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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund
Autoren: Bernd Perplies
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die Lehne einer der zwei schlichten Stühle, die zusammen mit einem Stockbett, einem Tisch und einer Waschnische die ganze Einrichtung darstellten.
    Randolph schnaubte. »Sie hingen an ihren Lippen! Diese Italienerin hätte auf sonstwelche Gedanken kommen können.«
    »Das hoffe ich doch sehr, denn nur deshalb habe ich mich so verhalten«, sagte Holmes mit einem selbstzufriedenen Grinsen. »Ich wollte sie von dem ablenken, was wirklich geschah.«
    »Was meinen Sie damit?«
    Holmes setzte sich auf das schmale untere Bett und klopfte auf seine Oberschenkel. »Na, komm her, Watson. Was weißt du zu berichten?«
    Die Geisterkatze spazierte gemessenen Schrittes auf ihn zu, sprang dann mit einem Satz auf die Bettdecke und von dort auf Holmes’ Schoß.
    »Augenblick mal … Watson?« Randolph hob verwirrt die Augenbrauen.
    »In der Tat«, bestätigte Holmes und strich mit einer Hand behutsam an der Stelle durch die Luft, wo sich das entstofflichte Rückenfell seiner durchscheinenden Gefährtin befand. »Ich habe sie in Francescas Kopf etwas herumspionieren lassen. Sie heißt übrigens gar nicht Francesca Buitoni, sondern Lionida Diodato. Was für ein hübscher Name. Ich finde, er passt zu ihr, meinen Sie nicht auch?«
    Randolph ging nicht auf die Frage ein. »Das heißt, Ihr eigener telepathischer Angriff war nur eine Finte?«, wollte er stattdessen wissen.
    »Sehr gut erkannt, mein lieber Brown. Mein plumpes Anklopfen an die Pforten ihres Geistes sollte nur vertuschen, dass Watson gleichzeitig durch das metaphorische Fenster hineinschlüpfte. Ich nahm an, dass sie einer Katze nicht viel Aufmerksamkeit schenken würde, wenn ich sie stattdessen vollkommen in Beschlag nehmen würde. Offensichtlich lag ich damit nicht ganz falsch.« Er warf der Katze einen milde tadelnden Blick zu. »Auch wenn du durch deine allzu deutliche Abneigung gegenüber diesem Scarcatore beinahe alles ruiniert hättest«, sagte er und klopfte Watson leicht auf den Rücken.
    Er ist ein gefährlicher Mann , meldete sich die Geisterkatze zu Wort. Randolph sah, dass sich ihre Krallen bei den Worten in den Stoff von Holmes’ Hose gruben und ihr Schwanz zweimal nervös zuckte. Die Magie selbst scheint ihn zu fürchten, denn dort, wo sogar bei gewöhnlichen Menschen ein leichter Glanz ist, herrscht bei ihm nur Dunkelheit. Halte ihn von mir fern. Er ist widernatürlich.
    Der letzte Satz klang ein wenig komisch, ausgesprochen von einer Katze, durch deren Körper man hindurchschauen konnte wie durch eine Luftspiegelung, aber Watson erweckte nicht den Eindruck, als sei sie zum Scherzen aufgelegt.
    »Keine Angst, meine Liebe«, sagte Holmes. »Dieser Knabe wird dir keinen Ärger bereiten. Dafür sorge ich schon. Und wenn ich zum beliebten Allheilmittel unseres guten Mister Brown greifen muss.«
    Randolph ballte die rechte Hand zur Faust und hob sie mit grimmigem Grinsen in die Höhe. »Hilft auch bei Magiern.«
    »Was hast du noch herausgefunden, Watson?«, fragte Holmes.
    Nicht viel. Die Gedanken der Frau konnte ich nicht verstehen.
    Holmes verzog das Gesicht. »Natürlich. Sie wird auf Italienisch gedacht haben. Wie dumm von mir. Ich hätte es verstanden … «
    Allerdings fand ich einige Bilder in ihrem Kopf. Sie kommt aus einer riesigen Stadt mit vielen Kirchen und Tempeln. In der Mitte fließt ein Fluss. Und sie dient einem grauhaarigen Mann, der wie ein Priester aussieht. Sie reiste mit einer Kutsche in die Berge. Dort war das Flugschiff versteckt. Ich glaube, sie ist die Anführerin hier, auch wenn der Mann mit dem Schnauzbart sich so wichtig gibt.
    »Ja, in dieser Annahme stimme ich mit dir überein.« Holmes nickte bedächtig. Er warf Randolph einen Blick zu. »Vielleicht haben wir uns geirrt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Das Flugschiff gehört gar nicht den Deutschen. Die Kreuze auf dem Rumpf hielt ich zuerst für Zeichen des Kaiserreichs. Aber schon der Name hätte mich stutzig machen sollen: Gladius Dei – das Schwert Gottes. Ich habe vielmehr das Gefühl, dass wir der vatikanischen Magieabwehr in die Hände gefallen sind.«
    »Na großartig«, brummte Randolph. »Diese Hexenjäger mag ich ja besonders.«
    »Nun, zumindest können wir davon ausgehen, dass der Papst nicht die Absicht hat, die Quelle für sich zu beanspruchen. Bei den Deutschen wäre das sicher anders gewesen. Ich glaube, dass dieses Schiff und seine Besatzung geschickt wurden, um die Wahre Quelle zu zerstören – wie auch immer sie das anstellen wollen.«
    »Das heißt, diese
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