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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch
Autoren: Michael Ridpath
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hatte ihn vorgehen lassen. Ein Schlag mit einem Stein auf den Hinterkopf, und der Pastor war gestürzt. Pétur konnte ihn gerade noch davon abhalten, sofort ins Wasser zu fallen. Er hielt ihn nur so lange fest, bis er ihm den Ring vom Finger gezogen hatte, dann schubste er ihn in die Strömung. Es konnte Wochen dauern, bis die Leiche gefunden wurde. Wenn überhaupt.
    Der Ring hatte noch eine andere Wirkung auf Menschen. Er brachte sie dazu, den gesunden Menschenverstand aufzugeben und das Unglaubliche zu glauben. Pétur lächelte. Ihm gefiel die Ironie der Geschichte, dass der Pastor auf dieselbe List hereingefallen war wie Gauk tausend Jahre zuvor.
    Pétur stand da, betrachtete den Wasserfall und dachte an seinen Vater. Dieser Ort erinnerte ihn immer an die sonnigen Zeiten, bevor alles so schlimm geworden war. Vielleicht stimmte es, was er zu Inga gesagt hatte. Vielleicht war ihr Vater hier wirklich gegenwärtig.
    Pétur erschauderte. Hoffentlich war dem nicht so. Er wollte nicht, dass sein Vater Zeuge bei dem war, was er mit Inga vorhatte, falls sie nicht versprach, den Mund zu halten.
    Pétur fragte sich, was die Polizei wohl denken würde, wenn sie die Leiche des Pastors beziehungsweise sein Auto fand. Ein Unfall? Möglicherweise Selbstmord?
    Eine gute Idee. Wenn es ganz schlimm kommen sollte und Inga im Wasserfall landete, könnte Pétur behaupten, sie hätte sich umgebracht. Sie hätte bei ihm angerufen. Sei außer sich gewesen, gequält von Schuldgefühlen, weil sie versucht hatte, Gauks Saga zu verkaufen. Sie hätte ihm gesagt, sie würde nach Gullfoss fahren. Er befürchtete, sie wollte sich umbringen, und sei dorthin geeilt, um sie davon abzuhalten. Aber er sei zu spät gekommen. Hätte sie noch springen sehen.
    Das würde erklären, warum er selbst beim Wasserfall war. Es käme der Wahrheit so nahe, dass er damit durchkommen könnte.
    Pétur drehte den Ring an seinem Finger. Mit großer Sicherheit würde er verhaftet werden und Schwierigkeiten haben, zu erklären, wie der Ring in seinen Besitz gekommen war. Besser, er versteckte ihn irgendwo, bevor er die Polizei alarmierte.
    Doch er machte drei Schritte vor dem ersten. Wenn es ihm gelang, Inga alles ordentlich zu erklären, würde sie ihn verstehen und einsehen, dass er keine andere Wahl gehabt hatte.
    Oder etwa nicht?

    Magnus und Steve Jubb rasten durch Fluðir und gelangten in das mit kuppelförmigen Gewächshäusern betupfte Ackerland dahinter, aus dem spiralförmig Vulkandampf aufstieg. Die Straße verlief an der Hochwasser führenden Hvítá entlang.
    »Ich bin so dämlich gewesen«, sagte Jubb. »Irgendwie habe ich mir eingebildet, der Tod von Agnar hätte nichts mit mir zu tun. Ich wusste ja, dass ich unschuldig war, und hoffte, die Existenz von Saga und Ring geheim halten zu können. Das schien es mir wert zu sein.«
    »Ich glaubte, Sie hätten den Professor umgebracht«, sagte Magnus.
    »Weiß ich. Aber ich wusste ja, dass ich es nicht gewesen war. Und ich denke, am Schluss kamen Sie auch dahinter.«
    »Hatten Sie irgendwas mit Pétur zu tun?«
    »Nein, nie«, sagte Jubb. »Ich kannte ihn nicht, sah ihn zum ersten Mal, als ich ihn mit Lawrence Feldman besuchte. Der Kerl ist echt seltsam. Gerissen. Reich. Aber sonderbar.«
    »Und Sie nicht?«, warf Magnus ein.
    »Es ist doch nicht schlimm, ein Anhänger vom Herrn der Ringe zu sein«, sagte Jubb abwehrend. »Schlimm ist es, wenn man sich davon blenden lässt und nicht mehr sieht, was in der Wirklichkeit passiert.« Er betrachtete die außergewöhnliche Landschaft, die immer wieder aus dem Nebel auftauchte. »Auch wenn ich mir manchmal nur schwer vorstellen kann, dass dieses Land zur Wirklichkeit gehört.«
    »Ich weiß, was Sie damit meinen.«
    Magnus’ Telefon klingelte. Vigdís.
    »Pétur ist weder zu Hause noch im Neon . Die haben ihn da den ganzen Tag noch nicht gesehen; keiner weiß, wo er ist. Ich fahre noch zu den anderen beiden Clubs.«
    »Brauchst du nicht«, erwiderte Magnus. »Er ist auf dem Weg nach Gullfoss, wo er seine Schwester treffen will. Und wie es aussieht, will er sie umbringen.«
    »Bist du dir sicher?«
    Magnus zögerte. Wie überzeugt war er? Er hatte in dieser Ermittlung schon mehrere Fehler gemacht. »Ja, bin ich. Hör mal, kannst du ein Sondereinsatzkommando besorgen? Wie heißen die hier noch mal – die Wikingereinheit? Für einen Hubschrauber hängen die Wolken wahrscheinlich zu tief, aber je schneller sie hier sind, desto besser.«
    »Wir bekommen die
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