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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch
Autoren: Michael Ridpath
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Ingileif machte einen Schritt nach hinten. »Okay, Vater hast du vielleicht aus Versehen getötet, aber die anderen beiden nicht. Moment mal – hast du Sigursteinn vielleicht auch ermordet?«
    Pétur nickte. »Du musst zugeben, dass er es verdiente nach allem, was er Birna angetan hatte. Ich flog von London rüber, traf ihn in Reykjavík und gab ihm ein paar Bier aus.«
    »Und dann landete er im Hafen?«
    »Genau.«
    »Wer bist du eigentlich?«, fragte Ingileif mit weit aufgerissenen Augen. »Du kannst nicht mein Bruder sein! Wer bist du nur?«
    Pétur schloss die Augen. »Du hast recht«, sagte er. »Es liegt an ihm.« Er zog die Hand aus der Tasche. Zeigte ihr den Ring an seinem Finger. »Hier. Schau ihn dir an!«
    Er zog ihn ab und reichte ihn Ingileif. Es war seine letzte Chance.
    Vielleicht würde der Ring seine Schwester ebenso verderben, wie er ihn, seinen Vater, Hákon und all die anderen verdorben hatte. Ingileif starrte ihn an. »Das ist er?«
    »Ja.«
    Sie schloss die Finger darum. Pétur verspürte den Drang, ihn ihr zu entwinden, riss sich aber zusammen. Sollte sie ihn haben. Sollte er seinen bösen Zauber auf sie ausüben.
    »Und? Was hast du jetzt vor?«, fragte Pétur.
    »Ich gehe zur Polizei«, sagte Ingileif. »Was hast du denn gedacht?«
    »Wirklich?«, fragte Pétur. »Willst du das wirklich tun?«
    »Ja, sicher«, erwiderte Ingileif. Sie schaute ihren Bruder düster an. In ihrem Blick lagen nicht nur Angst und Bestürzung, sondern auch Hass.
    Pétur ließ die Schultern hängen. Er schloss die Augen. Na gut. Dann sollte der Ring seinen Willen bekommen. Es war närrisch gewesen, zu glauben, die Sache könnte irgendwie anders ausgehen.
    Er tat einen Schritt nach vorn.

Ein Touristenbus kam Magnus entgegen, als er mit quietschenden Reifen auf den fast leeren Parkplatz fuhr. Zwei Fahrzeuge standen nebeneinander – ein großer Geländewagen und ein deutlich kleineres Auto mit Schrägheck. Ein dritter Wagen war einige Meter weiter geparkt.
    »Der ist von Ingileif«, sagte Jubb und wies auf das Schrägheck.
    »Sitzen bleiben!«, rief Magnus und sprang aus dem Fahrzeug.
    Er lief über den Parkplatz und einige Holzstufen hinunter. Vor ihm erschien der Wasserfall, ein Kessel von tosendem Wasser. Der Weg führte zu einem Vorsprung mit einem Aussichtspunkt auf halber Höhe des Falls.
    Nichts. Niemand. Nur Wasser. Eine unvorstellbare Menge Wasser.
    Magnus schaute nach oben. Der Weg hört ein kurzes Stück weiter auf, er konnte das Ende gut erkennen. Aber flussabwärts waren weitere Stufen, ein Pfad, noch ein Parkplatz, eine Schlucht. Jede Menge Platz, um nicht gesehen zu werden.
    Magnus rannte die Stufen hinunter in die Schlucht.

    »Pési? Was hast du vor?« Ingileif riss die Augen auf, doch ihre Wut war größer als die Angst. Pétur wusste, dass ihm ein Kampf bevorstand. Seine Schwester würde nicht wehrlos abtreten. Er hätte gern einen Stein oder einen stumpfen Gegenstand zur Hand gehabt, mit dem er sie hätte schlagen können. Wenn er ihr mit der Faust einen Hieb versetzte, der kräftig genug war, konnte er sie vielleicht ausschalten.
    Er schluckte. Es war sehr schwer, Ingileif zu schlagen.
    Aber ... er musste es tun.
    Pétur machte noch einen Schritt nach vorn. In dem Moment erhaschte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Ein Pärchen mit einem Stativ erschien am Rand der Senke. Eine Gestalt, nach Figur und Größe zu urteilen eine Frau, winkte zu ihnen herüber. Pétur reagierte nicht, sondern wandte sich wieder Ingileif zu, die nichts gemerkt hatte.
    Er musste auf Zeit spielen, warten, bis die Touristen fort waren. »Willst du, dass ich mich stelle?«, fragte er seine Schwester. »Ja«, sagt sie.
    »Warum sollte ich?«, entgegnete Pétur.
    Zwei Minuten lang führten sie ein stockendes Gespräch, und Pétur behielt das Pärchen am Rand seines Gesichtsfeldes im Auge. Er verfolgte, wie die beiden das Stativ aufstellten, es verrückten und dann wieder zusammenklappten. Pétur wusste nicht, ob sie ein Bild vom Wasserfall gemacht oder sich dagegen entschieden hatten. Aber er war froh, als sie wieder über den Rand der Senke verschwanden.
    Er machte den nächsten Schritt auf seine Schwester zu.

    Jubb blieb nicht im Wagen sitzen. Er sah sich auf dem Parkplatz um und ging dann zum Informationszentrum. Eine Dame mittleren Alters wünschte ihm auf Englisch einen guten Tag, sie hatte ihn als Ausländer erkannt.
    »Haben Sie hier zwei Personen gesehen?«, fragte Jubb. »Einen Mann und eine Frau? Der Mann hat
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