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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund
Autoren: Bernd Perplies
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zu werden.
    »Das sagte ich schon«, bestätigte Moriarty. »Da dieser Flugapparat von Ihnen umfangreiche – und ich möchte hinzufügen: höchst staunenswerte – Fadenmanipulationen aufweist, hielt ich es für unbedenklich, diesbezüglich offen zu Ihnen zu sein.«
    »Und was ist mit Ihren Begleitern?«
    Moriarty neigte den Kopf. »Wenn ich vorstellen darf: Moran, meine Katze, und Mister Brown, der, ganz ungeachtet seines Äußeren, nicht mit irgendwelchen griechischen Naturgeistern verwechselt werden möchte. Ein bedauerlicher magischer Unfall sorgte für sein etwas ungewöhnliches Erscheinungsbild – doch im Herzen ist er durch und durch ein Londoner Mann von der Straße.«
    »Erzählen Sie denen doch gleich meine ganze Lebensgeschichte«, knurrte sein Begleiter.
    »Wir wollen mal nichts überstürzen«, erwiderte Moriarty, der offenbar immer das letzte Wort haben musste. »Noch wissen wir nicht, ob diese Gentlemen Freund oder Feind sind.«
    Lionida entging nicht, dass er sie in diese Frage nicht mit einbezog. Da sie nicht annahm, dass er sie beleidigen wollte, indem er sie einem Mann gleichsetzte, hatte er sich allem Anschein nach sein Urteil über sie bereits gebildet.
    »Bevor wir uns dieser Frage widmen, sollten wir vielleicht zumindest der Höflichkeit Genüge tun und die Vorstellungsrunde beenden«, sagte Lionida. »Hauptmann von Stein kennen Sie bereits. Und dies hier ist Signore Emilio Scarcatore. Er begleitet mich auf dieser Reise.« Sie deutete auf den Wissenschaftler des Officium contra Magiae , der daraufhin grüßend nickte.
    Morans Nackenhaare sträubten sich, und der Schwanz der geisterhaften Katze peitschte unruhig hin und her. Moriartys Augen verengten sich leicht, als er Scarcatores Nicken erwiderte. Sie spüren, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt , erkannte Lionida. Normalerweise gab sich ihr Begleiter große Mühe zu verheimlichen, dass er ein Deflector war. Doch ganz war es ihm offenbar nicht gelungen, seine besondere Beziehung zur Magie vor dem prüfenden Auge von Moriarty und Moran zu verbergen. Ihnen entgeht nicht viel, Mister Moriarty, nicht wahr? Aber meine Geheimnisse werde ich schon zu hüten wissen.
    »Um zu Ihrer Frage zurückzukehren, ob wir Ihre Freunde oder Feinde sind … « Die Magieragentin vollführte eine vage Geste mit der rechten Hand, um die Aufmerksamkeit ihrer Gäste abzulenken, während sie, in der Absicht, selbst ein wenig zu spionieren, in die Wahrsicht überwechselte. »Das hängt nicht unwesentlich davon ab, in wessen Diensten Sie stehen und welche Pläne Sie hier draußen verfolgen.«
    Wie ein Vorhang glitt die Wirklichkeit beiseite und enthüllte das gelblich glitzernde Fadenchaos, das dahinter vor den Blicken normaler Menschen verborgen lag. Funkelnd zogen sich die Fäden kreuz und quer durch den Salon des Luftschiffs, wobei sie die anwesenden Personen in ein dichtes Geflecht aus Verbindungen hüllten. Lionida richtete ihre Aufmerksamkeit auf Moriarty. Es überraschte sie kaum, dass dessen Fadenaura von geradezu nichtssagenden Willkürbewegungen geprägt war. Der Magier schützte sich vor einer Überprüfung in der Wahrsicht. Sie würde sich also bei der Frage, ob er sie belog oder die Wahrheit sprach, auf ihr Gefühl verlassen müssen.
    Moriarty räusperte sich. »In wessen Diensten wir stehen, lässt sich dieser Tage nicht mehr so leicht beantworten wie früher. Einst gehörte ich dem Orden des Silbernen Kreises an, doch das ist schon seit einiger Zeit nicht mehr der Fall. Darüber hinaus besteht auch der Orden nicht mehr in der Art, wie man ihn kannte.«
    Die Nennung des britischen Magierzirkels ließ Lionida aufhorchen. In ihrem Kopf begannen Mosaiksteinchen an ihren Platz zu fallen und ein Bild zu ergeben. Seit gestern Abend sind wir auf dem Weg zu den Koordinaten, wo sich laut Emma die Wahre Quelle der Magie befinden soll. Dabei folgen wir in etwa der Route, die auch der Wahnsinnige Wellington mit seinem zum Leben erwachten Tauchboot genommen haben dürfte. Nun fischen wir zwei Magier aus dem Meer, die dem Order of the Silver Circle angehören – oder angehört haben. Könnte es sich um entflohene Gefangene handeln? Dass es zum Kampf zwischen den Anhängern des Ersten Lordmagiers Albert Dunholm und den Getreuen von Victor Mordred Wellington kam, wissen wir ja mittlerweile. Wenn dem so wäre, hätten wir wohl einen gemeinsamen Widersacher.
    Lionida beschloss, dieser Frage auf den Grund zu gehen und sich dafür etwas weiter aus dem Fenster zu lehnen. Sie
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