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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt
Autoren: Sven Regener
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auf der Maschine
klarzumachen, aber sie hinterher und immer schön an mir
dran, weiß der Geier, wieso die gerade mich dabeihaben wollten, die gedopten
Euphoriezausel, und nun, noch bei ihnen in der Laberzange und drauf
konzentriert, dass die Kaffeemaschine ihre Pflicht erfüllte, erwischte mich die
schwache Phase, ich war plötzlich todmüde und wusste überhaupt nicht mehr, was
ich hier eigentlich tat, Basti, Schöpfi, Bummbumm, Geschrei, Rauch, Bier, was
tu ich hier, ich zwinkerte mit den Augen, weil sich ein Schleier vor alles
legte und ich versuchte, mir mit einem Finger die Ohren freizubohren, weil das
Bummbumm auf einmal nur noch wie durch Watte kam, und ich dachte darüber nach,
mir einen Stuhl zu suchen, auf den ich mich mal kurz setzen konnte, denn die
Knochen waren wie aus Blei, die Glieder wie zerschlagen, die Muskeln schmerzten,
Schlaf, Schlaf, Schlaf, dachte ich, Schlaf oder Koks, nur nicht mehr rauchen
und kein Kaffee mehr, aber Wasser, Wasser, und ich suchte unter dem
Waschbecken, in dem Sigi gerade Pfandbecher abspülte, eine Flasche Mineralwasser,
ich war sicher, dass ich ein paar Flaschen dort für mich gebunkert hatte, aber
da war nichts mehr, also nahm ich Sigi einen Becher ab, füllte ihn mit Leitungswasser
und trank ihn leer und dann noch einen und Sigi sagte »Alles okay, Charlie?«,
und ich sagte »Ja, aber ich brauch mal ‘ne Pause«, und sie sagte »Ich auch!«,
und ich nickte und mir fiel das kleine Kabuff ein, für das ich einen Schlüssel
bekommen hatte und in dem ich die Bierfässer verstaut hatte, die waren jetzt
alle leer, das letzte hatten wir vor einer Viertelstunde angestochen und der
Typ von der Event Gastro Essen war nicht mehr wiedergekommen, und wenn ich
nicht so müde gewesen wäre, hätte ich mich auf den Weg gemacht, den Mann zu
finden, aber jetzt hatte mich die schwache Phase erwischt und ich sah in der
Nähe einen Stuhl an der Wand stehen, auf dem ein
Haufen Jacken lagen, die warf ich auf den Boden, ging mit dem Stuhl zu dem
kleinen Kabuff, schloss es auf, machte das Licht an, stellte den Stuhl zwischen
die Bierfässer, schloss die Tür von innen ab und setzte mich hin.
    Nur mal
kurz ausruhen, dachte ich. Nur mal kurz die Augen schließen!

74. Der alte Eierdieb
    Die Tür
ging auf und Werner
kam rein.
    »Ich dachte
eigentlich, ich hätte abgeschlossen!«, sagte ich überrascht.
    »Abgeschlossen,
am Arsch«, rief Werner. »Komm mit, wir müssen zu Ferdi.«
    »Seid ihr
jetzt schon so gute Freunde, dass ihr per du und Vornamen seid, Werner?«
    »Ich bin
mit allen per du und Vornamen«, sagte Werner. »Das ist jeder, der einen
Nachnamen wie Maier hat.«
    »Ja«, sagte
ich, »ich weiß, was du meinst. Aber würde man per Sie sein, wenn man Przybilla
hieße?«
    »Auf
jeden«, sagte Werner.
    »Das ist
eine für dich untypische Antwort«, sagte ich. »Ich kenne einen, der tatsächlich
Przybilla heißt, und der …«
    »Rück mal«,
sagte Werner. Ich rückte etwas beiseite und er setzte sich auf die andere
Stuhlhälfte.
    »Mach die
Tür zu«, sagte ich, »sonst kommen die anderen auch noch alle rein. Wo war ich
stehengeblieben?«
    »Przybilla«,
sagte Werner und schloss die Tür. »Wieso ist hier eigentlich Licht drin, sollte
man das Licht nicht ausmachen, wenn man schlafen will?«
    »Wir sind
hier nicht bei Clean Cut 1«, sagte ich. »Und schließ mal ab.«
    Werner
schloss die Tür ab.
    »Der heißt
Przybilla, aber sie nennen ihn Hosti Brosti.«
    »Nicht
schlecht«, sagte Werner. »Das könnte aber auch Vor- und Nachname sein. So
gesehen wäre er dann namenstechnisch nur vom Regen in die Traufe gekommen.
Aber ich wollte eigentlich was anderes sagen.«
    »Hosti
Brosti ist aber voll der Hit«, sagte ich. »Da geht’s oben auf und es regnet
rein.«
    »Na
sauber.« Werner sah sich ein bisschen um. »Komische Kabine hier«, sagte er,
»und warum sind die Fässer alle noch voll.«
    »Die sind
nicht voll«, sagte ich.
    »Klar sind
die voll«, sagte Werner.
    »Die sind
nicht voll«, sagte ich.
    »Klar sind
die voll«, sagte Werner, »die sind sowas von voll, guck doch hier, ich bin doch
nicht blöd, ich habe doch alles dabei!«
    Er hatte
einen Apparat in der Hand, der bestand aus einem Rohr und obendran waren eine
Druckpatrone und ein Wasserhahn und alle möglichen Schrauben und Flansche und
Rohrschellen und Rohre und Schläuche angebracht, es sah ziemlich kompliziert
aus.
    »Hier!«,
sagte Werner. Er beugte sich vor und stach mit dem kurzen Rohr des Apparats auf
das ihm nächststehende
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