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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch
Autoren: Michael Ridpath
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eine Glatze, die Frau ist blond. Isländer.«
    »Nein, glaub nicht. Ich habe gerade mit einem Pärchen aus Deutschland gesprochen. Der Mann trug eine Wollmütze, deshalb weiß ich nicht, ob er eine Glatze hatte. Aber die Frau hatte dunkle Haare, das weiß ich genau. Sie wollten Fotos vom Wasserfall machen.«
    »Aber keine Isländer?«
    »Nein, tut mir leid. Obwohl ich von hier keinen guten Blick auf den Parkplatz habe.«
    »Danke«, sagte Jubb.
    Als er das Informationszentrum verließ, erblickte er das von der Frau erwähnte deutsche Pärchen, das vom Hügel zum Parkplatz hinunterstapfte, eng aneinandergedrückt wegen des Wetters. Der Mann trug ein Stativ über der Schulter.
    Jubb ging auf die beiden zu. »Hallo?«, rief er. »Sprechen Sie Englisch?«
    »Ja«, sagte die Frau.
    »Haben Sie da oben einen Mann und eine Frau gesehen? Der Mann hat eine Glatze, und die Frau ist blond?«
    »Ja«, antwortete die Frau. »Da oben auf dem Hügel.«
    Jubb dachte kurz nach. Sollte er selbst hinauflaufen oder Magnus holen?
    Magnus holen.
    Er lief vom Parkplatz zum Wasserfall.

    Pétur beschloss, Ingileif nicht zu schlagen, zumindest nicht sofort. Er schlenderte hinüber an den Rand der Schlucht.
    »Wo willst du hin?«, rief Ingileif ihm nach.
    »Mir den Wasserfall ansehen.«
    »Hörst du mir zu?«
    »Ja, ich höre.«
    Wie er gehofft hatte, folgte Ingileif ihm. Sie redete auf ihn ein, flehte ihn an, sich zu stellen. Doch sie hielt gebührenden Abstand.
    Pétur blieb kurz stehen, antwortete ihr und ging dann weiter. Es schien zu funktionieren. Schließlich war er nur noch ein kleines Stück vom Abgrund entfernt. Er musste schreien, damit sie ihn verstand.
    Ingileif war stehen geblieben. Sie ging keinen Schritt weiter.
    Da erkannte er an ihrem Blick, dass sie verstanden hatte, was er gerade tat – sie in den Tod locken. Sie machte einige Schritte nachhinten, drehte sich um und wollte loslaufen. Pétur stürzte ihr nach. Er hatte die längeren Beine, war stärker, fitter und holte sie ein, warf sie zu Boden.
    Sie schrie, doch ihr Schrei wurde vom Nebel und vom tosenden Wasser erstickt. Pétur drückte Ingileif ins Gras, sie kratzte ihm mit der rechten Hand durchs Gesicht.
    Verflucht! Das würde er den Bullen nur schlecht erklären können. Er würde sich etwas einfallen lassen müssen.
    Er schlug ihr ins Gesicht. Sie schrie, hörte aber nicht auf, sich zu winden. Erneut schlug er zu, härter. Ingileif rührte sich nicht mehr.
    Er schluckte. Heiße Tränen standen ihm in den Augen. Aber er hatte keine Wahl gehabt. Er hatte nie eine Wahl gehabt.
    Pétur schleppte seine Schwester in Richtung Wasserfall, an den Abgrund. Diese Stelle war nicht gut geeignet. Unten waren Felsen. Er wollte, dass sie direkt ins Wasser fiel. Dafür musste er sie ein paar Meter flussaufwärts ziehen.
    Pétur zerrte seine Schwester über den holprigen Pfad, ihre Beine und ihr Körper schlugen gegen den nackten Fels. Sie schien wieder zu sich zu kommen. Aber er hatte die günstige Stelle fast erreicht – eine Felsspitze, die einige Meter oberhalb des Wasserfalls aus dem Fluss ragte.
    Der Ring! Sie hatte ja noch den Ring! Verflucht! Was war, wenn sie ihn bei der Rangelei hatte fallen lassen? Oder war er doch in ihrer Tasche?
    Pétur legte seine Schwester ab. Sie stöhnte. Er begann, ihre Taschen zu durchsuchen.
    Da flog wie aus dem Nichts eine große Gestalt auf ihn zu und warf ihn um.

    Magnus hatte Steve Jubb wegen des tosenden Wasserfalls nicht gehört. Irgendwann blieb er stehen und schaute den Weg zurück, über den er gekommen war.
    Da erkannte er die untersetzte Gestalt von Jubb, der mit rudern den Armen den Pfad hinunter auf ihn zugelaufen kam.
    Magnus raste los. Es ging bergauf, es war steil, doch er gab alles.
    Normalerweise hielt er sich fit und lief mehrere Kilometer am Tag, wann immer er konnte. In Island hatte er dazu bisher keine Gelegenheit gehabt, und schon hatte er seine größte Leistungskraft eingebüßt. Sein Herz raste, er bekam schlecht Luft. Der Pfad war sehr steil, aber Magnus tat sein Bestes.
    »Hier oben!«, rief Jubb. »Über dem Wasserfall!«
    Magnus wartete keine weiteren Erklärungen ab, hastete einfach weiter bergauf.
    Oben angekommen, fühlte sich seine Brust an, als würde sie platzen.
    Da erblickte er die beiden: zwei Gestalten, nur wenige Meter vom Abgrund entfernt. Eine lag auf dem Boden, die andere beugte sich über sie.
    Magnus wurde noch ein bisschen schneller. Bei dem Getöse würde Pétur ihn nicht hören, außerdem war
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