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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund
Autoren: Bernd Perplies
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korrekt sind, sollten wir die Insel in etwa vierzig Stunden erreichen. Ich gehe allerdings davon aus, dass wir das Wirken der Quelle schon lange vorher zu spüren bekommen.«
    »Mit Sicherheit«, pflichtete die Magieragentin ihm bei. »Nichtsdestoweniger bleibt mir dann ja noch genug Zeit, mich um Mister Holmes zu kümmern.«
    »Sie wollen auf seine Avancen eingehen?«, fragte der deutsche Offizier.
    »Ja. Ich werde ihn mit einigen der Informationen füttern, nach denen er dürstet – und zugleich dafür sorgen, dass wir beste Freunde werden.« Sie lächelte selbstzufrieden. »Das sollte nicht schwer sein. Er ist schließlich auch nur ein Mann.« Sie warf einen Blick zum vorderen Fenster. Glitzerndes blaues Wasser erstreckte sich bis zum Horizont. In der Ferne zerfaserte die Dampfwolke eines winzigen Schiffes in der klaren Luft. Die Seeleute würden niemals erfahren, dass man sie von hoch oben beobachtet hatte. Das riesige Luftschiff hatte längst seinen Tarnkokon wieder aktiviert.
    »Ich glaube, es ist gar nicht so übel, dass wir nun zwei weitere Magier, die nicht ganz unerfahren wirken, an unserer Seite haben«, fuhr Lionida nach kurzem Schweigen fort. »Wer weiß, was uns an der Wahren Quelle der Magie alles erwartet.«
    Von Stein schnaubte belustigt. »Sie gedenken, sie als magisches Kanonenfutter zu verheizen, nachdem Sie ihnen zuvor ihre Geheimnisse entlockt haben?«
    »Wenn es nötig ist, um unsere Aufgabe zu erfüllen« , erwiderte Lionida. »Natürlich müssen sie das Gefühl haben, ein heldenhaftes Opfer für die gute Sache zu bringen. Etwas Fingerspitzengefühl im Umgang mit Holmes und Brown ist also durchaus gefragt.«
    »Und die Katze?«, fragte von Stein.
    Die Magieragentin verzog das Gesicht. »Das wird etwas schwieriger werden, fürchte ich. Katzen lassen sich nicht leicht um den Finger wickeln.« Unwillkürlich musste sie an sich selbst denken. Wir sind uns zu ähnlich, meine liebe Watson. Hoffen wir, dass dieses Schiff nicht zu klein für uns beide ist … Sie straffte sich. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, meine Herren. Ich werde der guten Miss Potts mal einen Besuch in ihrer Kabine abstatten – um sie über unsere Gäste zu informieren und sie ein wenig über diese auszufragen.«
    »Halten Sie das für eine kluge Vorgehensweise?«, wandte von Stein ein. »Miss Potts ist Britin wie Holmes und Brown auch. Sie könnte Ihre Täuschung sabotieren, indem sie Holmes warnt.«
    Lionida legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. »Emma Potts dient dem Heiligen Stuhl. Darüber hinaus sehnt sie sich in diesen Tagen nach Führung und nach dem verständnisvollen Ohr einer Freundin. Ich biete ihr beides. Sie wird mich nicht verraten. Zumal ich gar nicht beabsichtige, sie in alles einzuweihen, was ich vorhabe.«
    »Verstanden«, sagte von Stein. »Ich lasse Sie wissen, wenn sich irgendetwas ereignet, das Ihrer Aufmerksamkeit bedarf. Ansonsten sehen wir uns beim Abendessen.«
    25. April 1897, 16:46 Uhr GMT
    England, Anvil Point, etwa zehn Meilen südwestlich von Bournemouth
    Der Himmel über der Südküste von England hatte sich zugezogen. Dichte Wolken und ein frischer Wind kündeten von kühlerem Wetter. Das Meer am Fuße der hohen weißen Klippen von Anvil Point war von einem stumpfen Grau und erinnerte an flüssiges Gestein. Kleine, helle Gischtkämme zeigten sich auf den Wellen.
    Jonathan stand am Rand der Abbruchkante und unterdrückte ein Frösteln, während er über das Meer hinaus in die Ferne schaute. Ein paar Schritte weiter ging sein Freund Robert ruhelos auf und ab. Er wirkte etwas kränklich, was vermutlich auf die Geschehnisse der letzten Nacht zurückzuführen war. Doch auf ein Nachfragen Jonathans hatte er behauptet, es ginge ihm gut, und es war nicht Jonathans Art, einen Freund zu bedrängen. Hinter den beiden Männern saß Kendra auf einem Stein und brütete vor sich hin. Sie alle warteten auf ein Schiff, von dem sie nicht wussten, ob es jemals kommen würde.
    Jonathans Rechte lag auf Ruperts ledrigem Rücken, und seine Finger kraulten geistesabwesend den Kopf des ausgestopften und magisch wiederbelebten Minialligators, der aus der Stofftasche herauslugte, die über Jonathans Schulter hing. Noch vor zwei Tagen hätte er sich nicht getraut, dem beißfreudigen Reptil mit der Hand zu nahe zu kommen. Doch in erstaunlich kurzer Zeit hatte sich das magische Tier an ihn gewöhnt – und er sich auch irgendwie an Rupert.
    Giles McKellen hatte es Jonathan prophezeit: Er hat Ihr Hosenbein
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