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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund
Autoren: Bernd Perplies
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abwenden. Ihr Blickwinkel verschob sich auf Übelkeit erregende Weise, denn auf einmal war es ihr, als schaue sie aus der Tiefe zu etwas hinauf, das an eine am Himmel hängende, brodelnde Wasseroberfläche erinnerte, durch die schimmernde blaue Lichtblasen aufstiegen. Erneut krachte irgendwo Donner, und mit dem grollenden Nachhall erzitterte die Energiewand über ihr wie eine zart gespannte Haut im Wind. Gleich darauf explodierte die Wand unvermittelt, und ein Schauer aus Sternensplittern breitete sich in alle Richtungen aus, zerfetzte Wolkenberge, raste auf Elisabeth zu. Wieder schrie sie auf und riss instinktiv die Arme vors Gesicht. Ein Tosen, wie eine Feuerwalze, hüllte ihren Leib ein und zerrte schmerzhaft an all ihren Gliedern. Doch schon einen Herzschlag später hatte sie es überstanden. Sie nahm die Hände vom Gesicht und gewahrte dabei zum ersten Mal bewusst, dass sie tatsächlich noch so etwas wie einen Körper besaß. Aber irgendetwas stimmte damit nicht …
    Die Haut ihrer Hände und Unterarme, die unter den zerfetzten Ärmeln ihres Kleides zu sehen waren, war leichengrau. Schwarze Adern zogen sich über ihre Handrücken und die Innenseiten ihrer Handgelenke. Ihre Fingernägel ähnelten verhornten Klauen. Und zahlreiche Wunden, in denen bläulich glühende Splitter steckten, klafften in ihrem Fleisch.
    Elisabeths Augen weiteten sich voller Entsetzen, und ihr Herz schlug schneller, als sie den Kopf hob oder senkte – ganz sicher war sie sich da nicht mehr – , um den Rest ihres Körpers zu betrachten. Das Bild war das gleiche. Ihr helles Kleid hing in Fetzen von ihrem Leib. Überall, wo Haut durch das Unterkleid hindurchblitzte, war diese von faulig-blassem Grau, und an den Stellen, wo sie von den messerscharfen Kristallsplittern getroffen worden war, lief schwarzes Blut in Rinnsalen an ihr hinunter. An den Oberschenkeln und Oberarmen glaubte sie etwas Hartes zu spüren, und als sie mit zunehmender Panik ihre Klauen in den Stoff grub und ihn fortriss, sah sie dick verhornte Stellen, die sich wie schorfig verkrustete Wucherungen an den Außenseiten ihrer Beine und den Oberarmen entlang bis zum Rücken zogen.
    Erst in diesem Moment wurde ihr der Schatten auf ihrem Rücken richtig bewusst, den sie bislang bloß aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatte, ohne ihm in all dem Chaos aus Licht und elementarem Toben weitere Beachtung zu schenken. Elisabeth drehte den Hals und schaute über die Schulter. Unter den weißen Fetzen ihres Kleides verbarg sich ein Fremdkörper, etwas Großes, etwas …
    Zitternd zwang sie sich, nach hinten zu greifen, und krallte die Klauenfinger in den Stoff. Ächzend zog und zerrte sie daran, riss weiße Fetzen beiseite, spürte etwas Festeres darunter und versuchte, es zu fassen zu bekommen. Ihre Miene verzerrte sich vor Anstrengung. Und unvermittelt öffneten sich mit einem dumpfen Schlag die weiten, nachtschwarzen Schwingen auf ihrem Rücken, breiteten sich zur Linken und zur Rechten riesenhaft neben ihr aus und blähten sich in den ewigen Winden des Infernos!
    Elisabeths dritter Schrei war der lauteste von allen, ein furienhaftes Kreischen des Entsetzens, der Angst und des Zorns, das durch die endlosen Weiten der Sphäre der Magie hallte.

kapitel 27:
    unsichere allianzen
    »Duchess of York erfreut sich bester Gesundheit. Eine Meldung der Press Association, dass die Ehefrau des zukünftigen Thronfolgers um drei Uhr in den Morgenstunden in Sandringham House bei der Geburt ihres jüngsten Sohnes ums Leben gekommen sei, hat sich als falsch herausgestellt. Das Gerücht war im Zuge des Todes der Duchess of Bedford aufgekommen und wurde mittlerweile durch eine offizielle Stellungnahme dementiert. Der Duchess of York und auch ihrem Sohn gehe es gut, heißt es darin.«
    – London Times, 24. April 1897
    24. April 1897, 13:02 Uhr GMT
    Atlantik, etwa 450 Seemeilen südwestlich von England
    Über dem Atlantik lag ein freundlicher Aprilnachmittag. Kaum ein Lüftchen regte sich, und das Meer funkelte im Schein der strahlenden Sonne.
    Im Salon des Luftschiffes Gladius Dei herrschte ein deutlich kühleres Klima, und das hatte nichts mit der tatsächlichen Raumtemperatur zu tun. Lionida Diodato stand an der Fensterfront des Raums und hatte die Hände vor dem Körper gefaltet. Ihr Blick, der durch die gelb getönten Gläser ihrer Brille fiel, ruhte auf der Gruppe Männer, die sich in der Mitte des Salons mit grimmigen Mienen gegenüberstanden.
    Auf der einen Seite war da Hauptmann Friedrich
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