserfall toste, ohnedass er ihn auf der anderen Seite des Informationszentrums sehen konnte. Touristen kamen über den Pfad, der zum Wasserfall führte, flüsterten ehrfürchtig, welch majestätisches Schauspiel sie gerade genossen hätten. In fünf Minuten würden sie zur nächsten Sehenswürdigkeit ihrer Reise gekarrt werden, vielleicht zu den Geysiren von Haukadalur oder zur Versammlungsstätte Althing bei Þingvellir.
    Gut, dachte Pétur.
    Anstatt geradeaus auf den Wasserfall zuzusteuern, bog er links ab, stromaufwärts. Dort gab es inzwischen einen befestigten Pfad, der den kleinen Anstieg hinaufführte; in seiner Kindheit war es lediglich ein schmaler Trampelpfad für Schafe gewesen.
    Direkt hinter der Kuppe befand sich eine flache Senke. Dort hatte Dr. Ásgrím mit seiner Familie sonntags Picknick gemacht. Die Touristen hielten sich für gewöhnlich am Fuße des Wasserfalls oder auf halber Höhe auf oder folgten dem Fluss stromabwärts. Die Senke hoch über dem Wasserfall garantierte eine gewisse Abgeschiedenheit, selbst mitten im Sommer. Das Gras und das Moos, weich und elastisch, boten bei trockenem Wetter eine angenehme Sitzgelegenheit.
    Bei diesem Nebel Anfang Mai war alles völlig nass, und es war keine Menschenseele in Sicht. Bis zum Parkplatz waren es keine zweihundert Meter, doch man war von dort nicht zu sehen und wegen der Geräuschkulisse auch nicht zu hören.
    Pétur ging zum Ufer des Flusses. Das dumpfe Brausen wurde immer lauter, dann tat sich der eindrucksvolle Wasserfall unter ihm auf. Er besaß eine ungeheure Macht. Die Hvítá stürzte in zwei Stufen in die Schlucht hinunter, von jeder wurde ein dichter Gischtvorhang aufgeworfen. So entstand ein Schauspiel, das wegen der von der tiefstehenden Sonne im Sprühnebel über dem Kessel hervorgerufenen Lichtspiele »Gullfoss« beziehungsweise »goldener Wasserfall« genannt wurde. Manchmal tanzten violett-goldene Regenbogen über der Gischt.
    An einem klaren Tag konnte man bis zum Langjökull dreißigKilometer weiter nördlich zwischen den Berggipfeln sehen, der »Lange Gletscher«, aus dem all dieses Wasser stammte. Aber heute nicht. Heute lag alles unter einer grauen Decke von Feuchtigkeit; Gischt und Wolken gingen ineinander über.
    Gut so.
    Pétur stand da und wartete auf Ingileif.
    Er war zufrieden mit seiner Wahl des Treffpunkts. Genau wie mit der Straße nach Stöng. Pétur hatte Hákon mit der weit hergeholten Geschichte, er wisse, wo der Helm des Fafnir versteckt sei, an jenen abgelegenen Ort gelockt. Er hatte noch das erwartungsvolle, aufgeregte Gesicht des Pastors vor Augen, als der ihm im Auto oben über der Fossá entgegengekommen war. Pétur hatte den Pastor zum Fluss hinuntergeführt, war stehen geblieben und
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